Predigt zum Epiphaniassonntag - 6.1.2008

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Textlesung: 2. Kor. 4, 3 - 6

Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist's denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Liebe Gemeinde!

Nein, sehr gefällig sind diese Worte des Paulus nicht. Aber ich sage ihnen ganz ehrlich, bei diesem Thema können sie es auch gar nicht sein und mir persönlich würde es gar nicht gefallen, wenn der Apostel um den Ernst der Sache herumreden würde. Denn die Sache ist ernst - und durchaus nicht nur für die Menschen, die keinen Glauben haben. Auch für die anderen, die immer wieder die Angriffe des Unglaubens ertragen müssen, die Lästerreden über das angeblich dumme Festhalten an einem Gott, den es doch gar nicht gibt und das verletzende Lächeln über einen Glauben, den, wie man meint, allenfalls noch Kinder teilen können.

Und das beschränkt sich ja nicht nur auf den privaten Lebensbereich. In der Zeitung war vor einigen Wochen zu lesen, dass ein Professor anzweifelt, dass Jesus überhaupt je gelebt hat. Und dieser Professor ist evangelischer Theologe! Und - selbstverständlich! - ein Buch hat er auch gerade geschrieben ... und dann erfahren wir noch den Verlag und den Preis. Im Fernsehen kommen meinem Gefühl nach in den Talk-Shows überwiegend Leute zu Wort, oft auch noch Prominente, die sich Atheisten nennen. Und es ist für mich überhaupt eine Tatsache, dass auch bei den Gastgebern dieser Gespräche und den Redakteuren der meisten Sender die Haltung des Unglaubens besser ankommt, als wenn einer aufstünde und von seiner Bekehrung sprechen und sich ausdrücklich zu Jesus Christus bekennen würde. Aber - und jetzt wird es heikel - auch in unseren Gemeinden und in unserer Kirche gibt es viele, die Kernstücke des Evangeliums nicht glauben, wie zum Beispiel die Auferstehung unseres Herrn und unsere Auferstehung am Ende aller Tage. Und da sind hochrangige Kirchenleute darunter, Pfarrer und auch Kirchenvorsteher. Ich will das nicht moralisch bewerten. Ich stelle es nur fest. Allerdings frage ich mich schon, wie einer, wenn er nicht an die Auferstehung glaubt, überhaupt eine wirklich froh machende Botschaft aus dem Evangelium herauslesen will, was ja schließlich die Hauptaufgabe aller evangelischen Arbeit und besonders der Verkündigung ist. Denn es ist nun einmal so - auch das ein Wort von Paulus: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich." (1. Kor. 15,14) Und die Losung, die über dem gerade begonnenen Jahr steht, bringt solche Christen gewiss in nicht geringere Schwierigkeiten: „Christus spricht: Ich lebe, und ihr sollt auch leben." (Jh. 14,19)

Noch einmal: Ich will nicht moralisch werten! Aber diese Gedanken fallen mir ein, wenn ich bei Paulus lese: „Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist's denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes."

Liebe Gemeinde, ich glaube, wir müssen jetzt doch einer Bemerkung aus diesen Worten nachgehen: Der Gott dieser Welt hat ihnen den Sinn verblendet. Wer dieser Gott denn ist, fragen sie? Ich glaube, er hat sehr viele Namen und viele Gesichter und es gab ihn schon zu Jesu und zu Paulus' Zeiten und es gibt ihn heute. Er hat allerdings an Macht zugenommen, nicht nur weil es heute mehr Menschen auf der Erde gibt. Auch weil die Menschen, die den wahren Gott kennen und lieben, immer mehr in die Minderzahl geraten - auch dadurch, dass sie ihn willentlich verlassen.

Die Namen dieses Gottes der Welt sind - in biblischer Zeit - z.B. Baal und Mammon gewesen. Heute kennen wir ihn besser unter „Geld oder Eigentum" und er heißt auch „Konsum" - unter diesem Namen können wir ihn besonders in der Vorweihnachtszeit an den verkaufsoffenen Samstagen in den Kauftempeln treffen. Aber er heißt auch Bosheit, Neid, Geiz, Eifer- und Ichsucht. Eines aber spricht sich in allen seinen Namen aus: Es geht immer um das Eigene. Der Mensch, der sich ihm unterwirft, will etwas für sich, will sich behaupten, will Ansehen, Macht, Einfluss - für sich selbst. Ja, ich glaube, hier liegt der abgrundtiefe Graben, der sich zwischen dem Gott der Welt und dem Gott Jesu Christi, der unser Vater ist, auftut. Der Gott Jesu nämlich hat immer alle seine Kinder im Blick. Er will unsere Gemeinschaft stärken: dass einer für den anderen da ist, dass alle leben können und ihr Auskommen haben. Er will Gerechtigkeit für alle und er gibt schließlich allem, was wir gemeinsam tun und woran wir gemeinsam arbeiten, also unserer Gemeinde, seinen besonderen Segen.

