Predigt (Gottesdienstvorschlag) zum 1. Advent - 3.12.2000

Alternative für einen Familiengottesdienst: Eröffnung der Aktion "Brot für die Welt"

Kurze Beschreibung des Gottesdienstes:

- Der Gottesdienst will die Tüten-Sammlung für "Brot für die Welt" einleiten, die in jedem
Jahr am 1. Advent beginnt.
- Der Gottesdienst (die Ansprache) erzählt die Geschichte der Elisabeth von Thüringen, be-
sonders das sogenannte "Rosenwunder".
- Das "Rosenwunder" wird während der Ansprache nachvollzogen.
- Die Botschaft des Gottesdienstes heißt dann: "So wie bei Elisabeth aus Brot Rosen wurden,
so sollt ihr nun aus Rosen Brot machen - Brot für die Welt."
- Jeder Gottesdienstbesucher erhält im Gottesdienst (oder am Ausgang) eine Sammeltüte für
"Brot für die Welt". Die Rosen werden dem Korb entnommen, der während der Ansprache am
Altar gestanden hat.
- An Material wird ein Korb gebraucht, außerdem rote Rosen (wenigstens so viele, dass jede
Familie oder Einzelperson eine bekommt), eine Decke zum Bedecken des Korbs, Sammeltüten
für "Brot für die Welt".

Hier ist die Ansprache:

