Denkt an jene, die im Dunkel wohnen
Sprechspiel zu Weihnachten
Manfred Günther

Hinweis: Am Eingang zum Gottesdienst (Christ-
vesper oder Christmette) erhält jeder Besucher
eine Kerze. Das Spiel wird erst ganz am Ende des
Gottesdienstes eingesetzt, vor dem Schlusslied.
Zu Beginn des Spiels ist der Gottesdienstraum
fast dunkel.

(1. Sprecher tritt vor den Altar und entzündet eine
Kerze an den Altarkerzen.)

1. Sprecher:

Das allererste Gotteswort war „Licht“,
aus ihm ist diese ganze Welt geboren.
Es kam einst her von Gottes Angesicht
und ging — bis jetzt — der Erde nicht verloren.
Die ersten Menschen sollten Boten sein,
das Licht von Gott in diese Welt zu tragen,
doch ihre Schuld verlöschte fast den Schein
schon in den allerfrühsten Schöpfungstagen.

(2. Sprecher tritt auf, entzündet seine Kerze an der des
ersten Sprechers, dieser bläst seine Kerze aus.)

2. Sprecher:

Nur noch ein Funke blieb nach Adams Fall,
und Kain hätt' fast auch diesen noch zertreten;
die Schuld und Dunkelheit wuchs überall:
Der Mensch begann sich selber anzubeten,
wie's auch noch heutzutage mancher tut,
und er vergaß, von wem sein Licht gekommen
und wem er dankte Leben, Leib und Gut -
so kam die Flut und hat ihn weggenommen.

(3. Sprecher tritt auf, entzündet seine Kerze an der des
zweiten Sprechers, dieser bläst seine Kerze aus.)

3. Sprecher:

Nur einer, Noah, fand in Gottes Augen
Erbarmen. Er allein nur blieb verschont.
Er sollt' dem Herrn zum neuen Adam taugen,
dass neu sein Licht auf dieser Erde wohnt.
Doch Jahre nur vergingen, bis aufs Neue
der Menschen Bosheit bis zum Himmel drang.
Gott aber blieb bei der geschwor'nen Treue,
verwirrte nur der einen Sprache Klang.

(4. Sprecher tritt auf, entzündet seine Kerze an der des
dritten Sprechers, dieser bläst seine Kerze aus.)

4. Sprecher:

Dass einmal doch das Licht den Sieg behalte,
sucht Gott ein Volk sich aus der Völker Schar,
dass nicht der Gottesfunke ganz erkalte, -
es fiel auf Israel des Herren Wahl.
Aus dieses kleinen Wüstenvolkes Reihen
hat Gott des Lichtes Hüter sich gewählt:
Ließ Mose aus Ägypten sie befreien,
wo Pharao als Sklaven sie gequält.

(5. Sprecher tritt auf, entzündet seine Kerze an der des
vierten Sprechers, dieser bläst seine Kerze aus.)

5. Sprecher:

Doch kaum, dass sie das neue Land besaßen,
verachteten sie Gott und sein Gebot,
sie taten Frevel, Bosheit ohne Maßen
und schlugen die Propheten Gottes tot.
Da führte Gott nach Babel sie gefangen
und ließ sie Jahre dort im Elend sein.
Viel tausend war'n nach Babylon gegangen,
die Schar, die wiederkehrte, war nur klein.

(6. Sprecher tritt mit einer großen Kerze auf. Sie bleibt
noch unangezündet!)

6. Sprecher:

Die kleine Schar sollt' nun das Licht bewahren,
das seit der Schöpfung spärlich nur gebrannt,
bis endlich dann nach fünfmal hundert Jahren
der eine kam, der selbst sich „Licht“ genannt.

(6. Sprecher entzündet jetzt seine Kerze an der des
fünften Sprechers, dieser bläst seine Kerze aus.)

6. Sprecher:

Von ihm ging aus ein göttlich helles Strahlen,
doch kam er nur in einem Stall zur Welt.
Durch ihn ließ Gott die Schuld der Welt bezahlen;
mit ihm hat er die Dunkelheit erhellt.

(7. Sprecher tritt mit einer kleinen Kerze auf, entzün-
det sein Licht an der großen. Jetzt bleiben alle Kerzen brennen.

 7. Sprecher:

Ja, grad im Dunkel wollt' dies Lichtlein brennen;
als erste waren Hirten zu Besuch,
Verstoßene, die nur den Kummer kennen,
an denen Elend klebte, wie ein Fluch.
Ja, diesen grade galt der Engel Singen
und grade sie umstrahlte Gottes Glanz,
denn grad' in dunkle Herzen will er dringen
und grade solche macht er heil und ganz.

8. Sprecher:

Als zweite kamen Bettler und die Armen,
auch diese hatten seinen Stern geseh'n,
sie spürten gleich, sein göttliches Erbarmen
galt allen denen, die in Lumpen geh'n.
An seiner Krippe fiel in ihre Herzen
ein gleißend Licht, wie sie's noch nie geschaut,
und eine Wärme wie von tausend Kerzen
hat manches harte, kalte Herz getaut.

9. Sprecher:

Die Weisen schließlich war'n beim Kind die dritten,
sie folgten seinem neuen, hellen Stern,
drei Könige, die hoch zu Pferde ritten,
zu huldigen dem Kind, dem Herrn der Herrn.
Zwar war der enge Stall kein Fürstenzimmer,
und dieser König lag auch nur auf Stroh,
doch war auf ihm ein nie geseh'ner Schimmer,
ein Licht ging von ihm aus und machte froh.

