Der Leser hat's schon lang gerochen, heut' wird es einmal ausgesprochen: In einem - nicht in einem nur! – ist Schein, der Pfarrer, ziemlich stur; es geht um Antwort auf die Frage der »Heiligung der Feiertage«, und diese Frage heißt konkret: »Ob dann ein Christ zur Kirche geht?« Ums nun schon gleich vorweg zu sagen, auf solche und verwandte Fragen, weiß Schein nur eines und das heißt: »]awohl, er geht, nicht >mal<, nicht meist, vielmehr: ein rechter Christ geht immer!« (Soweit schon mal, gleich wird's noch schlimmer, drum, lieber Leser, frag' dich jetzt, ob du dem Thema, hochbesetzt mit Ängsten und mit Emotionen, bereit bist, länger beizuwohnen, denn ein »Spaziergang« wird es nicht! Man kann vielleicht dies Schein-Gedicht das schärfste, doch auch klarste nennen. Jedoch, die Scheins Gedichte kennen, sind lang schon einiges gewohnt und wissen, daß er niemand schont, gilt es von Wahrheit klar zu reden. Doch warne ich jetzt dich und jeden: Wer Offenheit nicht gut verträgt, wem Klarheit auf die Stimmung schlägt und Wahrheit dient, sich aufzuregen, soll dies Gedicht beiseite legen!) 16. Folge: Pfarrer Schein und die Kirchgang-Forschung Weil Schein, wie ihr inzwischen wißt, nicht erst seit gestern Pfarrer ist, konnt' er - nebst Schein-Geschichten-Schreiben - auch etwas "Kirchgang-Forschung" treiben. Das heißt, er forscht nach Gründen, die ergeben, daß die Christen nie, beziehungsweise nur zuzeiten den Weg zu ihrer Kirche schreiten. Auch fragt er, was der Mensch wohl treibt, der sonntags stets zu Hause bleibt: Nutzt er den Feiertag zum Schlafen? ( - Verbreitet bei den jungen Schafen!) Ist "Überlastung" wohl der Grund? ( - So hört man's öfters aus dem Mund der Herrn und Frau'n im "Mittelalter". ) Liegt's gar am Pfarrer als "Gestalter der Feier", kommt Herr Schein nicht an? ( - Wirkt er, der sonst ja manches kann im Gottesdienst zu fad und trocken? Kann deshalb er nur "Alte" locken? Denn ihm fällt auf - man kann's ja sehn! - die meisten, die zur Kirche gehn, gehören mehr schon zu den "Alten", sind solche, die zur Kirche halten, auch wenn's dem Pfarrer nicht gelingt, stets heiter, locker und beschwingt die Sache Christi darzureichen; und wenn's gelingt, sind's doch die gleichen, meist Alten, die man sonntags sieht!) Die Frage heißt: Wie man sie zieht, die Christen und zumal die Jungen? Einst kamen sie, doch meist gezwungen durch "Sitte" und "Moral" im Ort und nicht so sehr, um Gottes Wort und seinen Willen anzuhören. Heut' kann "Moral" sie nicht mehr stören, man ist ja "aufgeklärt", "modern", und das heißt meistens "kirchenfern". Wohl läßt man gern mit "Konfirmieren" und "Taufen" sich ein Fest verzieren, doch ist zu mehr man nicht bereit. Nun gut, man kommt von Zeit zu Zeit, ("Zeit" ist mit "Jahr" zu übertragen, wobei dann "Jahr", ganz klar zu sagen, die Heiligabend-Vesper meint) doch ist der Kirchgang, wie es scheint, in langsam-stetem Schwund begriffen: Die "Tradition" ist abgeschliffen, "Moral" hat länger nicht Bestand und "schöner Brauch" ist unbekannt und kommst du wem mit "guter Sitte", dann wirst du hören: "Also bitte, laß mich mit solchem Quatsch in Ruh!" Und fügst du etwa noch hinzu, "daß Kirchgang erst den Sonntag segnet", dann kann es sein, dir wird entgegnet (vielmehr: du hörst es garantiert!): "Was willst du, ich bin konfirmiert und laß zum Beten und zum Singen, zu 'Kirche' und zu solchen Dingen, die Oma gehn, der macht's nichts aus, die geht für unser ganzes Haus!" Gesetzt den Fall, du bohrst noch weiter - wär' auch das Schweigen jetzt gescheiter! - und weist berechtigt darauf hin, daß alle Menschen, Gottes Sinn entsprechend "ganz persönlich" leben, als "eigene Personen" eben, die darum nicht vertretbar sind, dann heißt's von dir: "Nun ja, der spinnt und zeigt, daß zuviel 'fromme Sachen' das Hirn porös und rissig machen!" Bevor du jetzt noch Wirkung zeigst, ist's besser, wenn du endlich schweigst. So ist der heut' meist wenig frommen Mitchristenheit nicht beizukommen. Doch wie nur kommst du ihr denn bei? Sprichst du sie leichthin schuldenfrei; sind die Millionen neuer Heiden modernem Zeitgeist anzukreiden? Bleibt denn nicht jeder Christ für sich und für sein Tun verantwortlich? Und heißt, "verantwortlich zu leben", nicht "Gott auch mal die Ehre geben"? Der liebe Leser merkt es jetzt, hier wird es einfach gleichgesetzt: Ein "Christ sein" heißt "zur Kirche gehen", und Glauben muß man sonntags sehen, - als ob der Gottesdienst schon reicht! Macht sich's Herr Schein hier nicht zu leicht!? Laßt mich die Antwort hier entfalten: Herr Schein muß dem entgegenhalten, daß Kirchgang zwar nicht alles ist, doch stets der Anfang, daß ihr's wißt! Es kann kein Mensch allein "von innen" und "aus sich selbst" als Christ beginnen; und Glaube, Liebe läuft bald leer, kommt nirgendwo der "Nachschub" her. Es ist der Kirchgang für die Herzen so etwas wie das Wachs für Kerzen: Gebricht's an Wachs, dann geht bestimmt die Flamme aus, der Docht verglimmt und keiner kann ihn neu entfachen, - genauso geht's in Glaubenssachen. Es kann kein Mensch aus eig'ner Kraft sich geben, was ihm Leben schafft, vielmehr - wer's hört, der mag es fassen! - man kann es sich nur schenken lassen, und diese Gabe, die dich heilt, wird sonntags kostenlos verteilt, das heißt, sie kostet eine runde, mit Lob und Dank gefüllte Stunde - und das ist sicherlich nicht viel! Soweit für heut'. Wir sind am Ziel. Ihr könnt - für euch - noch überlegen und das Problem - für euch - bewegen: Was ist der Grund, an dem es liegt, daß man euch nicht zur Kirche kriegt, euch Christen - außer not-gedrungen, durch Taufe oder Tod gezwungen... (Nur kommt nicht aus Verlegenheit damit, es mangle euch an Zeit, denn das könnt auch ihr selbst nicht glauben! Wer kann sich "keine Zeit" erlauben, wenn's um die letzten Dinge geht und alles auf dem Spiele steht, wofür wir unser Leben leben?! Kann es denn wirklich etwas geben, was die Verheißung einer Welt - nach dieser - in den Schatten stellt? Willst du dem Weltenrichter sagen, daß an den Sonn- und Feiertagen es leider dir an Zeit gebrach?) Bis nächstes Mal, denkt etwas nach! Auch Schein wird dann beim Thema bleiben, die "Kirchgang-Forschung" weiter treiben; es wird auch wieder heit'rer sein, dafür verbürgt sich Pfarrer Schein.