Predigt zur Einführung des KV - 1.11.2009

[Alternative Predigt zu dieser hier] [Predigten, Texte, Gedichte...] [Heiter verreimter Ertrag aus 25 Jahren] [Mein Klingelbeutel] [Liturgieentwurf zur akt. Predigt]

Mein besonderes Angebot: die aktuellen Predigten auf meinen Seiten zwei, drei oder gar mehr Wochen im Voraus! 
Für jede
aktuelle Predigt bitte ich Sie um eine Klingelbeutelspende von 0,50 €! Für die Liturgie, die in der aktuellen Woche spätestens Mittwoch erscheint, bitte ich um 0,30 €. Alle weiteren Tarife hier.

Textlesung: 1. Petr. 4, 10+11

Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: Wenn jemand redet, dass er's rede als Gottes Wort; wenn jemand ein Amt, hat, dass er's tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf dass in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus.

Liebe Gemeinde

Heute soll unser neuer Kirchenvorstand ins Amt eingeführt werden. Ich sage ihnen ganz offen: Der Name "Vorstand" gefällt mir nicht. In anderen Gegenden Deutschlands sagt man "Presbyter", übersetzt: "Älteste", das ist schon besser, finde ich. Aber: "Vorstand"... Wenn wir das hören, denken wir doch zuerst an Aufsichtsräte, an Unternehmerverbände, an Sport- oder Gesangvereine und dergleichen. Nichts gegen die Leute, die da drin sitzen, aber wenn ich an sie denke, kommen mir bestimmte Bilder in den Sinn: Ich sehe ihre Treffen in Kongresssälen und Luxushotels, ich sehe die Männer aus der Hochfinanz in dicken Limousinen mit Chauffeur vorfahren, ich sehe die gewichtigen Mienen und ich spüre, dass es noch um etwas anderes geht, als dass die Geschäfte florieren, dass es weiter- und aufwärtsgeht mit dem Verein... Man fühlt das in solchen Kreisen irgendwie: Auch die "Achtung" spielt eine gewichtige Rolle, auch der Einfluss, den einer genießt... Vor-stand, da geht's auch um "Ehre"!

Und jetzt schauen wir uns unsere Gemeindevertretung, den Kirchenvorstand an: "Überwiegend Mühe und Arbeit", so könnte man das alles zusammenfassen, was da in den nächsten sechs Jahren auf diese Männer und Frauen wartet: Oft endlose Sitzungen, in denen man nach der Plage des Tages mit der Müdigkeit kämpft. Und auch zwischendurch wird Einsatz erwartet. Immerhin: "Kirchenvorsteher", das heißt Leitung der Kirchengemeinde in allen Bereichen! Von der Organisation des Gemeindeabends über die Mitarbeit im einen oder anderen Gemeindekreis bis hin zur Verwaltung und Haushaltsführung; alles das ist die Sache dieses "Vorstands". Und wenn's irgendwo in der Gemeinde Ärger gegeben hat, zu wem gehen die Leute dann? Zum Kirchenvorsteher, zur Kirchenvorsteherin, die sind ja schließlich dafür da! Und wenn - was in unserer Gemeinde jetzt ... Jahre lang nicht der Fall war, der Pfarrer, die Pfarrerin die Gemeinde verlässt, wer soll dann dafür sorgen, dass alles genauso gut weiterläuft? Der Kirchenvorstand! Es scheint, besonders verlockend ist es nicht, in der Leitung der Kirchengemeinde zu sein. Viel Arbeit und wenig Anerkennung, viel Mühe und wenig Lob, viel zu tun und keinen Cent dafür.

Aber immerhin, so könnte man jetzt meinen, es ist doch eine Ehre zu diesem Gremium zu gehören, gewählt worden zu sein, Ansehen und Achtung zu genießen... Glauben sie mir, wenn bei der Kirchenvorstandssitzung so gegen Mitternacht immer noch nicht alle anstehenden Beschlüsse gefasst sind, wenn der Herr Pfarrer wieder einmal kein Ende seiner Ausführungen findet, dann will man gern auf diese "Ehre" verzichten, dann will man nur noch ins Bett! Wahrhaftig: Im Vorstand einer Gemeinde braucht man andere Qualitäten als in den Aufsichtsräten der Industrie! Dort macht man Karriere und kann den Herren spielen - in der Gemeinde werden Diener gesucht!

