Predigt zum Pfingstmontag - 12.5.2008

[Alternative Predigt zu dieser hier] [Predigten, Texte, Gedichte...] [Heiter verreimter Ertrag aus 25 Jahren] [Mein Klingelbeutel] [Liturgieentwurf zur akt. Predigt]

Mein besonderes Angebot: die aktuellen Predigten auf meinen Seiten zwei, drei oder gar mehr Wochen im Voraus! 
Für jede
aktuelle Predigt bitte ich Sie um eine Klingelbeutelspende von 0,50 €! Für die Liturgie, die in der aktuellen Woche spätestens Mittwoch erscheint, bitte ich um 0,30 €. Alle weiteren Tarife hier.

Liebe Gemeinde!

An Pfingsten geht es eigentlich immer nur um ein Thema: Wie kommen wir zum Glauben! Denn das macht der Heilige Geist Gottes, der an Pfingsten in die Welt kam, zuallererst: Er hilft den Menschen, dass sie glauben können. Und auch in den Versen aus der Apostelgeschichte, die uns für heute zu bedenken vorgelegt sind, ist davon die Rede:

Textlesung: Apg. 2, 22 - 39

Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst - diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört. So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.
Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

Wie Menschen zum Glauben finden, darum geht es an Pfingsten, so habe ich vorhin gesagt. Wenn wir nun diese Geschichte hören, dann gehen uns zwei Dinge an ihr auf: Dieser Weg zum Glauben kann manchmal sehr hart sein. Und: Zuletzt machen wir es nicht selbst, dass wir glauben können, sondern der Glaube kommt von Gott her und ist sein Geschenk.

Warum sage ich, der Glaubensweg wäre manchmal hart? - Hören sie doch nur, was Petrus den „Männern von Israel" hier zumutet: Jesus von Nazareth ..., diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Vielleicht ist die ganze Härte dieser Worte noch nicht deutlich. Ja, man könnte vielleicht sogar denken, Petrus wollte seine Zuhörer entlasten, wenn er sagt: ... habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen. Man könnte heraushören: Das wart also eigentlich nicht ihr ... Juden, sondern die Römer! Aber nein, dieses Wort macht die Sache nur schlimmer! Es war euer Messias, auf den ihr Jahrhunderte gewartet habt, der euch durch die Propheten angekündigt war und der sich euch auch durch seine Wundertaten ausgewiesen hat! Den habt ihr in die Hände der Heiden gegeben! Man möchte hinzufügen: Welch ein ungeheuerlicher Frevel! Ausgerechnet ihr ... und ausgerechnet den, der euch verheißen war, euren Heiland, den Christus, den Gesalbten Gottes ... Das ist hart!

Vielleicht kann uns das deutlich machen, dass der Weg zum Glauben auch für uns steil und steinig sein kann! Zuerst für uns persönlich: Da erinnern sich die einen jetzt sicher daran, wie lange sie gerungen haben, bis sie sich auf Gottes Sache einlassen konnten. Das war ja durchaus nicht immer eine Stunde oder gar eine Minute der Bekehrung, die alles bei uns umgekrempelt hat. Bei manchen ist das ein jahrelanger Kampf gewesen, ein Ringen in unserer Seele, ein Auflehnen unseres alten Wesens gegen den Gedanken, nicht so zu sein, wie Gott uns haben will und sich etwas nicht verdienen zu können, sondern schenken lassen zu müssen! Noch andere sind heute beileibe nicht zu Ende mit diesem inneren Ringen: Täglich neu meldet sich in uns die Stimme, die uns zuruft: Mach dein Leben selbst! Pack es an und geh deinen Weg! Wie soll Gott dir helfen, der seinen eigenen Sohn nicht verschont und ans Kreuz geschickt hat? Aber vielleicht sind da auf der anderen Seite auch diese Gedanken: Ich kann mein Leben nicht allein machen. Immer wieder habe ich es versucht und bin gescheitert. Und Jesus Christus ... der Gekreuzigte ... vielleicht liegt darin ja für mich gerade die Erlösung, die Rettung, das ganz neue, befreite Leben, dass dieser eine für mich ans Kreuz gegangen ist, für mich gestorben ist, um mich frei zu machen von Sünde, Tod und Teufel ... Und vielleicht fasziniert uns dieser Gedanke ja auch, selbst wenn wir ihn nicht, noch nicht so ganz begreifen und glauben können?

