Ansprache zur Beerdigung - Tod eines Menschen, Geschlecht und Alter gleichgültig Jes. 43, 1f Liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde! Wir wollen ---------- einen Vers aus dem Buch Jesaja widmen. Es ist ein Wort, das wir oft den Kin- dern bei der Taufe mitgeben, wenn sie noch ihr ganzes Leben vor sich haben. Aber es ist genauso ein Vers, der zu uns spricht, wenn ein Leben zuende gegangen ist und wir Abschied nehmen müssen. Das ist dieses Wort: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Ein wunderschöner Vers. Und sehr tröstlich. Und ich denke mir, liebe Angehörige, daß er auch zu- allererst Sie ansprechen soll und will, Sie, die jetzt alleingeblieben sind nach diesem Sterben. Fürch- te dich nicht... Vielleicht sagt Ihnen das ja, daß Sie sich jetzt nicht ängsten müssen. Nicht um sich selbst, da Ihnen dieser Mensch jetzt so fehlt und sie nicht wissen, wie es weitergehen soll. Aber auch nicht um die/den Verstorbenen selbst angesichts der Frage: Was wird denn nun aus ihr/ihm...im Tod. Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst... Wir Christen sind ja alle von Gott geliebte und behütete Leute! Und das gilt ja auch und gerade in solchen Lebenszeiten, in denen wir ganz unten und durch die Schläge des Schicksals ganz schwach und klein sind. Und wir haben sicher alle schon in solchen Zeiten gespürt - wenn wir nur ein wenig Vertrauen in Gott aufbringen - daß wir gerade dann nicht allein sind, nicht verlassen und schon gar nicht verloren. Vielmehr macht Gott uns dann in unserer Schwäche stark, und wenn wir ganz unten und ganz klein sind, dann ist seine Hilfe um so größer. Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst... So wird dieses Wort jetzt für Sie, liebe Angehörige, zu Gottes fester Zusage: Er wird Ihnen aus dieser Zeit heraushelfen, in der Sie sich so klein, schwach und verlassen fühlen. Und auch wenn wir an Ihre/n Verstorbene/n denken gilt das: Fürchte dich nicht... Gott hat sie/ihn jetzt erlöst aus aller Krankheit und Schwäche und den Gebrechen dieser Welt, denn für sie/ihn und für uns spricht der zweite Teil dieses wunderschönen Verses: ...ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Stellen wir uns das jetzt ruhig einmal ganz kindlich und ganz bildhaft vor: Wir haben einen Vater im Himmel. Der kennt seit unserer Geburt unseren Namen. Ja, schon im Mutterleib hat er uns geformt und beschenkt mit all den Gaben, die wir dann selbst in unserem Leben mehr oder weniger glücklich entfalten. Von ihm kommen wir her. Er weiß unseren Namen. Wir gehören ihm - in diesem Leben, soweit wir das zulassen und einmal ewig, wenn wir ihm glauben und auf seinen Sohn Jesus Christus vertrauen. ...ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Gott hat auch --------- ge- kannt, seit er sie/ihn im Leib ihrer/seiner Mutter gebildet hat. Er hat sie/ihn gerufen und sie/er war und ist jetzt sein in Ewigkeit. Wir dürfen sie/ihn ohne Angst, seelenruhig loslassen. Aber dieser wunderschöne Vers spricht auch uns alle an, liebe Trauergemeinde. Er will und kann für uns so etwas wie ein Kompaß sein, ein sicherer Wegweiser durch dieses Leben. Dieses Wort spricht uns allen Kraft und Mut zu. Und es kann uns die Ängste nehmen, die uns ja auch nicht fremd sind: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst... Jetzt kann ich am Kreuzweg, an dem ich vielleicht gerade stehe, mutig voranschreiten. Da werden mir die Zweifel und die Befürchtungen genommen: Wie ich auch gehe, ich bin nicht allein, ich bin begleitet von dem, der meinen Namen kennt, dem ich gehöre... Und ich kann gehen, so oder so und weiß, es wird mir zum besten dienen. Fürchte dich nicht... Aber so ein Kompaß kann ja noch mehr - und solch ein Wort auch: Er zeigt ja auch überhaupt die Richtung zum Ziel! Wo ich auch bin - ob in der Wüste eines geplagten Lebens oder in den schönen Tälern des Glücks - die Nadel meines Kompaß zeigt immer das Ziel - die Ewigkeit, die Heimat, das Land ohne Tränen und Leid. Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst... Vergiß nicht, du irrst hier in deinen Jahren nicht ziellos umher. Du bist unterwegs nach Hause. Was sich dir auch auf deiner Lebensstraße in den Weg stellt, welche Hindernisse, Durststrecken und Dunkelheiten es auch zu be- stehen gibt, du kommst einmal an: Bist daheim, im Frieden, in der Nähe Gottes: Ich habe dich er- löst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Ich glaube, wir spüren das jetzt alle, wie solch ein Kompaß einem Leben doch sehr viel Kraft geben kann und Hilfe - besonders, wenn der Weg steinig ist und mühsam. Das sagt Gott uns zu: Ich habe dich bei deinem Name gerufen, du bist mein. Liebe Trauergemeinde, nun höre ich aber doch auch - angesichts der Zeit, in der wir leben - eine Mahnung in diesem Wort! Denn haben viele Menschen unserer Tage nicht vergessen, daß Gott sie beim Namen ruft und sie ihm gehören? Andererseits frage ich mich: Kann ich mit diesem wunderba- ren Vers, mit dieser freundlichen Zusage Gottes, wirklich mahnen: Fürchte dich nicht...? Kann ich damit denn nicht nur freundlich einladen: Wollt ihr nicht auch euer Leben nach dem Kompaß Gottes ausrichten? Darf Gott euch nicht auch der Wegweiser sein, der euch die Richtung angibt und schließlich ans Ziel bringt? Und dann: Muß ich überhaupt noch "mahnen"? Geht das denn in diesen Tagen nicht noch dem letz- ten auf, daß wir bei allem Wohlstand und aller Zerstreuung, die heute möglich ist, völlig ohne Ori- entierung durch unsere Jahre tappen? Haben wir das nicht alle längst gespürt, daß uns der vielge- priesene Fortschritt aufs Ganze gesehen, nicht glücklicher hat werden lassen und vor allem - nicht menschlicher! Ich will deutlicher sprechen: Ja, heute können die verschiedenen Generationen eigene Häuser be- wohnen und jede kann abends ihr eigenes Programm empfangen. Aber es gab Zeiten, da wurde allen gemeinsam das Herz warm beim abendlichen Gedankenaustausch und dem Erzählen der alten Ge- schichten. Und die Nachbarn waren auch noch dabei. Und gewiß können wir heute einander anrufen; früher aber haben wir einander besucht und dabei vielleicht die Einsamkeit für eine Stunde aus der Stube eines alten Menschen verbannt. Und schließ- lich haben sich die Menschen vor Zeiten auch (hier) in der Kirche oder Zuhause bei ihrer Bibellese noch mehr von Gottes Wort ansprechen lassen. Heute ist dazu oft keine Zeit mehr, viel Zeit aber ha- ben wir dafür, was eigentlich tot und unwichtig ist und uns innerlich leer läßt. - Wie gesagt: Gespürt haben wir das alle schon. Mancher ist gar an dieser Leere seines Lebens und dem Mangel an Sinn und Orientierung krank geworden. Viele sind auf der Suche, was denn zum Kompaß ihres Lebens dienen könnte. Und je weiter die Zeit und der "Fortschritt" voranschreiten, um so stärker und oft verzweifelter wird diese Suche. Nein, "mahnen" will ich nicht. Ich will einladen, und ich glaube, daß ich damit einen zweiten An- spruch dieses schönen Wortes erfülle: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst... Gott ist die Ori- entierung für unser Leben. Er ist der Wegweiser, der Begleiter und das Ziel. Sein Wort ist unser Kompaß - und es ist uns gerade so nahe wie unsere Bibel im Bücherschrank und unser Gottesdienst am Sonntag. Liebe Trauergemeinde! ---------- hat das Ziel des Lebens erreicht. Wir müssen uns um sie/ihn nicht mehr sorgen. Lassen wir uns jetzt von diesem Wort ansprechen, ins Nachdenken bringen und begleiten: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Gott schenke uns Ziel und Richtung für unser Leben! AMEN