Predigt zum So. "Quasimodogeniti" - 11.4.2010

Textlesung: 1. Petr. 1, 3 - 9

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.
Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Liebe Gemeinde!

Ein Gedanke ist in diesen Versen enthalten, der mich immer wieder tröstet, ermuntert, begeistert und froh macht, je nach dem, was ich gerade brauche. Ich meine diesen: Wir sind wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi zu einem "unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel". Dieser Gedanke drängt ja geradezu danach, dass wir ihn noch ein wenig weiterdenken und ausschmücken: Es gibt bei Gott - vielleicht sagen wir auch: im Himmel - einen sicheren Ort, an dem unser Erbe, unserer "Seelen Seligkeit" schon für uns bereitliegt. Das ist - sie entschuldigen diesen arg profanen Vergleich - wie ein himmlisches Schließfach, an das kein Mensch herankommt und das Gott für uns angelegt hat und bewahrt, bis wir einmal den Schlüssel ins Schloss stecken und es öffnen. Was wir dann darin finden? Ich weiß das auch nicht genau, aber es wird ein Ausdruck dafür sein, dass wir nicht nur Gäste dort sind, wo wir dann sind, sondern wirklich Erben, die nie wieder fortgehen müssen. Vielleicht ein wunderschönes Gewand? Vielleicht irgend ein Symbol, das wir uns anstecken und dann immer tragen werden. Vielleicht auch ein ganz neuer Leib, den wir anziehen, wie einen Mantel? Ganz sicher aber wird es irgendein Zeichen dafür sein, dass wir schon hier zu Jesus Christus gehört und auf ihn vertraut haben und ihm geglaubt haben, dass er von Gott gekommen ist, um unserer Sünde willen ins Leiden gegangen und gestorben ist und uns so die Vergebung des himmlischen Vaters verdient hat.

Und wenn ich eben davon gesprochen habe, dass wir das Schließfach öffnen, dann ist dieser Glaube, dieses Vertrauen auf Jesus Christus der Schlüssel, der sich dann im Schloss drehen wird und uns die Zukunft in der Nähe Gottes auftut.

Was immer wir beim Öffnen unseres himmlischen Schließfachs finden werden, es wird auch - und jetzt kommt noch so ein profaner Begriff! - die ewige Aufenthaltserlaubnis für den Ort bedeuten, an dem wir dann sein werden. Und wir wollen groß denken von diesem Ort, weil wir einen großen Gott haben! Es wird wunderschön dort sein, es wird uns an nichts fehlen, wir werden nichts vermissen und es wird uns nichts beschweren von all dem, was wir hier in dieser Welt gekannt, geliebt und woran wir schwer getragen haben.

Aber wir wollen das Bild vom "Schließfach" noch ein wenig weiter ausmalen und wir denken dabei zunächst an eines, das wir hier in dieser Welt bei irgendeiner Bank besitzen: Wir können uns gewiss vorstellen, was von einem Ort ausgeht, der geschützt ist vor Diebstahl, geschützt vor jedem Wetterereignis und allen möglichen Katastrophen. Das schenkt Sicherheit. Da haben wir keine Angst und es entwickelt sich Vertrauen und Geborgenheit.

Nun ist die Bank in unserem Bild aber kein Geldinstitut. Es geht nicht um Geld oder um weltliche Werte wie Gold, wertvolle Bilder oder seltene Briefmarken. In dieser Bank liegen andere Wertsachen: Vielleicht unsere innige Beziehung zu Jesus Christus, vielleicht unser Wissen um die Macht des Gebets oder die Erfahrungen mit der Hilfe Gottes in schwierigen Lebenslagen. Und vielleicht können wir das alles zusammenfassen und sagen: In dieser Bank liegt unser Glaube ...

Nun wissen wir spätestens seit der Wirtschaftskrise des vergangenen Jahres, dass keine Bank der Welt, kein Geldinstitut national und international, staatlich oder privat dagegen gefeit ist, doch zusammenzubrechen, alle Einlagen durch riskante Spekulationen zu verspielen - bis hin zum Bankrott. Und wir wissen auch, warum es zu solchen Spekulationen kommt und warum so viele Menschen um ihre Ersparnisse geprellt und um ihr Eigentum und ihre Alterssicherung gebracht worden sind: Menschliche Gier stand dahinter, der unbändige Drang einiger Bank- und Börsenleute, die verantwortungslos mit dem umgegangen sind, was anderen gehörte. Die Geschädigten können dann, wenn so etwas geschieht, nur dankbar sein, wenn sie noch ein wenig von dem retten, was sie bei der Bank hinterlegt hatten.

