Predigt zum 3. Adventssonntag - 13.12.2009

Textlesung: 1. Kor. 4, 1 - 5

Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist's ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.

Liebe Gemeinde!

Nicht besonders aufschlussreiche Worte, die wir hier hören. Erst wenn man begriffen hat, was die "Geheimnisse Gottes" sind, dann wird alles klar und verständlich. Aber was sind diese "Geheimnisse"? Wenn Sie jetzt eine Bibel zur Hand hätten, dann würden Sie unter dem Vers vom "Haushalter über Gottes Geheimnisse" die Versangabe 1. Kor. 2,1 finden. Und wenn Sie dann dort aufschlagen, lesen sie: "Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen." Und da wissen wir es jetzt: Das "Evangelium von Jesus Christus" ist das Geheimnis, von dem Paulus spricht. Und er ist der Haushalter, also der Verwalter dieses Geheimnis'. Und seine Pflicht ist nicht mehr und nicht weniger, als damit treu umzugehen.

Aha, werden Sie sagen. Etwas anderes hätten wir auch gar nicht von Paulus erwartet. Und auch von den anderen, die heute sozusagen beruflich mit dem Evangelium umgehen, den Pfarrern, den Predigern, den Prädikanten und Lektoren und allen sonst, die in unseren Tagen Gottes Wort verkündigen, erwarten wir auch nichts anderes.

Aber sind wirklich alle, die uns das Wort Gottes predigen, treue Haushalter und Verwalter des Evangeliums? Ich glaube nicht und ich weiß, was ich damit sage und ich will es auch belegen:

Durch die Jahrhunderte, seit es Christen auf Erden gibt - und auch in den letzten Jahren - sind immer wieder Theologen aufgetreten, die uns ein neues, ein anderes Evangelium predigen wollten. Ich nenne nur einmal drei Beispiele: Da gab es etwa Professoren, die uns den Tod Gottes einreden wollten. Bei vielen waren sie erfolgreich. Und da gibt es solche, die vertreten, dass am Ende alle Menschen, gleich wie sie geglaubt und gelebt haben, in Gottes allversöhnende Liebe eingeschlossen sein werden. Und schließlich ist in unseren Tagen eine "theologische" Strömung aufgekommen, die uns den Gedanken von "Jesu Opfertod" für die gesamte Menschheit ausreden will. Und so gibt es in der sich wissenschaftlich nennenden Theologie noch viele andere Gedanken, die unter die Leute gebracht werden, die Paulus gewiss nicht mit treuer Haushalterschaft am Evangelium hätte reimen könnte.

Allen diesen Gedanken ist dabei eines gemeinsam: Jesus Christus spielt eigentlich keine oder eine nur untergeordnete Rolle. Denn wenn ich behaupte: Gott ist tot, dann habe ich nicht begriffen, dass unser himmlischer Vater heute in seinem Sohn lebendig ist und in ihm und durch ihn immer in unserer Nähe. Und wenn einer behauptet, am Ende gäbe es keine Unterschiede, alle Menschen würden Gottes Ewigkeit sehen, dann erklärt er den Glauben für unwichtig, spricht unserem Herrn ab, unser Heiland zu sein und entwertet sein Opfer auf Golgatha und nennt es genau genommen überflüssig! Wenn schließlich - wie es sogar in kirchlichen Kreisen heute geschieht - das Sühnopfer Jesu Christi für die Sünden der Menschen bestritten wird, dann haben sich die Vertreter dieser Lehre vom innersten Kern des Christentums abgewandt.

Aber schauen wir weg von dem, was Theologen und solche, die sich so nennen, verkündigen. Schauen wir in die Gemeinde, auch in unsere! - Auch wie unter den "einfachen" Christenmenschen gedacht und gesprochen wird, hat mit treuer Haushalterschaft am Evangelium oft wenig zu tun.

