Viele wussten Rat! (So kommt Hahn Malte wieder in Schuss!) Die Frage war vor vierzehn Tagen: Wer von den Lesern kann mir sagen, was ist für meinen Hahn zu tun, der wenig anders als ein Huhn den Tageslauf im Pferch gestaltet. Das heißt konkret, mein Gockel waltet schon lang nicht mehr des Amts als Hahn. Obgleich er’s früher gern getan, zur Hennenfreude auch recht häufig, besonders dann, wenn diese läufig. Nun scheint des Gickels Kraft versiegt, obgleich er gut zu fressen kriegt und auch mit seinen fünfzehn Jahren für solches Alte-Herrn-Gebaren auf jeden Fall zu frisch noch ist. Ich fragte also, ob ihr wisst: Wie kommt in Sachen „Amtsgeschäften“, mein Gockelhahn zu neuen Kräften? Die Briefe kamen körbevoll und nicht nur das, es war auch toll wie viele Menschen telefonisch sowie per Mail sich elektronisch für meinen Malte engagiert. Selbst Päckchen kamen, adressiert an „Malte Günther in Groß-Eichen“. Der Inhalt war zum Herzerweichen: Zum Beispiel ein Massageschwamm, ein Pudelmützchen für den Kamm, ein Puder gegen „Mitbewohner“ im Federkleid, ein Pürzelschoner und schließlich gegen Abstinenz „Vieh-Agra“ für die Hahn-Potenz. Doch hör’n wir jetzt, was Leser schreiben: „So wie es ist, kann’s wohl nicht bleiben“, meint Silke M. aus Taunusstein, „da muss ein zweiter Hahn hinein, so lang bis Malte neu entzündet, mit frischer Hahneskraft verbündet, auch selber gern das Treten treibt!“ - Franz K. aus Friedrichroda schreibt, es wäre ihm nur schwer verständlich, wie in Groß-Eichen, das doch ländlich, ein Hahn so wenig Hühner hat! Dort sei doch - nicht wie in der Stadt! - viel Platz für Hahn- und Hühnerhaltung! Fünf Hennen wären zur Entfaltung korrekten Tretens viel zu knapp! Wen wundert’s dann, wenn Hähne schlapp, gelangweilt, kraft- und lustlos bleiben? Zehn Damen mehr, schon kommt das Treiben mit Sicherheit recht flott in Gang! (Er halte sich privat schon lang - im Hühnerstall! - an diese Regel!) - Aus Düsseldorf, Regina Schlegel, schickt eine Mail und rät darin: „Es ist“, so glaubt sie, „von Gewinn, man nehme Malte drei, vier Tage in Einzelhaft! Ganz ohne Frage wird es hernach dann besser geh’n! Er hat sich einfach überseh’n an Berta, Erna und den andern. Die Männer (bei den Hühnern!) wandern recht gern einmal von Zeit zu Zeit und suchen die Gelegenheit, auch andre Hühner zu beglücken. Will man dies Wandern unterdrücken, entfache man durch Beugehaft der Hähne neue Leidenschaft: Als würde er sie noch nicht kennen, geht dann der Hahn auf alte Hennen.“ - Nun gibt es, was nicht angenehm, ja auch beim Legen ein Problem, betreffend mehr die Hühnerdamen! Hierzu schreibt Olaf B. aus Zahmen: Man unterschätze bitte nicht den Legeleistungsfaktor „Licht“, womit er sicher sagen wollte, dass man den Stall beleuchten sollte, von morgens fünf bis abends sechs. Auch der Gebrauch von „Milben-Ex“ sei monatlich stark angeraten. Zur Steigerung der Legedaten, und falls auch „Mutterschaft“ gewollt, wär’ sicher „Rhönfried Hennengold“ die erste Wahl bei der Ernährung. „Gewiss folgt rasch dann die Bewährung mit vielen Eiern für die Brut.“ (Nur frag’ ich, wenn’s mein Hahn nicht tut, woher dann Küken kommen sollen?) - Am Schluss nun für die wundervollen Empfehlungen den besten Dank! Gleich kriegt mein Malte einen Trank mit Hennengold und Haifischflossen. Dann wird er länger weggeschlossen zur Haft und der Vieh-Agra Kur. Den Rest erledigt die Natur, da bin ich sicher. Doch schon morgen geh’ junge Hennen ich besorgen, ich dachte so an Stücker zehn ... Der zweite Hahn ist auch beseh’n und wird mit Malte dann zusammen, manch Hühnerdamenherz entflammen. Das neue Flutlicht schließlich hat im Stall jetzt gut zweitausend Watt! Bei einem trag’ ich noch Bedenken: Was mach’ ich mit des Hahns Geschenken? Ein Mützchen für den Hühnermann??? Und kommt sein Pürzelschoner an??? Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 91