Liebe Eltern, liebe Kinder, liebe Gemeinde!
Lisbeth, Elsbeth, Betty, Lizy, Anneliese, Lieselotte - sie alle tragen den Namen einer Frau, die vor
730 Jahren lebte, den Namen der ungarischen Prinzessin Elisabeth.
Warum hat man sie nicht längst vergessen wie so viele andere Prinzessinnen aus früherer Zeit? Das
muß daran liegen, daß ihr Leben so bunt und abwechslungsreich war - man kann kaum glauben, daß
es nur 24 Jahre währte. Was hat Elisabeth nicht alles erlebt!:
Im Schloß der Eltern im fernen Ungarn wurde sie in Reichtum, und Prunk erzogen. Sie konnte alles
haben, was ihr Herz begehrte, die schönsten Dinge zum Spielen, die besten Speisen und von golde-
nen Löffeln konnte sie essen... Schon als kleines Kind - mit 4 Jahren - wurde sie mit dem Sohn des
Landgrafen von Thüringen verlobt. Das war damals üblich, dass die Eltern den Mann für ihre Toch-
ter aussuchten. Später, als sie den Landgrafensohn geheiratet hatte, lebte sie im Schloß ihres Man-
nes, in Thüringen. Die Diener und Hofleute aber staunten nicht schlecht, als ihre neue Herrin gar
nicht so fein und zierlich daherschritt, wie sie's von einer Prinzessin erwarteten. Nein, sie war nicht
vornehm, wie sich's für sie geziemt hätte. Statt mit den Höflingen und Edelfräuleins zu plaudern, be-
suchte sie viel lieber die armen und einfachen Leute in den Dörfern ringsum. Anfangs nahm ihr Gat-
te, der Landgraf Ludwig, seine junge Frau in Schutz, wenn die Burgbewohner über sie tuschelten
oder die Nase rümpften. Denn obgleich er sich seine Gattin nicht ausgesucht hatte, war sie ihm doch
bald ans Herz gewachsen. Ja, er liebte sie, trotz ihrer ihm unbegreiflichen Neigung, sich mit dem
niedrigen Volk, den armen Bauern, den Hungerleidern abzugeben. Er dachte, das würde sich schon
geben, wenn Elisabeth nur erst etwas älter und reifer wäre.
Doch es wurde nicht besser. Schon früh hatten die Eltern die Liebe zu Gott in Elisabeth geweckt.
Sie war besessen von dem Gedanken, diese Liebe an andere Menschen weiterzugeben, den Hungri-
gen Brot zu schaffen und den Leidenden Trost zu spenden. Sie wollte Jesus wirklich nachfolgen -
nicht nur von ihm hören - sondern wirklich tun, was er getan hätte, dorthin gehen, wohin er gegan-
gen wäre, die lieben, die er geliebt hätte, und das waren nunmal die Armen, die Schwachen, die Be-
nachteiligten...
In den Augen der höfischen Gesellschaft tat sie seltsame, verrückte Dinge. Und so ging es ihr nicht
anders als vielen Menschen, die das Evangelium nicht nur sonntags hören, sondern auch werktags
danach leben: Sie wurde ausgelacht und für nicht richtig im Kopf gehalten. Doch sie tat weiter, was
sie vor ihrem Gewissen tun musste: Sie spielte mit den Kindern der armen, abhängigen Leute, sie leg-
te sich bisweilen auf den kalten Boden neben das Bett oder aß an einer reich gedeckten Tafel nichts,
weil sie wusste, wie schwer ihre Untergebenen für das arbeiten mussten, was man bei Hofe aß, und
dass sie es auf harte und ungerechte Weise abgefordert bekamen.
Als eine Hungersnot im Lande ausbrach, ging sie an die Truhen des Schlosses und schenkte alle
Schätze her. Sie brachte den Bettlern selbst die Speisen ans Hoftor, oder sie nahm gar einen Aussät-
zigen mit ins Schloß und legte ihn in das Bett ihres Gatten, der gerade verreist war.
Viel wäre noch aus dem bunten und bewegten Leben der Elisabeth zu erzählen, wieviel Gutes sie tat,
wie vielen Menschen sie half... Heute möchte ich nur noch eins erwähnen und das ist eine Geschich-
te, die man sich bis in unsere Tage hinein von dieser Frau erzählt. Sie spielt in der Vorweihnachtszeit
vor vielen hundert Jahren...
Es ist kalt draußen, am Morgen ist der erste Schnee gefallen. Genau so eisig wie der Winter dieses
Jahres, sind auch die Gefühle des Landgrafen für seine Frau geworden. Seine Liebe ist in Argwohn
umgeschlagen, aus seiner Zuneigung wurde krankhafte Eifersucht. Er will das Herz seiner Frau mit
niemandem teilen, mit Gott nicht und mit den Armen nicht... Wieder und wieder hat er Elisabeth
verboten, die Kranken in den Dörfern zu besuchen und den Familien, die Hunger leiden, Nahrung zu
bringen. Die Dienstboten im Schloss haben strenge Anweisung, der Herrin nur noch Lebensmittel für
ihren eigenen Bedarf zu geben...
An diesem Abend ist es Elisabeth doch gelungen, einen großen Laib Brot auf die Seite zu bringen.
Sie weiß, wie die Menschen im Dorf hungern, denn die Ernte war schlecht und die Vorräte sind bald
aufgezehrt und der kalte Winter steht vor der Tür... Elisabeth ist in den Burghof hinausgetreten, den
Brotlaib trägt sie in einem Korb unter ihrem weiten Mantel. Mit vorsichtigen Schritten geht sie auf
das Burgtor zu, keiner soll sie hören. Die Abenddämmerung geht schon bald in Dunkelheit über, so
wird sie auch keiner sehen, wenn sie nur erst durch das Tor ist... Endlich ist sie draußen, sie atmet
auf, das Schloß hinter ihr versinkt im Dunkel der Nacht. Nun rasch dem Dorfe zu, dorthin, wo die
armen, hungrigen Menschen auf sie warten.
Nur ein Steinwurf trennt sie noch von den ersten Häusern der Ortschaft. Sie sieht schon die Lampen,
die die Dorfbewohner in die Fenster gestellt haben, um ihr den Weg zu weisen... Da tritt plötzlich
einer hinter einem Baum hervor, verstellt ihr den Weg, packt sie am Arm und herrscht sie an - und
sie erkennt die Stimme. Es ist ihr Mann, Landgraf Ludwig. "Was hast du unter dem Mantel, sprich!"
Elisabeth hat nur einen Gedanken: Sie will das Brot denen bringen, die es zum Überleben nötig ha-
ben, die hungrigen Männer, Frauen und. Kinder... Doch da fragt er schon wieder, und diesmal
schreit er es fast: "Was hast du unter dem Mantel?"
Sie drückt den Korb fester und fester an sich. Was soll sie ihm sagen? Und wenn er das Brot bei ihr
findet? Sie wird nie wieder eine Gelegenheit haben, die Menschen im Dorf mit Lebensmitteln zu ver-
sorgen. Und wie der Landgraf sie jetzt in den Schein der Laterne im Fenster des ersten Gehöftes
zerrt, da denkt sie nur noch - und es ist wie ein Gebet - Gott, hilf mir, diese armen Menschen brau-
chen mich!
Der Landgraf rast vor Wut, soll die Frau doch schweigen, er ahnt ja doch schon, was sie unter dem
Mantel verbirgt, doch er will es genau wissen und dann wird sie das Schloss nie mehr verlassen, da-
für will er schon sorgen! Er stellt die Frau vor sich hin und reißt ihr mit einem Ruck den Mantel zur
Seite...

(In diesem Augenblick wird ein Korb mit Rosen enthüllt, der seit Beginn des Gottesdienstes vor
dem Altar stand, von einem Tuch bedeckt.)

...doch nicht Brot verbarg Elisabeth unter dem Umhang, sondern einen Korb mit roten Rosen.

(Beim folgenden Lied werden die Rosen vielleicht von den Kindergottesdiensthelfern an alle Kinder
(und Erwachsene?!), die gekommen sind, verteilt. Später weist der Pfarrer, die Pfarrerin auf die
am Ausgang liegenden Sammeltüten für die Aktion "Brot für die Welt" hin und fordert die Familien
auf: "So wie bei Elisabeth aus dem Brot Rosen wurden, so sollt ihr nun aus Rosen Brot machen -
Brot für die Welt!") AMEN