Sagen Sie nun bitte nicht: Ich bin doch kein Theologe - darum habe ich auch keinen Auftrag, die evangelische Botschaft zu bewahren, zu hüten, zu verwalten und zu pflegen. Jeder Christ, zumal wenn er konfirmiert ist, hat Verantwortung für Gottes Geheimnis! Wer zum Glauben an Jesus Christus gefunden hat, der soll auch entsprechend reden und leben. Andernfalls trägt er den Christennamen zu Unrecht. Ein Christ, eine Christin ist immer auch ein Mensch, der Beziehungen zu anderen hat, etwa zu seinen Kindern und Enkeln, seinen Freunden und Bekannten, seinen Kollegen und Nachbarn und allen anderen Menschen, denen er begegnet. Und er kann ja gar nicht anders, als in diesen Beziehungen von seinem Glauben Zeugnis zu geben, entweder so, dass er andere liebt, wie er von Jesus Christus geliebt ist oder - und auch das ist ein Glaubenszeugnis, allerdings ein schlechtes - indem er keine Liebe für seine Mitmenschen aufbringt, sie nicht gut behandelt, unfreundlich zu ihnen ist oder sie schädigt und verachtet.

"Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden", sagt Paulus. Wie werden wir gute Haushalter des Evangeliums und einmal für treu befunden?

Paulus würde uns eine klare Auskunft geben: Diener und Dienerinnen Christi sollen wir sein, denn er ist der Herr. Seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, denn er ist uns in allem voraus gegangen. Das können wir nur im Glauben an ihn, darum will er die Mitte unseres Glaubens sein. Und da ist auch wieder ganz klar, was es heißt: Er ist in die Welt gekommen, um uns mit Gott zu versöhnen. Er hat in dieser Welt gelebt, um uns zu zeigen, wie Gott sich seine Menschenkinder wünscht. Er ist in Leid und Tod gegangen, um alles gut zu machen, was wir einander und Gott angetan haben und antun. Er hat sich geopfert, um unsere Sache mit Gott ins Reine zu bringen. Gott hat ihn auferweckt, um alles zu bestätigen, was er gelebt und gepredigt hat. Er ist unser Herr - im Leben und im Sterben.

Nun hört sich das ja schön an und wir können dem allem sicher auch zustimmen. Aber es geht dabei nicht nur um das, was unsere Lippen sprechen, sondern um unser Leben, unser Wirken für und unser Handeln an anderen Menschen.

Diener, Dienerinnen Christi, deren Herr Jesus Christus ist, werden seine Liebe gegenüber ihren Nächsten üben, so wie er das getan hat. Seine Nachfolgerinnen und Nachfolger heute gehen den Weg des Friedens und der Versöhnung mit allen Menschen, auf dem er uns vorausging. Wer an ihn glaubt, der wird alles, was er spricht und tut vor diesem Glauben prüfen und nichts reden und tun, nur um den Menschen zu gefallen oder sich Vorteile zu verschaffen.

Wenn wir glauben, dass er uns mit Gott versöhnt hat, dann werden wir keine eigenen Leistungen mehr vorweisen und uns nicht mehr auf unsere Verdienste verlassen. Er hat genug für uns getan! Wenn wir an ihm ablesen, wie Gottes Kinder in dieser Welt leben und handeln sollen, dann erkennen wir, dass alles, was wir sind und haben, Gottes Geschenke sind, für die wir dankbar sein sollen. Und wenn wir glauben, dass uns sein Sterben am Kreuz von Sünde und Tod erlöst und das ewige Leben verdient hat, dann werden wir nur darauf vertrauen - nicht auf eigene Werke, so gut sie auch sein mögen. Wir werden voller Zuversicht unseren Weg durch die Zeit bis ans Ende gehen - durch Tod und Auferstehung hindurch - in ein neues, herrliches Leben bei Gott, unserem Vater.

Aber wir wollen auch noch diese Gedanken des Paulus bedenken: "Mir aber ist's ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's aber, der mich richtet." Bei allem was wir als Christen glauben und wie wir leben sind wir nur einem verantwortlich: Jesus Christus! Kein anderer Mensch hat das Recht, über uns zu urteilen, was unseren Glauben angeht und - wie tröstlich! - nicht einmal unser eigenes Urteil kann uns verdammen. Denn wie oft halten wir uns doch selbst für verkehrt, meinen, keinen festen oder nicht den rechten Glauben zu haben, zweifeln und sind manchmal sogar nahe der Verzweiflung. Unser Richter ist Jesus Christus. Und er will unser Heil und nicht, dass wir uns selbst zermartern und schuldig sprechen. Er will unser redliches Bemühen und schon das will er nehmen als wäre uns der Glaube schon gelungen. Auch dem, der zu ihm ruft: Herr, hilf meinem Unglauben!, wendet er sich in Liebe und Treue zu. Darum wollen wir - auch für uns selbst - beherzigen, womit die Worte des Paulus für heute enden: "Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden." AMEN