Predigt zum 1. Sonnt. nach Weihnachten - 30.12.2012

Textlesung: Jh. 12, 44 - 50

Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.

Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette.

Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.

Liebe Gemeinde!

So eine Textlesung geht immer wieder so rasch vorbei. Kaum hat man einen dieser doch recht tiefsinnigen Verse gehört und will ihn bedenken und in sich aufnehmen, da ist schon der nächste Vers dran. Und bei dem geht es wieder genauso. Es ist nun aber so, dass die Worte, die wir eben gehört haben, wirklich so wichtig sind, dass sie nicht nur kurz gehört und dann wieder von den nächsten Worten verdrängt werden dürfen. Darum wollen wir heute einmal diese Verse aus dem Johannesevangelium einen nach dem anderen hören, eine Weile auf uns wirken lassen und dann besprechen und bedenken: (Nach der Lesung des Textverses immer eine Pause von mind. 10 Sekunden machen!)

Jesus aber rief: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. - - - Unserem Herrn scheint es ein Anliegen zu sein, dass wir eines nie vergessen: Hinter ihm steht der ewige Gott. Er hat ihn gesandt. An ihn sollen wir glauben.

Gewiss, wir sagen oft: Ich glaube an Jesus Christus. Sogar im Glaubensbekenntnis sprechen wir das aus. Und die Theologen lehren uns, dass Christus mit dem Heiligen Geist eine der Personen Gottes ist. Der Jesus aber, der hier spricht: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, der ist noch nicht für uns gestorben, noch nicht auferstanden und er sitzt noch nicht zur Rechten Gottes. Und wenn nicht der ewige Gott bei allem hinter ihm gestanden hätte mit seiner Kraft und Hilfe, ihn nicht mutig genug gemacht hätte, ans Kreuz zu gehen, ihn nicht auferweckt hätte von den Toten und ihm nicht den Platz zu seiner Rechten gegeben hätte, dann gäbe es heute kein Christentum in der Welt. Alles geht von Gott aus. Er ist der unser Schöpfer, der Ursprung unseres Glaubens, der Auftraggeber Jesu und sein Vollender in der Herrlichkeit seiner ewigen Welt.

Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. - - - Hier tritt Jesus sozusagen hinter Gott zurück: Nicht ich bin der, der spricht, wenn ich spreche. Nicht von mir aus predige ich, wenn ich predige. Nicht ich tue die Wunder, die ihr seht. Nicht ich heile die Menschen. Alles kommt von Gott! Er gibt mir die Worte, die Taten, die Wunder, die Heilungen... Aus mir heraus könnte ich nichts von alledem vollbringen! Schaut her, hört her, was ich tue und rede - ihr seht und hört darin Gott!

Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. - - - Endlich wird es ganz praktisch: Jesus ist wie ein Licht. Durch den Glauben wird es in uns entzündet. Wer sein Leben an seinem ausrichtet, wer ihm vertraut, der tritt heraus aus der Finsternis und sein Weg in dieser Welt wird hell. Aber das Licht des Glaubens beleuchtet nicht nur den eigenen, sondern auch den Weg der Menschen, die uns nahe kommen! Und wenn Gott will, dann tragen wir dazu bei, dass auch in unseren Nächsten das Licht des Glaubens angezündet wird!

Wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette. - - - Wie tröstlich! Jesus ist nicht der Richter! Alle, die nach ihm kamen, hatten Zeit. Auch wir haben noch Zeit. Und wenn wir einmal in Gedanken an den Jahren unseres Lebens entlanggehen, dann wird uns das deutlich: Nicht immer war unser Glaube fest. Es gab Tage, Wochen, Monate, ja, vielleicht sogar Jahre, in denen wir uns weit vom Glauben entfernt haben und Gott uns fremd geworden ist. In jedem Leben ist das so. Aber Gott sei Dank, gibt er uns immer wieder Zeit und unserem Glauben immer wieder einen Anstoß. Jesus erinnert uns in seinem Wort und seinem Vorbild immer aufs Neue daran, dass einmal Gericht gehalten wird. Aber er zeigt uns eben auch, dass wir noch Zeit haben und sich immer noch und immer wieder alles ändern kann: Aus einem, der den Glauben belächelt, kann einer werden, der im Glauben lebt. Jesus richtet nicht, er will uns retten.

Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht an, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. - - - Und hier ist die andere Seite! Ja, es kann auch ein Leben lang so bleiben, dass eine und einer den Glauben ablehnt! Und das ist dann das Urteil, dass auch beim Jüngsten Gericht gelten wird. Aber wir haben uns dieses Urteil selbst gesprochen. Schon hier und heute. Und ich bin überzeugt, wir spüren das auch hier und heute schon. Es bleibt nicht ohne Folgen, wenn wir das Angebot des Glaubens ablehnen: Das Leben wird farblos. Wer nicht über dieses Leben hinausblicken kann in ein ewiges Leben, der wird nie einen richtigen Sinn in seine Lebenszeit bekommen. Wer glaubt und weiß wohin ihn das Leben schließlich führt, der kann fröhlich und getrost seine Tage verbringen. Tiefer als in Gottes Hand kann und wird er nicht fallen. Nicht nur Jesu Verachtung ist unser Gericht, auch der Glaube ist Gericht und Urteil, allerdings heißt dieses Urteil: die Herrlichkeit des Ewigen Lebens!

Ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. - - - Noch einmal, weil es so wichtig ist, erinnert uns Jesus: Es ist der ewige Gott, der durch ihn spricht. Und wir haben diese Erinnerung wohl nötig. Viel zu oft leben wir in den Tag hinein, ohne uns um Gott und seine Sache zu scheren. Diese Zeit ist weithin gottvergessen. Wo spielt er noch eine Rolle...oder sagen wir besser: Wo lassen wir Gott noch eine Rolle spielen?
In der Politik? - Da gilt es Karriere zu machen, die nächste Wahl zu gewinnen, nach der Legislaturperiode noch einmal ins Parlament zu kommen...
In der Gesellschaft? - Da herrscht ein oft erbarmungsloser Wettbewerb. Wer ist oben, wer unten? Wer hat aufgrund von Macht und Geld das Sagen? Und es regiert die Angst - und sie ist berechtigt: Werde ich meine Arbeit behalten? Werde ich im Alter von meiner Rente leben können? Was ist, wenn ich pflegebedürftig werde.

In unserem privaten Leben? Wann haben wir in der vergangenen Woche an Gott gedacht? Wie oft haben wir gefragt: Was möchte er jetzt, dass ich es tue? Mit wem habe ich in letzter Zeit über die Fragen gesprochen, die ich zum Glauben habe? Was an meiner Einstellung und meinem Glauben habe ich an meine Kinder oder Enkel weitergegeben?

Ich weiß: Gottes Gebot ist das ewige Leben. Darum: was ich rede, das rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat. - - - Noch einmal sagt es Jesus, noch einmal will er uns das einschärfen: Es geht nicht nur um die paar Jahre in dieser Welt. Gott hat mehr mit uns vor als diese Zeit zwischen Wiege und Bahre. Es geht um ein Leben, das niemals endet. Ein Leben voller Freude, ohne Leid, Schmerz, Krankheit, Behinderung, Sorge und Angst. Ein Leben ohne Tod. Vergesst das nicht immer wieder.

Weil ich weiß, dass so viel zu gewinnen ist und so viel zu verlieren, darum sage ich euch genau das weiter, was mir unser himmlischer Vater aufgetragen hat. Ich achte darauf, dass ich nicht mehr, aber auch nicht weniger sage, als das, was ich sagen soll. Wenn ihr doch nur hören wolltet! Wie gern würde ich euch den Weg ins Ewige Leben zeigen!

Liebe Gemeinde!

Ich weiß nicht, ob diese Verse so vorgetragen und besprochen, tiefer eingedrungen sind, als beim ersten Hören. Vielleicht aber haben sie so nicht nur unsere Ohren erreicht, sondern auch unser Herz und unsere Seele. Ich wünsche es mir und uns. Denn nur was bis in unser Innerstes fällt, kann uns verändern. Und Veränderung tut Not, denn es geht einfach um zu viel, als dass wir immer so weitermachen könnten: Es geht um das Leben in Gottes Herrlichkeit, das kein Ende haben wird. AMEN