Predigt zum Letzt. So. nach Epiphanias - 13.1.2008

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Textlesung: 2. Petr. 1, 16 - 21

Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.

Liebe Gemeinde!

Zu wem spricht denn dieser Petrus hier? Vor wem muss er sich so verteidigen? "Wir sind keinen Fabeln gefolgt!" Ich habe euch doch keine Märchen erzählt! Ich habe schließlich die Herrlichkeit des Herrn selbst gesehen! Glaubt mir doch, dass ich keine Träume aus mir selbst heraufhole und sie euch als Wahrheit ausgebe! Ich war mit Jesus auf dem Berg, damals als er vor meinen und der anderen Jünger Augen verklärt wurde! Ich habe Gottes Stimme über diesen Jesus Christus sagen hören: "Dies ist mein lieber Sohn!" Vor wem muss sich Petrus so rechtfertigen?

Wir können es uns ja fast denken. So etwas ähnliches erleben wir ja auch hie und da, manche von uns sogar recht häufig. Immer wieder bekommen wir doch mit Leuten zu tun, die in den Dreck ziehen, woran wir glauben, die schlecht machen, was uns heilig ist, die ihren "ausgeklügelten Fabeln" den Vorrang vor unserem Herzensglauben geben, die Gott abtun oder ihn als den alten Mann mit dem Rauschebart verspotten ... Wir kennen das doch auch!

Solche Menschen gab es zu allen Zeiten und es gibt sie bis heute - und es wird sie wohl immer geben, so lange Christen auf dieser Erde leben. Warum sie so sind? Oft meinen sie es gar nicht so böse. Sie sind halt Zweifler, die alles angreifen und prüfen müssen. Sie suchen oft sehr angestrengt nach der Wahrheit, nach dem Glauben - nur sie haben ihn noch nicht gefunden.

Andere freilich sind hochmütig! Sie meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Alle anderen sind angewiesen auf Gottes Wort in der Heiligen Schrift, müssen sich mühen und quälen damit, ringen um das rechte Verständnis, vieles aber bleibt ihnen unverständlich und dunkel ... Diese hochmütigen Leute wissen alles ganz genau! Sie haben den Schlüssel zur Wahrheit in Händen, den Weg zum rechten Verstehen gefunden und besitzen den einen wahren Glauben.

Wieder andere haben Freude daran, Menschen, wie die meisten Christen welche sind, in die Enge zu treiben. Wer kann schon auf jede spitze Frage eine Antwort geben? Wer weiß schon auf Anhieb zu sagen, ob nur der himmlische Vater Gott ist und nicht auch sein Sohn Jesus? Wer wüsste denn eine befriedigende Lösung, wenn einer wissen will, ob der Heilige Geist von Gottvater ausgeht oder von Christus? - Aber solche Fragen werden uns gestellt. Oft - und das ist das gemeine - nicht um der Wahrheit zu dienen und die Glaubenserkenntnis voranzutreiben, sondern nur um sich an der Verlegenheit der anderen zu weiden!

Solche also werden zu Petrus getreten sein, um ihn auszuforschen: "Von wem hast du eigentlich deine Kenntnis über diesen Jesus von Nazareth? Wer hat dir offenbart, dass er der Christus ist?" Und wir kennen ja ähnliche Leute.

Aber wie ist es mit den Antworten, die der Evangelist gibt? Würden wir die auch teilen? - Die meisten gewiss! Wir haben doch auch keinen Märchen geglaubt! Warum nennen wir denn Christus unseren Herrn? Weil wir begriffen haben, dass in ihm Gott zu uns Menschen getreten ist. In ihm haben wir Gottes Liebe gesehen, die Leid und Tod auf sich nimmt, nur um uns die Größe dieser Liebe glaubhaft zu machen. Und wir haben doch auch seine Herrlichkeit erfahren! Erleben wir nicht jeden Tag die Wunder Gottes? Dass wir gesunde Glieder haben dürfen, dass wir etwas leisten können, etwas fertig bringen. Wie oft hat Gott uns in Gefahr bewahrt. Wie viele Male schon wussten wir ganz genau, das verdanke ich ihm, wenn ich diese Gefahr heute überstanden habe!?

Und ist nicht auch "herrlich", welche Hoffnung er uns in Jesus Christus ins Herz gibt? Dass wir durch den Tod ins Leben gelangen sollen, dass wir auferstehen und ewig bei ihm bleiben dürfen!

Und haben wir nicht auch Gottes Stimme vernommen - in der Bibel - dass sie von diesem Jesus Christus sagt: Er ist mein Mund; er spricht meinen Willen aus und mein Wort. Er ist mein Wesen - so meine ich's mit euch. Er trägt mein Gesicht - wenn ihr ihn seht, seht ihr mich. Er ist meine Hand und meine Füße - er tut, was mir gefällt, er geht zu denen, die auch ich aufsuchen möchte: zu den Kranken, Leidenden, Ausgestoßenen, Zöllnern und Dirnen ... Haben wir nicht auch diese Stimme über diesen Jesus gehört? Haben wir ihm nicht deshalb geglaubt und erkannt, dass in ihm Gott ist?

Gut, wir waren nicht mit Jesus auf dem Berg. Das hat uns Petrus voraus. Aber macht das unser Bekenntnis zu Jesus weniger wert? Können wir aber dafür nicht jeder das eine oder andere Erlebnis erzählen, wo dieser Jesus uns in unserem Leben ganz nah war und wir ganz deutlich "gesehen" haben, wer er ist, wie er hilft und was er vermag?

