Aus dem zweiten Band der Gedichte von Pfr. Schein: "Neues von Pfarrer Schein" 19. Folge: Zuletzt ging's um die "kleinen Dinge". Behauptet war: Von ihnen hinge des öft'ren ab, daß "wer" der Welt Kraft und Talente vorenthält. Die Lehre war: Mit kleinen Sachen kann man recht große Wirkung machen. Und dieses war die Lehre zwei: Gar mancher ist bei nichts dabei, weil "nichts" heißt, "sich auch nichts vergeben" dem, der nichts tut, geht nichts daneben, man spart, was man doch meiden muß!, sich sehr viel Ärger und Beschuß, läßt es sich freilich nicht verdrießen, selbst aus dem Hinterhalt zu schießen, wobei man hetzt und attackiert und grade jene anvisiert, um sie zu treffen und verletzen, die willig sind, sich einzusetzen und "dumm" genug, es auch zu tun. Soweit, so gut, wir starten nun, die Dinge - wie sie "weltlich" lagen - nach "Kirche" hin zu übertragen, denn dort, im kirchlichen Bereich, sind Menschen auch nicht Engeln gleich, vielmehr im Tun genauso ärmlich, in ihrem Denken oft erbärmlich und tief im Herzen manchmal mies, drum stets bemüht um Alibis, um so von eignem Tun und Denken - scheinbar berechtigt - abzulenken. Da reicht meist schon die Kleinigkeit. Ein "Nichts" gibt die Gelegenheit, von jedem Einsatz abzurücken, auch in der Kirche sich zu drücken: Wer sucht, dem wird ein "Nichts" zum Fund, die "Kleinigkeit" zum "guten Grund"! Pfarrer Schein und die "guten Gründe" Bevor ich richtig jetzt beginne, grenz' ich - in noch viel eng'rem Sinne - aus "Kirche" "Gottesdienst" noch aus, das heißt, den "Gang zum Gotteshaus" und will nach jenen Gründen fragen, warum an Sonn- und Feiertagen von hundert allerhöchstens zehn zum Hören, Loben, Danken gehn. (Was dies betrifft, das dürft ihr glauben, kann Schein ein Urteil sich erlauben: Sein Herz, es schlägt für Dinge wie Verkündigung und Liturgie. - Und auch die "Unterlassungssünden", die Sache mit den "guten Gründen", warum der Christ nicht gehen mag, studiert Herr Schein seit Jahr und Tag.) Für dies Gedicht sind ausgenommen die Christen, die zu krank zum Kommen durch Blasenschwäche und noch mehr. - (Wenn man es glaubt! Doch bitte sehr, wer hat den Mut, es seinen braven, von "Leiden" heimgesuchten Schafen zu sagen, daß er Zweifel hegt, ob mancher sich nicht grundlos pflegt? Und wer ermahnt sie, die es lieben gerade sowas vorzuschieben, was niemand - auch kein Pfarrersmann! - auf seine Wahrheit prüfen kann: Wie will denn einer Blasen-, Nieren- und andre -Schwächen kontrollieren???) Nun geht's ja ähnlich zweifellos in vielem andern und nicht bloß bei "Krankheit", vielmehr: kaum zu zählen sind Mittel, die die Leute wählen, Gemeinde, Kirchgang und den Kern des Evangeliums möglichst fern von Leib und Seele sich zu halten: "Des Pfarrers Beffchen hatte Falten!" "Die Predigt hielt er ähnlich schon!" "Auch sprach er sie im Näsel-Ton und einmal hat es gar gepfiffen!" "Der Organist hat sich vergriffen!" "Die Blumen waren welk und alt!" "Das Gotteshaus war viel zu kalt!" "Auch sollte Schein die Formen wahren: Was ist denn das für ein Gebaren, wenn er als Predigtschluß dann nicht - wie andre auch! - sein >Amen< spricht?" "Das Thema heut' betraf die Jungen!" "Herr K. hat schrecklich falsch gesungen!" "Hellgrüne Socken zum Talar!, hat der denn nur das eine Paar?" Dies als ein Ausschnitt aus den Klagen, dem Katalog der spitzen Fragen, die man so hört. Da denkt man sich, ob vieles davon eigentlich nicht - recht willkommen! - vorgeschoben, zur Abwehr vor das Herz gehoben: Ein Stück Verdrängungsstrategie, ein hergeholtes Alibi! Denn die Moral von solchen "Fällen" ist stets, daß sie - für lang! - verprellen, doch grad als "Fall" sind sie nicht echt, verschleiern nur - mehr schlecht als recht! - wie "Christen" zweckhaft sich verrenken und wie sie meist sehr weltlich denken! Hört nun, Herr Schein hat's oft studiert, wie die "Verrenkung" funktioniert: "Ich bin", so sagen sich die Leute, "zum Gottesdienst gekommen heute, was dieserzeiten - auch als Christ - durchaus nicht selbstverständlich ist! Da will ich, wenn ich nun schon gehe, mit gutem Recht, wie ich es sehe, auch ungetrübten Kirch-Genuß und weder Ärger noch Verdruß!: Der Nebenmann muß sauber singen! Die Orgel soll manierlich klingen! Des Pfarrers Beffchen weiß und glatt! Die Socken schwarz, wie man das hat! Die Predigt muß er flott gestalten, erbaulich Jungen und auch Alten - doch ohne jeden Seelendruck! Bunt sei der frische Blumenschmuck! Auch sollen die doch nicht so geizen und ihre Kirche richtig heizen!" (Speziell bei Schein wird oft beklagt, daß er nicht deutlich "Amen" sagt, wenn sich der Predigt Worte neigen. Doch ist er diesbezüglich eigen und sagt sich, wie er meint, mit Grund, das "Amen" komme aus dem Mund der Menschen, die die Predigt hören und - fehlt das "Amen" - sich dran stören, weil dieses Wort, wie mancher weiß, nicht "fertig" heißt, vielmehr "so sei's!" und das - als ein Versprechen eben - kann nur der Hörer selber geben.) So ist aus alledem der Schluß, den man hier leider ziehen muß, daß manche in den Krümeln suchen und "kleine Dinge" groß verbuchen. Ist so ein "Ding" erst aufgeputzt, wird's dann als "guter Grund" benutzt, vor Kirche (wie vor Welt) zu fliehen und sich bequem zurückzuziehen in religiösem Müßiggang, oft jahre-, häufig lebenslang! So wird zum "Grund", für sich zu bleiben (fast schämt man sich, es aufzuschreiben!): Der "falsche Ton", den einer singt, die "Orgel, die mal nicht so klingt", ja, schon ein "ungesagtes Amen". Wobei die "Christen", Herrn und Damen, sich meist sehr wenig intressier'n, wie's dazu kam. Zu Lamentier'n und halt Lapalien vorzuschieben, das sind die Dinge, die sie lieben. Man merkt: Die "Gründe" sind nicht "gut" sind vielmehr - meist in eig'ner "Brut" - aus "kleinen Dingen" rasch erbrütet! Ob dies Gedicht wohl mit verhütet, daß dies Verhalten Kreise zieht? Ob wohl der Leser mit mir sieht, er möchte hier mit Kraft und Gaben sich selbst auch einzusetzen haben, schon mal als Mensch, schon gar als Christ, weil das nur aufzuhalten ist, wenn ich, ...................................... (wird's wohl mein Leser wagen, den eig'nen Namen einzutragen???) damit beginne!!! Trag doch ein!!! Dann bin ich zweiter: P f a r r e r S c h e i n