Wie’s aussieht im Land Seit Jahren zählt es zu den Normen der heiß gestrickten Staatsreformen, dass wer nichts hat, stets noch verliert! Bei Armen wird zuerst kassiert und denen, die am Rande leben, um dem dann mehr und mehr zu geben, der ohnedies nach Geld schon stinkt. Die Solidarität versinkt im Lügenschwall der Sonntagsreden. Die Spar-Appelle meinen jeden - nur jenen nicht, der sie erfand! Die Hoffnung stirbt in unserm Land, Gerechtigkeit ist längst gestorben. Wer sich für’s Alter was erworben, fällt in Hartz IV und wird es los. Die Angst im Volk ist riesengroß und täglich schwindet mehr Vertrauen: Auf wen denn kann man heut’ noch bauen? So ist es leider der Befund. Doch hat auch alles einen Grund und der ist gar nicht schwer zu finden: „Christlich-soziale” Bande binden in unsren Zeiten längst nicht mehr. Im marktwirtschaftlichen Verkehr regiert das Geld und die es haben. Wer eh schon hat bekommt noch Gaben und leer geh’n Habenichtse aus. Der Keller im „sozialen Haus“ wird ausgebaut mit neuen Räumen. Die Unterschicht verlernt das Träumen: Man lebt im Dunkel, denn das Licht beansprucht schon die Oberschicht. Kein Wunder also, dass bei Wahlen für Land- und Bundestag die Zahlen der Wähler stetig fallend sind. Auch weht von rechts ein kalter Wind und braune Wolkenbänke ziehen. Im Osten ist’s schon weit gediehen und keiner, der ihn stoppt, den Lauf. Im Parlament herrscht Ausverkauf der demokratischen Gesinnung. Zu gut bezahlt ist wohl die Innung der großen Volksvertreterschar. Doch reichen nicht, ganz offenbar, die Spesengelder und Diäten: Man hockt auch noch in Aufsichtsräten und schweigt vom Lohn dafür fein still und klagt, wenn’s einer wissen will, man ließe sich „vom Volk nicht knechten“ und spricht von seinen „Freiheitsrechten“ ... Nur: dass wer zahlt auch mitbestimmt und wenn er kann auch Einfluss nimmt, darüber möchte keiner sprechen. (Wenn Hartz-Empfänger sich erfrechen und sind zu ihrem bisschen Geld noch nebenbei wo angestellt, dann sagt der Staat: „Du hast betrogen und kriegst es wieder abgezogen bis auf den allerletzten Cent!“) - Zuletzt ein Blick ins Parlament (vielleicht bei einer Hartz-Debatte): Wer bisher noch die Ansicht hatte, Das Volk vertreten wäre schwer, der hat die Meinung jetzt nicht mehr, denn leer sind hier die meisten Plätze - und nicht nur heute! Doch ich schätze, dass dieses schlechte Bild sich dreht, wenn’s bald um mehr Diäten geht: Dann nämlich sind gefüllt die Bänke und jeder mischt sich ins Gezänke, so wie es auf Bazaren Brauch - jetzt nämlich dient’s dem eig’nen Bauch! - Für heut’ ist Schluss, wir sind am Ende! (Nicht nur mein Dichten!) Eine Wende zum Guten hin, sie täte Not, weil sonst im Volk die Spaltung droht, denn lange geht es nicht so weiter! Der Frust im Land schwärt wie der Eiter, die Wunde „neue Armut“ nässt. Wer jetzt zu handeln unterlässt, wird bald, sehr bald die Folgen spüren. Doch hier Rezepte aufzuführen ist nicht mein Amt, denn mein Gedicht beschreibt nur, doch es ändert nicht. Veränderung - so will es passen! - ist denen „oben“ überlassen. Nur soviel noch: Der erste Schritt wär’ sicherlich ein scharfer Schnitt ins eig’ne Fleisch, um abzugeben, damit die „unten“ wieder leben in Hoffnung und Gerechtigkeit, Vertrauen und Zufriedenheit. Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 40