Predigt zum Pfingstsonntag - 31.5.2009

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Textlesung: Jh. 14, 23 - 27

Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Liebe Gemeinde an Pfingsten!

Das Johannesevangelium ist schwierig. Seine Gedanken gehen nicht so leicht ein wie etwa die des Markus oder des Matthäus. Und irgendwie hat der Evangelist es verstanden, sehr viele Gedanken in wenigen Versen unterzubringen. So ist es auch hier.

Aber eine schöne Sprache hat er! Und es ist gute Nachricht, die er auf gedrängtem Raum verkündigt! Wir wollen der Botschaft - oder sagen wir besser: den Botschaften - seiner Verse heute einer nach der der anderen entlanggehen. Dann entgeht uns hoffentlich nichts, was der Jesus des Johannesevangeliums den Jüngern und uns sagen will:

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. - Mir ist hier sofort eingefallen, wie viele Philosophen und andere kluge Leute doch davon gesprochen haben, dass die Religion - und besonders die christliche! - eigentlich nur eine Vertröstung aufs Jenseits sei. Diese klugen Leute haben diesen Vers sicher nicht gelesen, jedenfalls haben sie ihn nicht verstanden. Denn es geht nicht ums Jenseits. Dass Jesus zu uns kommt und bei uns bleibt, ja sogar bei uns wohnt, das dürfen wir für diese Welt und in dieser Welt erwarten! Und das ist seit Jesus über die Erde ging ja auch immer wieder - millionenfach! - geschehen. Und wenn Jesus bei uns ist, dann ist auch der Vater bei uns, denn er sagt: Wir werden zu euch kommen! Wir werden bei euch wohnen!

Aber wie geschieht das? - Die Liebe zu Jesus ist sozusagen die Einladung, dass er bei uns einzieht. Und diese Liebe zeigt sich darin, dass wir "sein Wort halten". Und ist es nicht immer so in der Liebe, dass wir gerne tun, was der sich von uns wünscht, den wir lieben? Weil er uns gefällt, weil er so ist, wie wir uns den Herrn, den guten Hirten wünschen, werden wir auch tun, was ihm gefällt. Ganz selbstverständlich ist das! Genauso selbstverständlich ist es auch, dass ein Mensch, der nicht tut, was IHM gefällt, ihn nicht liebt - und umgekehrt. Davon spricht der nächste Vers:

Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. - Eine klare Sache. Das wird uns täglich ein Dutzend Mal bestätigt. Wer sich nicht um das schert, was Jesu Wille ist, wer nicht fragt, was er in dieser oder jener Situation tun würde und das dann auch tut, der kann keine Liebe zu ihm haben.

Gewiss gibt es bei jedem Menschen, auch denen, die sich bemühen, christlich zu leben, Ausrutscher, Entscheidungen, die nicht im Sinne Jesu sind, Fehler, die wir machen, Schuld an Gott und den Menschen, die wir uns aufladen. Aber es geht um das grundsätzliche Bemühen: Dass wir Menschen sind oder werden, die seine Worte halten wollen, die nie aus dem Sinn verlieren, dass er uns die Liebe zu Gott und den Mitmenschen empfohlen (befohlen?) und uns die 10 Gebote aufgegeben hat, dass wir sie befolgen! Und wenn wir dann doch einmal seine Worte nicht halten, wenn wir also sündigen, dann gibt es Gott sei Dank für den, der bereut, dem das, was er getan hat, von Herzen leid ist, auch die Vergebung und den neuen Anfang.

Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. - In Jesus Christus ist Gott selbst in die Welt eingegangen. In Jesu Gestalt wird er in dieser Welt geboren, wächst auf als Mensch, lebt seine kurzen Lebensjahre und lehrt die Menschen den Willen Gottes. Und in Jesu Gestalt geht Gott selbst ins Leid, ans Kreuz und in den Tod. Schließlich offenbart sich Gott in dem auferstandenen Christus und verheißt auch uns ein ewiges Leben aus dem Tod. In allem ist Jesus Christus das fleischgewordene Wort und der Wille Gottes, seines und unseres himmlischen Vaters. "Ich und der Vater sind eins" (Jh.10,30), sagt er an anderer Stelle im Johannesevangelium.

Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. - Endlich wird's Pfingsten in diesen Versen! Denn bisher klang alles so schwierig: Wir sollen tun, was IHM gefällt. Wir müssen uns bemühen. Sünden werden durch Reue beseitigt. Wie gut, dass es den Tröster gibt, den Heiligen Geist! Um den müssen wir uns nicht bemühen. Der kommt einfach zu uns, uneingeladen, unwiderstehlich, wann und wo er will! Er hilft uns, tröstet uns, lehrt uns und erinnert uns. Wenn wir unaufmerksam werden und den Menschen die Liebe schuldig bleiben, die wir ihnen doch zuwenden sollen, dann klopft er uns sacht auf die Schulter. Wenn wir wieder einmal nur an uns denken und unsere leidenden Nächsten vergessen, dann zupft er uns am Ohr und vielleicht flüstert er auch noch einen guten Gedanken hinein, etwa diesen: Du hast doch genug an Gütern und Gaben! Willst du nicht davon etwas an die austeilen, die sie bitter nötig haben? Wirklich gut und hilfreich, dass es den Heiligen Geist gibt! Ich glaube, wir alle brauchen ihn und das, was er an und für uns tun will: Trösten, lehren, erinnern!

Aber etwas sollten wir aus uns selbst nicht vergessen: Der Heilige Geist führt ein - nun, sagen wir - heimliches Leben! Er kommt auch nicht auf Bestellung. Er weht vielmehr, wie wir wissen, wo er will. Also achten wir auf sein Säuseln und rechnen wir mit seinem Kommen. Jederzeit! An jedem Ort. Und in jeder Gestalt oder auch nur als eine innere Stimme, die leise mit uns spricht.

Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. - Der Friede Jesu ist anders! Anders als alles, was wir so Frieden nennen: Kein Seelenfrieden - dass wir uns selbst-"zufrieden" und dann meist auch selbstgerecht zurücklehnen und uns in unserer inneren Glaubenskammer geborgen fühlen und gegen andere abschotten. Kein Scheinfriede, der nur verschleiert, dass es unter der Oberfläche der Beziehung eigentlich nicht in Ordnung ist und dass sich hinter dem vorgeschützten Lächeln eigentlich nur Neid und Missgunst verstecken. Und schon gar keine Friedhofsruhe, in der alle menschlichen Regungen schon erstorben sind, man nebeneinander her lebt, ohne jedes Interesse aneinander und in der alles Gefühl füreinander schon tot ist. Solchen Frieden gibt die Welt!

Jesu Friede ist anregend und manchmal sogar aufregend: Er rüttelt an unserer Seele und lässt uns nicht ruhen, bevor ungeklärte, ungute Verhältnisse nicht angesprochen, bearbeitet und bereinigt sind. Sein Friede ist kreativ, schöpferisch: Er gibt uns immer neue Ideen ein, wie wir anderen Menschen aus ihren schwierigen Lebensumständen heraushelfen, wie wir ihre Not lindern, ihnen helfen, ihnen Freude machen und sie mit Güte überraschen. Und sein Friede ist niemals unser Besitz: Er fordert uns täglich neu heraus, will immer neu gewonnen werden, wir müssen ihm nachjagen, sonst kann er uns entgleiten - manchmal für lange. Aber unser Herr will ihn uns schenken. Es ist nicht so, dass er ihn uns nur hinhält - und wenn wir danach greifen, ist er verschwunden. So nicht. Aber danach greifen müssen wir, ihn wirklich auch wollen und das, was er mit sich bringt. Denn eins ist sicher: Sein Friede ist nie nur für uns allein! Sein Friede sucht sozusagen Anschluss. Durch uns will sein Friede auch andere erreichen, froh machen, ihnen die Angst nehmen und ihnen innere Kraft schenken, Glauben, Hoffnung, Liebe ... Sein Friede ist ansteckend - aber das kann er nur sein, wenn wir den anderen Menschen mit ihm nahekommen!

Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. - Die Welt, in der wir heute noch leben und leben müssen, bietet auch manches, was uns Angst einjagt: Die Wirtschaftskrise und alles, was vielleicht noch aus ihr entsteht. Die Arbeitslosigkeit, die uns bedroht. Krankheit, die uns aufs Lager wirft. Das Alter und die Beschwerden, die es mit sich bringt. Und schließlich der Tod, den wir alle bestehen müssen. Über dem allem hat unser Herr sein Wort ausgerufen: Erschreckt nicht! Und vor dem allem steht wie ein Schutzschild sein: Fürchtet euch nicht!

Liebe Gemeinde, wir wollen nachher von diesem Gottesdienst nach Hause gehen in der Gewissheit, dass unser Herr immer bei uns ist. Wir nehmen seine Worte und seinen Willen mit, von dem wir wissen, dass es das Wort und der Wille unseres himmlischen Vaters ist. Wir nehmen seinen Frieden mit, der uns nicht schläfrig macht, sondern zu den anderen Menschen hinführt, den nahen und den fernen, dass auch sie seinen Frieden spüren. Schließlich nehmen wir heute, am Tag der Pfingsten noch die Verheißung mit, dass uns der Heilige Geist begleitet, uns tröstet, lehrt und erinnert, dass wir in dieser Welt vor Gott leben und mit anderen Menschen, die er genauso liebt wie uns. AMEN