Aus dem dritten Band der Gedichte von Pfr. Schein: „In Eichendorf bei Pfarrer Schein” 24. Folge: Ein Wort - noch vor der Überschrift: Dies Pfarrer-Schein-Gedicht betrifft besonders, die wir »Narren« nennen, als »Schelmen« oder »Jecken« kennen und ist - bei nüchterner Vernunft und klaren Geistes Wiederkunft -, nachdem es langer »toll« gewesen, am Aschermittwoch gut zu lesen. Pfarrer Schein und die Fastnacht Was Schein - als Pfarrer - dazu treibt, daß er zu diesem Thema schreibt, ist nicht, wie viele sicher meinen, die ganze »Fastnacht« zu verneinen, auf daß er, »was vom Teufel stammt«, in Bausch und Bogen hier verdammt. Auch plant er nicht, wie manche wähnen, fanatisch, mit gefletschten Zähnen und einem Mundvoll Moralin, hier gegen Narren loszuziehn, weil die - oh Sünde! - sich nicht scheuen, an Maskentreiben sich zu freuen, an Wein, Gesang und Schelmerei und auch noch sonst so allerlei . . . Hier möchte Schein sich nicht verbinden mit denen, die das »sündig« finden, denn von allein kommt Sünde nicht. Ich kann mit offenem Gesicht und auch maskiert viel Falschheit treiben, doch so und so auch sauber bleiben, weil Masken tote Dinge sind. Ob »Sünde« über mich gewinnt, das soll und muß ich selbst entscheiden: Hopp oder dopp, das sind die beiden, und das bleibt immer meine Wahl! Und ist nicht leider wahr nunmal, daß Menschen sich ja meist maskieren? Warum noch Worte dran verlieren, wenn einer, der sich stets versteckt, dann mittels Larve doppelt deckt? Auch mußte Schein schon manchmal denken: Ob wir nicht etwa »Affen« kränken, wenn uns ihr Kopf als Maske ziert? (- und obs nicht manche de-maskiert, wenn sie grad Affen-masken tragen???) Genug davon. Schein will was fragen und denkt, die Antwort ist nicht schwer: Wo, meint Ihr, kommt die »Fastnacht« her? Ihr kennt doch wohl der »tollen Tage« dereinstgen Ursprung? Ja, ich wage hier jede Wette, daß Ihr wißt, was »Karnevals« Bedeutung ist . Ihr Narren schweigt? Na gut, ich warte. - Wie bitte? Ist »nicht Eure Sparte«? So? Und Ihr glaubt, die Antwort reicht? Nehmt Ihrs auch anderswo so leicht? Seid Ihr nicht sonst meist arg beflissen, stets alles ganz genau zu wissen? Schein fällt dazu der »Dorftratsch« ein! Auch ist es ähnlich doch beim »Wein«: Wer wird denn nur der Flasche trauen und nicht nach ihrer Herkunft schauen? (- um wieviel mehr nach letztem Jahr!) * (* Glycol-Skandal!) Und schließlich - hier wird's sonnenklar - muß einer nicht von sich erzählen, bevor wir ihn zum Freunde wählen? Und nur bei »Fastnacht« gilt das nicht? Da hat das alles kein Gewicht? Ihr nehmt die Feste, wie sie fallen und feiert folgsam, brav, mit allen, auch wenn den Anlaß keiner kennt??? (Wie wärs denn damit: Fast-nacht nennt die Dämmerung im Kulturellen und meint, die nicht mehr gar so hellen Gedanken, wie sie leider heut der Bütt entsteigen, denn hier scheut sich längst kein Redner mehr, sein Dichten - als gäbs nichts sonst - auf das zu richten, was jenseits, »unterm Gürtel« liegt. Hier fürchtet Schein, dies Dichten siegt und wird von solchen »tiefen« Dingen noch immer mehr nach oben bringen, bis endlich - frei von Witz und Geist - die »Fast-nacht« schließlich »Ganz-nacht« heißt.) Jetzt aber wieder »Spaß« beiseite: Gestattet, daß sich Schein verbreite, Ihr Narren, - ohne Ironie - bei etwas Etymologie*: (* Wissenschaft vom Ursprung der Wörter) Die »Fastnacht« nämlich kommt von »Fasten« und hat zu tun mit solchen Lasten, die Menschen, christlich angeregt, sich nach der Fastnacht auferlegt, und das für sieben lange Wochen. Die »Leidenszeit« ist angesprochen und Jesus, der den Kreuzweg geht. Er ists, um den sich alles dreht, den rechte Christen aller Zeiten mitleidend bis ans Kreuz begleiten, für Leib und Seele ein Gewinn! Und nicht viel anders ist der Sinn den »Karneval« am Anfang hatte: Hier nämlich endete die satte, die frohe Zeit voll Weltgenuß; denn »Karneval« das hieß, ich muß nun »Lebewohl der Weltlust« geben und nur aus diesem Grunde eben, hat man zuvor an »Fassenacht« noch einmal kräftig das gemacht, was man - wenn man von Christus wußte - für lange Wochen lassen mußte - und was man dann auch wirklich ließ!!! Herr Schein - als Pfarrer - meint nun dies: Es müßte Euch, die Narren, ehren (und dem Verdacht des Mißbrauchs wehren!), wenn »Fast«-nacht »Fasten« folgen würde: Wer feiert, trage auch die Bürde, die echter »Fast«-nacht Folge ist! (Wo Ihr doch jetzt die Herkunft wißt! -) Gesetzt jedoch, Ihr wollt nichts tragen, laßt Euch, Ihr Narren, das noch sagen: Dann wird es Zeit (und »ganz«, nicht »fast«) daß Ihr den Fastnachtszauber laßt! Weil, nur den Freibrief auszuschreiben für Narrenspuk und Faschingstreiben, uns Pfarrern - und wohl jedem Christ - das Kreuz des Herrn zu kostbar ist. Was ist nun? Wollt Ihr Euch bequemen, jetzt auch das »Fasten« aufzunehmen? Es wird zu Euerm besten sein! Ihr habt die Wahl! Es grüßt Euch Schein!