10. Sprecher:

Und immer ist das später so geblieben,
kein Dunkel trübte dieses Menschen Schein,
von ihm ging aus ein unbegrenztes Lieben
und Freude, Freiheit, Frieden und Verzeihn,
So zieht sein Licht sich wie ein roter Faden
durch seines Lebens kurze Jahre hin,
in ihm strahlt auf ein Glanz von Gottes Gnaden,
sein Licht ist unsres eignen Lebens Sinn.

11. Sprecher:

Drum nehmt nun heut' an diesem Weihnachtsfeste
ein Stück von seinem Leuchten mit nach Haus,
denn Licht ist in der Finsternis das Beste
und treibt aus Haus und Herz das Dunkel aus.
Bringt seinen Weihnachtsglanz zu allen jenen,
die heut' im Kummer und im Finstern sind,
sagt Gottes frohe Botschaft allen denen,
die zu erretten kam das Krippenkind.

12. Sprecher:

Da gibt es Menschen hinter vielen Türen,
die leiden schwer an ihrer Einsamkeit,
denn aller ihrer Nachbarn Wege führen
stets nur vorbei. Für sie hat keiner Zeit.
Zu denen nehmt ein Licht der Freude mit,
das heute hier der Heiland selbst entzündet;
er lenke hin zu diesen euern Schritt
mit seiner Botschaft, die von Freude kündet.

13. Sprecher:

Da gibt es Menschen hinter mancher Mauer,
die sind von Angst und Zweifel arg bedroht,
vielleicht bedrückt sie Leiden oder Trauer,
vielleicht Gebrechen, Krankheit, Schmerz und Not?
Zu denen sollt ihr heute Hoffnung tragen,
denn Hoffnung kommt uns auch vom Heiland her,
doch nicht allein für uns: zum Weitersagen!
Denn grade Hoffnung fehlt heut' vielen sehr.

14. Sprecher:

Da gibt es Menschen - auch in unsern Gassen,
auf denen hart ein schweres Schicksal liegt,
die oftmals fast den Glauben sinken lassen
und die von ihren Zweifeln fast besiegt.
Zu denen bringt, bevor die Nacht zu Ende,
mit seinem Wort ein wenig Zuversicht
und gebt doch diesen, dass sich Zweifel wende,
ein wenig teil am Licht von seinem Licht.

15. Sprecher:

Da gibt es Menschen, die sind arg gebunden
in unbezahlter, unverzieh'ner Schuld,
in ihrem Innern klaffen tiefe Wunden,
sie wissen nichts von Gnade oder Huld.
Zu denen müsst' ein Weihnachtslicht gelangen,
das von Vergebung und Erbarmen sagt:
„Ihr seid nicht mehr in eurer Schuld gefangen,
der Heiland hat bezahlt, was euch geplagt!“

16. Sprecher:

Da gibt es Menschen, deren ganzes Leben
sich um die Güter dieser Erde dreht:
Sie halten nichts vom Teilen oder Geben,
wenn nur der eigne Wohlstand weitergeht.
Auch diese müssten heute noch erfahren,
dass Sich-Verschenken reich und glücklich macht.
Wie kann denn ich mich sparen und bewahren,
wenn Gott sich ganz verschenkt in dieser Nacht?

17. Sprecher:

Da gibt es Menschen, die nicht lieben können
und deren Denken nur sich selbst umkreist,
sie schaffen's nicht, dem andern was zu gönnen,
und wissen nicht, was Nächstenliebe heißt.
Wenn doch auch denen heut' ein Licht aufginge,
was da im Stalle seinen Anfang nahm,
dass heut' als Kind der Schöpfer aller Dinge,
um uns zu lieben, auf die Erde kam.

 18. Sprecher:

Da gibt es Menschen - noch sehr viele Sorten,
in Freude manche - viele ohne Glück.
Auch Not und Kummer herrscht an vielen Orten, -
zu allen bringt vom Weihnachtsglanz ein Stück!
Ja, diesen Ruf, den sollt ihr wörtlich nehmen,
du, du und du, ihr alle seid gemeint,
euch heute noch zu denen zu bequemen,
für die - auch heute! - alles dunkel scheint.

19. Sprecher:

So geben wir das Licht jetzt durch die Reihen,
dass hell wird dieser ganze große Saal;
wir wollen ihn von Dunkelheit befreien
mit Kerzenlicht und Flammen ohne Zahl.
Lasst doch auch euch, wenn euer Lichtlein brennt,
vom Ursprung dieses Lichts das Herz entfachen,
er, den ihr alle euren Heiland nennt,
er sendet euch, auch draußen hell zu machen.

20. Sprecher:

Nehmt also dann die Kerze mit nach Haus.
Behütet sie, der Wind wird sie nicht schonen!
Bewahrt sie gut, sonst geht die Flamme aus, -
und denkt an jene, die im Dunkel wohnen!
Denn auch für sie erscheint heut' Jesu Licht
- und will durch uns auch nach dort draußen dringen,
drum lasst es strahlen und verschließt es nicht!
Der Herr will's euch - ihr sollt es jenen bringen!

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Hinweis: Die ersten fünf Sprecher zünden nun auch
an der großen Kerze (6. Sprecher) ihre Kerzen an.
Danach gehen die Sprecher mit ihren Lichtern in die
Reihen der versammelten Gemeinde und entzün-
den die erste Kerze in der Reihe. Wichtig: Die
Flamme wird jetzt von den Gemeindegliedern -
immer einer zum andern - weitergegeben.
Während das Licht weitergegeben wird, kann die
Orgel etwa EG Nr. 11 intonieren und darüber
improvisieren.

Wenn alle Kerzen im Raum brennen, schließt der
Gottesdienst mit dem Schlusslied (O du fröhli-
che... ) und einem Sendungswort: Wiederholung
des letzten Verses: ...Nehmt also dann ... „, 20.
Sprecher) mit anschließender Segensbitte.

 Viel Freude bei der Aufführung!

Manfred Günther