Predigt zum Karfreitag - 21.3.2008

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Textlesung: Jes. 53, 1 - 12

Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart? Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.

Liebe Gemeinde!

Ganz tief drinnen in unserem Herzen wissen wir es: Dieser Tag heute, der Karfreitag, ist der höchste Festtag im Kirchenjahr und auch der wichtigste Tag für unseren Glauben als Christen. Gewiss, Weihnachten ist auch nicht unwichtig. Wäre Jesus nicht geboren, dann hätte er nicht gelebt und gewirkt zu unserem Heil. Aber - und das spielt eine ganz große Rolle! -, da sind wir ganz offen, das Weihnachtsfest gefällt uns auch einfach besser. Weil es so fröhlich ist und bei jeder und jedem von uns meist schöne Erinnerungen weckt.

Vielleicht würden wir auch noch Ostern als das Hauptfest für uns Christen nennen. Aber da müssen wir nun auch genau so konsequent wie beim Weihnachtsfest fragen: Gäbe es denn das Fest der Auferstehung Jesu Christi, wenn unser Herr nicht zuvor das Leid und den Tod gelitten hätte, wenn davor nicht auch der Karfreitag läge? Und wir können sicher jetzt auch umgekehrt sagen: Hätten wir denn an Heiligabend die Geburt dieses Jesus von Nazareth zu feiern, wenn er sich nicht als Opfer für unsere Sünden dargebracht hätte? - Es ist schon so: Bedeutender als dieser Leidens- und Todestag unseres Herrn ist kein anderer Tag im Jahr!

Ich glaube, darüber müssten wir auch gar nicht reden oder gar streiten, wenn dieser Tag nicht so traurig wäre. Manchen von uns geht das in jedem Jahr wieder sehr nah: Das Leiden Jesu, seine Schmerzen, die Angst und die Verlassenheit am Kreuz, schließlich dieser furchtbare Tod, hingerichtet wie ein Verbrecher ... und an ihm war doch keine Sünde!

Und die Worte aus dem Prophetenbuch des Jesaja, die wir gerade gehört haben, bestätigen es uns ja wieder, wie ernst, wie hart und grausam das Geschehen dieses Tages ist: Er war der Allerver- achtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit ... Als er gemartert ward, litt er doch willig ... wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird ...

Ja, liebe Gemeinde, dieser Tag ist ernst und für uns nicht leicht zu ertragen. Und gern würden wir uns um diesen Tag herumdrücken - und die Christenheit unserer Zeit tut es ja auch zunehmend, indem sie die Gottesdienste am Karfreitag meidet, während Heiligabend die Kirchen voll sind.

Wir aber sind jetzt hier, obgleich doch auch wir dieses Gefühl haben, dass es heute besonders unangenehm ist, die Texte und das Thema dieses düsteren Tages zu ertragen.

Aber genau an dieser Stelle, genau bei diesem Gefühl, das uns heute ja alle mehr oder minder beschleicht, möchte ich jetzt einsetzen. Und ich will versuchen, uns darüber hinaus zu führen. Denn die ernsten, schweren Gedanken sind nicht alles, was diesen Tag ausmacht! Und auch in den Versen des Jesaja-Buchs, die ich vorhin vorgelesen haben, gibt es noch etwas anderes. Gehen wir einmal entlang an den Worten. Hören wir doch nur, wie viele gute Gedanken doch auch darin liegen: „Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben ..." Ist das nicht ein klarer Hinweis auf die Auferstehung? Sehen wir da nicht bei allem Dunkel dieses Tages doch auch heute schon das Osterlicht aufgehen? Der Verachtete und Zerschlagene wird nicht im Tod bleiben! Er wird Leid und Krankheit überwinden und ins Land der Lebendigen eintreten. Der Christus Gottes hat das Leben eines Menschen in Niedrigkeit und Ohnmacht bestanden, ohne Sünde und Schuld.

„Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn ..." Der Gemarterte hat uns, die verirrten Schafe gesammelt. Nun müssen wir nicht mehr auf unseren Weg schauen, sondern können seinen Weg hinter ihm her gehen. Alle Schuld, die wir bis heute auf uns geladen haben, hat er uns abgenommen. Ihm nachfolgen ist alles, was wir tun müssen. Er führt uns ans Ziel des Lebens. Jetzt sind wir auch frei dazu, nach denen zu schauen, die mit uns auf dem Weg sind. Auch von ihnen trennt uns nichts mehr, denn die Sünde aller liegt auf ihm, Jesus Christus! Und es wird ein leichteres Gehen sein zusammen mit den anderen: Einer des anderen Stütze. Einer des anderen Fürsprecher, Berater, Freund, Schwester und Bruder ... Ein Herr, eine Gemeinde.

„... er hat sein Leben zum Schuldopfer gegeben ... er wird den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden ..." Opfer - eigentlich auch so ein dunkles Wort. Hier aber wird es uns zum Tor für eine tiefe Freude! Der eine hat sich für alle dahingegeben. Sein Leid - unsere Vergebung. Seine Schmerzen - unsere Freiheit. Sein Tod - unser Leben. Wir sind gerecht vor Gott. Keiner darf uns nun mehr auf unsere Sünde festnageln. Unser Schuldschein hängt an seinem Kreuz.

„Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt." Nicht einmal Strafe haben wir noch zu erwarten! Es ist durch IHN alles abgetragen und nichts wird für uns behalten, um es uns doch noch irgendwann - und sei's beim Eintritt in Gottes neue Welt - als unbeglichen vorzulegen. Wir haben Frieden. Wir sind mit Gott im Reinen. Nichts mehr muss uns schrecken. Was uns auch noch geschieht, durch welche Dunkelheiten wir auch noch hindurch gehen müssen, wir wissen den Weg und das Ziel. Alles Leid währt nur noch bis dahin. Alle Krankheit wird einmal von uns abfallen. Unsere bösen Befürchtungen verwandeln sich in frohe Erwartung. Das Osterlicht bestrahlt auch heute schon unseren Pfad. Das Leben - hat schon begonnen.

So verwandelt sich auch unsere Gegenwart: Unsere Wunden schmerzen zwar noch, aber sind doch auch schon geheilt. Unser Herz ist oft schwer, aber die Hoffnung gibt uns immer wieder neue Kraft. Manchmal möchten wir den Mut sinken lassen, aber immer wieder tut sich eine neue Möglichkeit auf. Nach einer durchwachten Nacht steigt die Sonne über den Horizont und es gibt einen wunderschönen, herrlichen Morgen.

Liebe Gemeinde, noch einmal: Tief drinnen in unserem Herzen wissen wir es: Dieser Tag heute, der Karfreitag, ist der höchste Festtag im Kirchenjahr und auch der wichtigste Tag für unseren Glauben als Christen. Aber bei allen trüben und traurigen Gedanken dieses Tages, bei allen ernsten und bedrückenden Texten, die heute im Gottesdienst gelesen und bedacht werden, der Karfreitag hat auch - vielleicht nicht schöne, aber doch gute und für uns heilvolle Züge: Denn heute vollbringt unser Herr unsere Erlösung von Sünde und Schuld. Heute werden wir im Glauben frei von allem, was zwischen uns und Gott stehen mag. Heute geschieht, was uns Frieden schenkt. Heute wird das Tor zu unserer Zukunft über den Tod hinaus aufgestoßen!

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Lob sei dir, oh Herr! AMEN