Vielleicht würden wir statt von einer Stunde "auf dem Berge", von den bangen Minuten vor einer Operation berichten? Wie wir auf einmal ganz ruhig geworden sind und ganz gefasst, und wie wir alles in seine Hände legen konnten? Wie er auf unsichtbare Weise - aber spürbar! - neben unserem Bett gestanden hat? Oder wir könnten etwas davon sagen, wie wir mit Christi fühlbarem Beistand durch die schweren Wochen der Pflege bei einem Sterbenden oder der Trauer kamen. Haben wir da nicht auch wie Petrus auf dem Gipfel des Berges gesehen - welche Kraft dieser Jesus Christus hat, welches Licht um ihn her strahlt?

Doch: Wir haben ihn auch erkannt! Wir wissen auch, wer er ist - für uns und alle, die an ihn glauben: Gottes geliebter Sohn, an dem der Vater Wohlgefallen hat und der herrlich ist und war wie Gott selbst!

Was haben die Gegner des Petrus erwidert, als sie dieses Zeugnis des Jüngers hörten? - Wir wissen es nicht. Was werden die Leute zu uns sagen, wenn wir bekennen, wie herrlich, wie wunderbar Christus für uns ist und was wir mit ihm erlebt haben? - Vielleicht werden sie weiter reden und denken, wir hingen nur Märchen und Fabeln an. Vielleicht werden sie uns nach wie vor spöttisch belächeln. Mag sein, dass sie dann ihre Weisheit betonen und sich weiter an unserem "naiven Glauben" erheitern. Sei's drum. Sie mögen nach ihrer Fasson selig werden. Wir können unseren Glauben niemandem aufzwingen. Lassen wir uns diesen Glauben - wenn er Jesus Christus zur Mitte hat - aber auch von niemandem klein machen oder gar ausreden.

Eines will uns Petrus aber doch noch sagen, um uns zu ermutigen: "Wir haben das prophetische Wort", sagt er. Dann fährt er fort - und wir können uns die gehobenen Nasen der Gegner und ihre hochgezogenen Brauen vorstellen, wenn er ihnen das hinschleudert: "Ihr tut gut daran, wenn ihr auf uns hört, wenn ihr auf unser Wort achtet, denn es ist ein Licht, das auch in der Finsternis eures Herzens scheinen will!" Was für ein Anspruch! Petrus hat es, was die anderen suchen. Er ist im Licht, sie tappen im Dunkeln. - Sollen wir ihm auch hier folgen, wenn die Menschen uns fragen und auf unseren Glauben prüfen wollen?

Ich würde ein eingeschränktes Ja sagen: "Ja, aber ..." Das "aber" bezieht sich dabei auf diese vollmundige Behauptung, nur wir hätten die Wahrheit. Das nicht. Da ist Vorsicht geboten. So mag der Jünger Petrus mit Recht reden - wir nicht. Wir mühen uns ja nur um die rechte Erkenntnis, wir ringen - um die Wahrheit und den Glauben ... Das sollten wir nicht aussprechen: "Wir haben das prophetische Wort ..." Das allerdings dürfen wir uns schon getrauen, nämlich sicher und selbstbewusst anderen vorzulegen, was wir glauben und von unserem Herrn Jesus Christus begriffen haben. Sollen sie es doch prüfen. Sollen sie es doch in ihren Händen und Herzen wiegen - und dann behalten, wenn es ihnen zum Leben hilft. Wenn unser Glaube wirklich ein Licht ist, das unseren Weg erhellt, dann müssen wir dieses Licht doch auch anderen empfehlen! Darum: Ja, das wollen wir vertreten: Ihr tut gut daran, wenn ihr auf unser Wort achtet! Ihr werdet mit ihm erleben, was auch uns schon befreit und beglückt hat. Ihr werdet erfahren, was ein Glaube wie der unsrige kann!

Liebe Gemeinde, jetzt, da wir so viel von unserem "Glauben" gesprochen haben, von dem, "was wir von Jesus Christus erkannt und begriffen haben", dass wir keinen Märchen oder Fabeln anhängen ... jetzt ist ja doch eines sehr klar geworden: Man muss sich schon sehr sicher sein in dem, was man glaubt und hofft! Wer anderen ein Zeugnis ablegen will von dem, was er von Gottes Sache und von Christi Botschaft verstanden hat, der muss sich das schon immer wieder einmal ganz deutlich machen: Das ist mein Glaube! Da schlägt mein Herz. Dafür könnte ich viel auf mich nehmen, das ist meine innerste Überzeugung.

Darum lade ich sie, liebe Gemeinde, heute ein, in den Tagen der kommenden Woche sich selbst wieder einmal ganz ehrlich zu prüfen: Woran habe ich mein Herz in dieser Welt gehängt? Was ist mir wichtig? Wer ist Jesus Christus für mich? Welchen Glauben würde ich um keinen Preis aufgeben? Was ist die Mitte meines Lebens? Worauf hoffe ich eigentlich?

Lassen sie dabei ruhig auch die Erlebnisse mit der Kraft und Herrlichkeit Gottes in ihre Erinnerung kommen. Denken sie dabei über alle Wunder nach, die er schon an ihnen getan hat. Sie werden dann klar und glaubhaft sprechen können - wie Petrus: Ich bin keinen Fabeln oder Märchen gefolgt! Ich habe die Herrlichkeit des Herrn selbst gesehen! Ich habe Gottes Stimme über diesen Jesus sagen hören: Dies ist mein lieber Sohn. Ich glaube an ihn!