Das Mannifest Ein fünf-Punkte-Programm zur Ermöglichung des Zusammenlebens von Frau und Mann Es geht ein Ruf durch diese Zeit, der lautet: „Männerfreundlichkeit“! Lang waren jetzt die Frauen dran. Die Zukunft, die gehört dem Mann! Es ist jetzt Schluss mit allen Sachen, die uns zu Nebenmenschen machen. In Nord und Süd, in Ost und West gilt dazu dieses Mannifest: Punkt eins: Wir fordern Männologen, die unterhalb vom Leistenbogen, die Dinge, die das Licht meist scheu’n, vertrauensvoll und gut betreu’n und Schwäche und Verschleiß behandeln. Hier muss sich endlich manches wandeln! Der Gynologe für das Weib! Doch auch der Mann hat Unterleib! Punkt zwei: Wir wollen Schwäche zeigen und weinen, wenn die Tränen steigen, nicht immer unberührt und kühl! Denn auch ein Mann hat viel Gefühl! Darum, als Unterpunkt des Zweiten ist noch ein Wunsch zu unterbreiten: Zukünftig geh’n wir keinen Schritt, geht nicht ein Taschentüchlein mit. Zum Schneuzen, wenn der Weinkrampf schüttelt, die Rührung unsre Seele rüttelt ... Doch muss es kein „kariertes“ sein, geblümt vielleicht - und nicht zu klein! Hier kommt Punkt drei: Die gleichen Rechte! Nicht länger sind wir Frauenknechte! Wer sagt, dass mann beim ersten Kuss die Führungsrolle spielen muss? Warum gilt überhaupt die Liebe als Ort nur maskuliner Triebe? Als wüsste nicht ein jedes Kind, wie schrecklich schüchtern Männer sind! Punkt vier betrifft die Einkaufstage, für Männer eine große Plage, die immer wieder dann entsteh’t, wenn Frauchen mit uns „schoppen“ geh’t: Sie kreuzt die Breite und die Länge im Kaufhaus unbeschwert die Gänge, füllt neu den Kleiderschrank dabei und hat doch stets die Hände frei, denn Männe trägt an Kleidern, Hüten an Hosen, Blusen ... 30 Tüten! Derweil er fast der Haut entfährt, ist sie ganz froh und unbeschwert ... Am Ende muss er auch noch zahlen! Doch hat sich’s jetzt mit diesen Qualen: Geht künftig sie zum Einkauf aus, dann bleiben wir entspannt - zu Haus! Punkt fünf zuletzt: Das Schwimmen gehen in Hallenbädern oder Seen. Wir fordern einen kurzen Weg von Duschkabine bis zum Steg, wo wir uns dann zu Wasser lassen: Rund acht Sekunden würde passen, weil länger meist ein Durchschnittsmann sein Schnitzelgrab nicht einzieh’n kann. Mit Nachdruck sei darauf gedrungen: Man achte unsre Forderungen Sonst ist bald männerlos der Staat, wir wandern aus ins Emirat, vielleicht nach Dubai, wo die Frauen, noch schamhaft durch Gardinen schauen und wo der Mann der Pascha ist. - Nun also los, noch habt ihr Frist, das Mannifest zu diskutieren. Doch sollt ihr keine Zeit verlieren! In Zukunft geht’s im Männertakt! (Die Koffer sind sehr schnell gepackt!) Manfred Günther Nur wenig übertrieben! - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 08