Und so freue ich mich, dass wir zur Wahl unseres Vorstands wieder genug Frauen und Männer gefunden haben, die bereit waren und sind, ihrer Gemeinde und damit uns allen zu dienen. Es wartet eine Fülle von Aufgaben: Gemeindeleitung, was immer ansteht, die Sorge für die Jugend, für den Gottesdienst, für die Alten, für die Unterweisung im Glauben, die Verantwortung für alle Dinge und Dienste, für Haus- und Krankenbesuche, für die gemeindlichen Kreise - eben für alles! Sie merken: So manches, was sie bis heute immer in ihren Gedanken dem Pfarrer (der Pfarrerin) zugeordnet haben, soll eigentlich Aufgabe des Kirchenvorstands sein. Nun, in der Praxis wird gewiss auch viel Arbeit vom Pfarrer (der Pfarrerin) übernommen, aber die Verantwortung der Kirchenvorsteher dafür bleibt bestehen. Und tatkräftige Hilfe bei allem wird von ihnen auch erwartet!

Liebe Gemeinde, ich denke, sie verstehen jetzt, dass ich nicht so gern von "Kirchenvorstehern" rede, wie von "Dienern der Gemeinde". Es ist ein harter Dienst, wenn man ihn ernst nimmt. Und darum möchte ich heute noch einmal all denen danken, die sich zur Wahl haben aufstellen lassen - und auch denen, die in den vergangenen Jahren in diesem Dienst gestanden haben. Ich danke ihnen für ihre Bereitschaft uns allen zu dienen, Verantwortung zu übernehmen und Sorge wahrzunehmen. Ich danke ihnen für alle Opfer an Zeit und Kraft, die sie ihrer Gemeinde gebracht haben und in der Zukunft bringen wollen.

Aber ich möchte ihnen noch mehr sagen, als nur Dank. Und dabei helfen mir die Worte des Petrus die wir vorhin gehört haben: Wenn jemand ein Amt hat, dann tue er's aus dem Vermögen, das Gott darreicht. Man muss sich ja wirklich fragen: Wo soll denn die Kraft für all die Aufgaben herkommen, die auf sie warten? Von Gott wird sie kommen!, geschenkt, in dem Maße, wie wir sie brauchen! Ja, hier sehe ich überhaupt den entscheidenden Unterschied zu der Arbeit in anderen "Vorständen"; Gott selbst verheißt den Ämtern in seiner Gemeinde seine Hilfe und seinen Beistand! Menschen, die in seinem Dienst stehen, brauchen nicht den Antrieb des "Ansehens", der "Macht" , des "Einfluss'" oder der "Ehre". Ein Kirchenvorsteher darf in seinem Amt ganz getrost und gewiss mit dem Segen und der Kraft des Höchsten rechnen! Und er wird - sozusagen als Dreingabe - noch die Freude erfahren, die der Dienst für andere schenkt. Und schließlich - es ist schon wunderbar mit diesem Dienen in Gottes Gemeinde - schließlich wird man noch erleben: Je mehr man sich für die Mitmenschen ausgibt und einsetzt, desto reicher wird man. Die Freude, die ich weiterreiche und teile, wird nur noch größer und mehr!

Natürlich gilt das alles nicht nur für das Amt des Kirchenvorstehers. Für den Dienst der Wortverkündigung, den ich tun darf, kann ich das nur bestätigen! Und auch schon das Amt, "dem Mitmenschen ein Nächster zu sein", hat die ganze wunderbare Verheißung Gottes: Er gibt die Kraft und den Segen und die Freude in unser Amt. Darum: Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter Gottes. Wenn jemand redet, dass er rede als Gottes Wort; wenn jemand ein Amt hat, dass er's tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf dass in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus.

Ich wünsche uns allen gute Jahre im Dienst an den Menschen, dazu Gottes Segen und uns allen hier in ............ einen Kirchenvorstand von wirklichen "Dienern der Gemeinde"!