James Thurber Der friedliebende Mungo Im Kobraland wurde eines Tages ein Mungo geboren, der keine Lust hatte, gegen Kobras oder sonst etwas zu kämpfen. Die Nachricht verbreitete sich rasch, und bald wußten alle Mungos, daß einer der ihren den Kobras nichts tun wollte. Wenn er sich weigerte, gegen etwas anderes zu kämpfen, so konnte man ihn dazu nicht zwingen, aber ein jeder Mungo war verpflichtet, Kobras zu töten oder von ihnen getötet zu werden. "Warum eigentlich?" fragte der friedliebende Mungo, und nun ging es von Mund zu Mund, daß dieser verschrobene Intellektuelle nicht nur Partei für die Kobras und gegen die Mungos ergreife, sondern auch die Ideale und Traditionen des Mungoismus zu untergraben drohe. "Er ist verrückt", erklärte der Vater des jungen Mungos. "Er ist krank", sagte seine Mutter. "Er ist ein Feigling", schrien seine Brüder. "Er ist mungosexuell", flüsterten seine Schwestern einander zu. Wildfremde Mungos, die den friedliebenden Jüngling nicht einmal vom Sehen kannten, behaupteten, sie hätten beobachtet, wie er auf dem Bauch kroch oder Kobrahäute anprobierte oder den gewaltsamen Umsturz in Mungosia vorbereitete. "Ich gebrauche ja nur meinen Verstand und meine Intelligenz", rechtfertigte sich der junge Mungo. "Verrat und Verstand gehen Hand in Hand", sagte einer seiner Nachbarn. "Intelligenz ist die Waffe des Feindes", fügte ein zweiter hinzu. Schließlich verbreitete sich das Gerücht, der Mungo habe Giftzähne, genau wie die Kobras, und so machte man ihm den Prozeß. Auf die Frage, ob er schuldig sei, hoben alle die Pfoten, und er wurde in die Verbannung geschickt. Moral: Dem Feind entrinnst du leichter als den eigenen Leuten.