Das hat er von mir... ...selbstverständlich nur das Gute! Ist wo ein Kind zur Welt gekommen, wird das zum Anlass gern genommen, zu forschen, wem es ähnlich sieht. Die Väter sind auf dem Gebiet begabt und haben scharfe Augen, die bestens zur Bestimmung taugen, von wem’s die Nase hat, den Mund... Auch weiß ein Vater schnell den Grund, warum sein Kind, sofern’s ein Bübchen, viel Grips besitzt im Oberstübchen! Den hat es nämlich, das ist klar, von jenem, der sein Vater war! Doch kann man sicherlich nicht sagen, dass Väter sich nicht auch beklagen. Nicht alles, was am Kind sie seh’n, kann gleich vor ihrem Blick besteh’n: Des Kindes Stirn ist nicht gelungen? Es wirkt vom Körperbau gedrungen? Hier zeigen sich recht früh bereits die Gene mütterlicherseits! Ein Leberfleck am Ohr, dem linken? Das Kind ist voller Gier beim Trinken, auch schmatzt es, wenn’s sein Breichen kriegt! Wenn das man nicht am Erbe liegt von Oma, Opa aus Groß-Eichen*!? - So führt die Spur der schlechten Zeichen in jedem Fall zu andern hin. Hingegen - nach des Vaters Sinn! - ist er der edlen Gene Spender und durch Erziehung der Vollender des Kindes, das so gut begann. So kommt es, wird das Kind ein Mann, dass irgendwann, kriegt er ein Bübchen, der wieder spricht vom Oberstübchen, das Grips von seinem Grips enthält. Und wieder stammt, was ihm gefällt, aus seinem Pool der guten Gene! - Hört hier nun noch von einer Szene und Worten, die ein Paar getauscht, die - zugegeben! - ich erlauscht und hier im Reim verdichtet habe: Es war im Park und war ein Knabe, der da, an einem Sonnentag, in seinem Kinderwagen lag. Ein hübsches Kerlchen, muss man sagen. Der Vater hatte nichts zu klagen, so sprach er auch, von Stolz gebläht: „Ich glaube, dass mein Sohn gerät, liegt viel an meinen guten Genen und sehr viel weniger an denen, die er von dir bekommen hat.“ Die Gattin schweigt, denn sie ist platt, wie da ihr Mann sich wagt zu sprechen! Dann hört man sie ihr Schweigen brechen: „Die Mutter ist das A und O! In der Erziehung sowieso, doch ganz gewiss auch bei den Gaben, die Babies dann empfangen haben, nachdem die Mutter sie empfing! Dein Beitrag war ja wohl gering und kaum etwas, damit zu glänzen!“ Nun will der Mann etwas ergänzen, jedoch gelingt’s ihm nicht so recht: „Von wem denn hat er das Geschlecht und den Verstand, damit zu denken?“ „Du kannst dir weit’re Worte schenken“, sagt jetzt die Frau, „doch eins ist wahr und wird auch heute offenbar: Verstand hast du dem Kind gegeben! Das nämlich merkt man grade eben: Wo deiner war, klafft jetzt ein Loch! Ich aber habe meinen noch!“ Manfred Günther * Groß-Eichen wurde nur des Reimes wegen gewählt! Dass der Dichter dort wohnt, ist reiner Zufall! Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 63 Der Karl, die Frieda und die andern... - Gedichte für Alsfelder Allgemeine Zeitung 63