Aber wie macht das der Gott dieser Welt, dass er uns vom wahren Gott zu sich hinüber zieht: „... er hat ihnen den Sinn verblendet, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes." Sicher haben sie eben, als ich über die Namen des Weltgottes sprach, auch gedacht: „Mammon, Einfluss, Macht, Ansehen ...", das sind doch alles Dinge, an denen unser Herr kein Interesse hatte. Und wirklich: Darum hat Jesus sich nicht gekümmert und er ist darin das Ebenbild Gottes, der uns die Gaben der Welt nicht als die Hauptsache, sondern als Beiwerk seiner Güte und Liebe gegeben hat und nicht will, dass einer viel hat und der andere nichts, der auch nicht Einzelnen über andere Macht und Gewalt geben wollte, sondern immer das Wohl aller im Sinn hat. Und wie Jesus es vorgelebt und mit den Dingen der Welt gehalten hat, so hat es der Apostel Paulus als Jünger unseres Herrn auch getan: Alle Gaben, die uns der Weltgott verspricht, hat er wie „Dreck" geachtet vor dem Ziel, „Christus zu gewinnen!" (Phil. 23,8) Und das Bild, das er hier gebraucht, macht es wirklich sehr treffend deutlich, wie der Gott der Welt uns einnimmt: Mit dem Glanz der Sachen, dessen was wir haben und was wir gern haben würden oder erreichen möchten, strahlt er uns an wie mit einer grellen Lampe. Dann sind wir geblendet und können das helle Licht des Evangeliums nicht mehr sehen. - Aber wie kommen wir da heraus? Wie entziehen wir uns der Macht des Gottes dieser Welt und der Blendung durch das, was er uns bietet?

„Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen." Liebe Gemeinde, ein für allemal ist es die Predigt, das Wort, das uns herausruft aus der Sklaverei durch den Weltgott. Und ein für allemal sind es Knechte, also Diener dieses Wortes und nicht solche, die sich zu seinen Herren aufschwingen, auf die wir hören sollen. Denn das Wort ist selbst mächtig und kann - wenn es auf guten Boden fällt - alles verändern, das unterste zuoberst kehren und aus einem Saulus einen Paulus machen. Wir haben es ja im Ohr: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist." (Joh. 1,1ff) Und es kommt - Gott sei Dank, denn wir sind schwach - nicht nur auf unser Hören an, dass dieses Wort wirken und uns zu anderen Menschen machen kann: „Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi." Es gibt neben dem Wort auch diesen „hellen Schein", der nicht von dieser Welt ist, der ohne unser Wollen oder gar Ziehen in das Herz eines Menschen fällt, so dass dieser zu sehen beginnt, worauf es im Leben und im Glauben wirklich ankommt!

Wenn wir dann auf Jesus Christus schauen, dann blicken wir allemal in die richtige Richtung! Auf seinem Gesicht sehen wir die Güte des Vaters, vor der alle weltliche Habe klein und gering wird. An dem, was er tut, erkennen wir, was uns und anderen Menschen dient, was froh macht und wodurch Wärme zwischen uns entsteht. An dem, was er redet schließlich, hören wir Worte, die unser Herz und unseren Verstand erleuchten, dass wir uns dort und in dem einsetzen, was die Gerechtigkeit, das Leben und die Freude aller befördert.

Liebe Gemeinde, wir feiern heute das Fest des Lichts, Epiphanias. Heute hat der Herr einen „hellen Schein in unsre Herzen gegeben!" Dieser Schein weist uns auf den hin, in dessen Angesicht wir die Herrlichkeit Gottes sehen können. Dieser Schein ist so hell, dass kein Glanz und Gleißen der Dinge dieser Welt dagegen ankommen. Lassen wir das Licht unseres Herrn weiter leuchten hin zu den anderen Menschen, die noch im Dunkeln sind. AMEN