Großvater sein ... ... jedoch noch mehr! Nun ist es also doch geschehen: Nach langem Warten, kurzen Wehen ist unser kleines Mädchen da - und ich bin endlich Großpapa! Nun stellt sich allerdings die Frage, was ich zu diesem Wunder sage? (Weil die Geburt - zumal dem Christ! - ja eins der größten Wunder ist!) Soll ich ganz überschwänglich schreiben und - so wie andre! - übertreiben, die, gab’s das erste Enkelkind, wie blöd und aus dem Häuschen sind? Fällt mancher Opa, manche Oma, seh’n sie das Kind, nicht fast ins Koma? Und rühmen sie, was da entstand, nicht stets als schönstes Kind im Land, als ob nicht alle niedlich wären! Und doch, es ist nicht zu erklären, als wir zuerst das Kleine sah’n, da war’n wir derart angetan, dass alle Zweifel rasch verflogen: Das unsrige ist ungelogen (ganz gleich was einer von uns hält!) das schönste Kind der ganzen Welt! - Das ist geklärt! - Jetzt geht’s zur Sache: Seit vielen langen Wochen mache ich mir Gedanken, was fürs Kind, die passenden Geschenke sind. Zuerst wird einer ja sein Denken wohl auf den Kinderwagen lenken. (Den schenkte schließlich Adam schon dem Enosch, seinem Enkelsohn.) Doch sagt’s ja oben schon der Titel, das ist ein schwieriges Kapitel: War schon das Opa Werden schwer, als Opa schenken ist’s noch mehr! Warum? - Das sollt ihr jetzt erfahren: In den vergang’nen dreißig Jahren (die Zeit, als ich nur „Vater“ war) gab’s etwas Neues jedes Jahr an Stuben-, Sport- und Kinderwagen, an Autositzen, Babytragen und was es sonst noch alles gibt, worin man Babys fährt und schiebt, an Wickelmatten, sie zu legen, will man sie windeln oder pflegen. - Der langen Rede kurzer Sinn: Da ist, seitdem ich Vater bin, ein Riesenangebot entstanden! Wo wir noch zwei Modelle fanden, da steh’n heut’ dutzende herum! Man geht ins Kaufhaus, schaut sich um und wird erschlagen von der Masse. Es ist zu viel, dass man es fasse: Allein der Kinderwagen Zahl erschöpft im Hirn das Potential: Mit Sommer- oder Winterreifen (mit Kufen gar, die muss man schleifen), mit Heizung im Matratzenkeil, mit Milchbar im Gepäckabteil nebst ausziehbarer Wickelmatte. Wo früh’r man noch die Kissen hatte, die unser Baby warm bedeckt, wird heut’ das Kleine festgesteckt: nicht mal das Köpfchen kann sich rühren. - Die Autositze, die sie führen, sind heute so - man glaubt es nicht! - dass sie die Augen und die Sicht in Richtung Hutablage leiten. So schaut beim Fahr’n oft lange Zeiten das Kind die Rückbankpolster an. Ein Faktum, das befremden kann! - Ganz schlimm wird’s, wenn die Namen schwirren und die Verkäufer uns verwirren: Da hört man etwa „Cosi-Max*“ und „Capri“ von der Firma „Klax“, dann „Perle“, „Toni“ oder „Peppel“, von Firma „Baby-Schnalz“ Typ „Seppel“, dann „Bugalu“ und „Ilo-fix“ (nein, nicht der Hund von Obelix!), zum Schluss dann noch als Sonderknüller, der „Baby-Sack“ von „Storchenmüller“. Am Ende ist ein armer Tor wie ich nicht weiter als zuvor. - Doch ist es Zeit, statt zu verdrießen, für ein Geschenk sich zu entschließen: Statt durch die ganze Stadt zu geh’n und doch was Falsches zu ersteh’n, scheint’s besser rein geschenketaktisch, nüchtern betrachtet und ganz praktisch, man schenkt fürs schönste Kind der Welt, der Mutter und dem Vater ... Geld! Da mögen die sich jetzt bequemen, sich zu entscheiden, was sie nehmen. Ich unterdessen stell’ mich ein, ein guter Großpapa zu sein! Manfred Günther * alle Markennamen sind verändert Längs und quer zur Zeit - Gedichte für Alsfelder Allgemeine 64