Aber daran, dass der Weg zum Glauben hart ist, können wir auch noch etwas anderes begreifen - und das hat jetzt mit unseren Mitmenschen zu tun und vielleicht besonders mit denen, ganz in unserer Nähe: unseren Partner, unseren Kinder, Enkeln und Geschwistern ... Vielleicht genügen unsere Hinweise darauf, dass unser Leben mehr ist, als das, was wir vor Augen und in Händen haben, ja wirklich nicht, wenn wir mit unseren Lieben sprechen. Und die Einladung: Komm doch (wieder) einmal mit in den Gottesdienst, die wir unserem Sohn oder unserer Schwester sagen, ist wohl auch viel zu wenig! Wir müssen klarer werden und ... härter! Unsere Leute müssen das spüren können, dass etwas auf dem Spiel steht bei Gottes Sache! Und sie müssen es merken, dass uns wirklich etwas daran liegt, dass sie zu Gott finden oder wenigstens ins Nachdenken kommen und auf die Suche gehen. Ich weiß ja nun nicht, welcher „Umgangston" in religiösen Fragen bei ihnen herrscht. Eins aber weiß ich: Härter muss er werden, deutlicher, so dass er aufrüttelt und in Bewegung bringt zu dem, ohne den wir nicht leben können!

Das zweite, was wir an den heutigen Predigtversen lernen können, ist dies: Wir machen es nicht selbst, dass wir glauben können, sondern der Glaube kommt von Gott her und ist sein Geschenk. Wo habe ich das her? Aus diesem Satz: Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Die harte Rede des Petrus hat die „Männer von Israel" durchaus nicht zum Glauben geführt! Alles was sie bisher bei ihnen erreicht hat, ist dies: Es ging ihnen durchs Herz! Wir können vielleicht auch sagen: Es wurde ihnen das Herz aufgetan! Mehr als das konnten die Apostel nicht tun. Jetzt war Gott dran, sozusagen. Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Auch die Buße und die Taufe sind noch nicht der Glaube! Vielmehr bleibt der Glaube eine „Gabe", die wir empfangen. Wir sollen und können den Glauben immer nur vorbereiten, der Heilige Geist wird alles weitere besorgen.

Das klingt auf der einen Seite gewiss nicht sehr ermutigend. Was können wir denn dann beitragen dazu, dass wir selbst oder andere zum Glauben finden? Aber andererseits ist das auch sehr ermutigend und hilfreich: Wir müssen es nicht machen! Wir können es auch gar nicht. - Das nimmt den Druck und die Verantwortung von uns. Und schließlich liegt auch noch etwas sehr Tröstliches darin: Selbst da, wo wir uns oder andere im Blick auf den Glauben längst verloren gegeben haben, ist noch Hoffnung! Wir haben keinen Einfluss darauf, ob Gott nicht doch den Glauben schenkt - wider Erwarten, gegen alles, was wir denken und meinen und für wahrscheinlich halten.

Und genau diese Ermutigung lesen wir auch am Ende der Verse, die wir heute bedenken: Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung, und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Vergessen wir das nie: Die Gabe des Heiligen Geistes ist eine Verheißung Gottes! Der Glaube, den der Heilige Geist uns mitbringt ist ein Geschenk, das uns versprochen ist! Und wir und unsere Kinder, ob wir Gott nah oder noch fern sind, sind zu ihm gerufen, dass er uns geben kann, was für uns bestimmt ist.

Liebe Gemeinde, so hart diese Verse heute auch sind, sie können uns doch auch etwas mitgeben, was uns Trost und Hilfe sein kann: Der Glaube ist für keine und keinen von uns, ja, für Niemanden in dieser Welt unerreichbar und darum nur eine Sache, der wir lebenslang nachjagen müssten, ohne sie je fassen zu können. Der Glaube ist ein uns verheißenes Geschenk, eine Gabe, die zu empfangen wir von Gott berufen sind. Dass wir diese Gabe empfangen, dazu will uns auch ein manchmal harter Lebensweg helfen. Und es kann auch durch uns bei anderen vorbereitet werden, dieses Geschenk zu empfangen. Selbst schmerzhafte und deutliche Worte können dem manchmal dienen! Ich wünsche ihnen ein gesegnetes Pfingstfest und die Gabe des Glaubens durch den Heiligen Geist Gottes! AMEN