(Eins der Gedichte des "7. Tags") Doppelte Glatze Ein Christ (ich spreche heut' in Bildern!) verliert schon früh am Haupt das Haar, jedoch - um optisch dies zu mildern - macht er's durch List nicht wahrnehmbar: Er zieht das Haar der rechten Seite nach links herüber und zurück; der Schopf geht scheinbar in die Breite und deckt das kahle Mittelstück. Wir denken uns, das geht so weiter: Es fällt ihm Haar um Haar noch aus ... (Es stimmt schon die Beschreibung heiter: Aus Haaren wächst der Kopf heraus.) Das heißt, ich will's als Gleichnis fassen: Der Kopf ist noch nicht ganz entblößt; wir wollen ihm noch eines lassen und fragen, wie der Christ das löst? Wie kann's mit einem Haar gelingen, daß vollen Schopfes Pracht entsteht? Man leg's in Zickzack oder Ringen... Es bleibt etwas, das halt nicht geht! - So mancher neigt als Christ zur Glatze! (Und dies ist anders jetzt gemeint.) Er denkt, daß er das Haar sich kratze, wo längst des Kopfes Glanz erscheint. Und mancher gar will da noch decken, wo alles - bis auf eines - blank! Das letzte Haar kann nichts verstecken! Sei's Weihnacht, Ostern, Erntedank... (Eins der Gedichte des "1. bis 6. Tags"!) Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Offb. 2,10 Wem ist das Leben, das uns hier bereitet, nicht oftmals eng und viel zu klein und leer? Selbst wenn es sich durch Gott zur Hoffnung weitet, will unser Herz nicht hier und heute mehr? Wie ist das schwer, Verfall und Bosheit sehen, wo es von Gott doch gut und schön gedacht. Wie schmerzlich auch, durch Not und Leiden gehen, in großen Ängsten wie ein Kind bei Nacht. Und sind nicht viele, deren Leib behindert durch schwere Krankheit, die uns keiner heilt? Wie vieles sonst, was unser Leben mindert, indessen Freude selten lang verweilt. - Ist's da nicht gut, dies eine fest zu wissen: Es kommt die Zeit, die jedes Warten lohnt!? Ein großes Leben, da wir nichts mehr missen, in der auch Gott in unsrer Nähe wohnt und alle Zweifel stillt und allen Fragen die rechte Antwort gibt, die alles klärt. Es braucht Geduld. Du mußt noch etwas tragen. Doch dämmert schon der Tag, der ewig währt! Manfred Günther (Vorl. So. d. Kirchenjahrs)