Liebe Gemeinde, wie anders sieht das doch aus, wenn unsere Wertsachen bei Gott aufbewahrt sind! Wie viel Ruhe und Gelassenheit kann das unserer Seele geben, wenn sie weiß, nichts und niemand kann mir das je nehmen, was ein für alle Mal in meinem himmlischen Schließfach liegt, dort wo - wie es im Matthäusevangelium heißt - "weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen" (Mt. 6,20).

Aber genug jetzt mit diesen Bildern von Schließfächern und Banken. Wir wollen darüber nachdenken, was das mit uns macht, wenn wir das Wesentliche, die Mitte, das Wichtigste unseres Lebens, unseren Glauben an Gott, unser Vertrauen zu Jesus Christus in der sicheren Obhut Gottes wissen:

- Unsere Sicht auf die Dinge der Welt wird sich verändern! - Der Kram und die Sachen werden an Bedeutung verlieren. Wenn mir das ewige Erbe winkt, was liegt denn dann daran, ob ich hier mit einem großen Haus renommieren oder mir ein teures Auto vor die Tür stellen kann? Wie unbedeutend wird es doch auch, ob ich in den Lebensjahren, die Gott mir hier schenkt, viel Eigentum und viele Güter ansammle? Ich werde einmal nichts von alledem mitnehmen und - ich brauche das auch nicht! Alles, was wirklich Wert hat in meinem Leben, liegt schon vor Gottes Augen und ist behütet und bewahrt unter seinem gütigen Blick!

- Aus dieser neuen Beziehung zu den Sachen wird die Bereitschaft zum Teilen erwachsen: Wie schön ist es doch, wenn ich endlich die Bestimmung allen irdischen Reichtums erfülle, dass ich ihn nämlich mit denen teile, die in dieser Welt zu kurz gekommen sind, Menschen, für die mein Besitz zum Leben und oft zum Überleben nötig und notwendig ist!

- Auch mein Verhältnis zu mir selbst wird ein anderes werden: Vielleicht nehme ich mich in Zukunft nicht mehr gar so wichtig und muss nicht mehr wie bisher um die Anerkennung der Menschen kämpfen? Vielleicht kann ich sogar einmal über mich selbst lachen, ohne dass mir ein Zacken aus der Krone fällt? Kann es denn etwas besseres geben, als bei Gott anerkannt und geliebt zu sein? Und warum um hohen Preis nach weltlicher Macht und Ansehen streben, die doch genauso vergänglich sind, wie das Leben selbst - wenn ich doch schon ein unvergängliches, ewiges Ansehen bei meinem himmlischen Vater habe?

- Schließlich bleibt auch meine Beziehung zu den anderen Menschen nicht die selbe: In einem letzten Sinn kann mir kein Mensch irgendetwas nehmen. Ich muss also nicht in Konkurrenz zu den anderen treten. Ich kann mich an dem freuen, was sie haben und muss sie nicht um das beneiden, was ihnen gehört. Ich selbst habe doch schon genug - auf ewig genug! Und besonders in unseren Kirchengemeinden könnte ein ganz neues Miteinander von Menschen entstehen, von denen keiner dem anderen und keine der anderen irgendetwas voraus hat. Im Gegenteil: Gottes gnädige Gerechtigkeit macht uns alle zu seinen Erben und seinen Kindern, die schon hier wie Geschwister zusammenleben dürfen.

Trotzdem: Es werden auch in dieser Welt noch schwere Tage zu bestehen sein, Tage an denen wir das Ziel aus den Augen und unser unvergängliches Erbe bei Gott aus dem Sinn verlieren. Und davon spricht der Petrusbrief auch und er weiß und spricht aus, warum das so sein muss: Denn wenn es bestanden ist "werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus." Nach diesen Anfechtungen aber, die uns läutern sollen wie Gold, ist uns das verheißen: "...ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit. AMEN