Predigt zu Christi Himmelfahrt - 21.5.2009

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Textlesung: Lk. 24, (44 - 49) 50 - 53

Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und sprach zu ihnen: und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, und seid dafür Zeugen. Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.

Liebe Gemeinde!

Woran liegt das wohl, dass wir zum Tag der "Himmelfahrt Christi" so ein ganz anderes Verhältnis haben als etwa zu Weihnachten oder Ostern. Ja, selbst mit dem Karfreitag können wir noch mehr anfangen als mit diesem Tag heute. Warum hätten wir uns sonst noch einen ganz anderen Namen und einen für diesen Tag eher fremden Grund und eine ungewöhnliche Art zu Feiern ausgedacht: Vatertag - und das noch an vielen Orten im Freien!?

Man kann sicher darüber unterschiedlicher Meinung sein. Einige sagen vielleicht: An Heiligabend kann ich mir etwas vorstellen. Jesus wird geboren, liegt in einer Krippe im Stall von Bethlehem und die Hirten und die Könige machen dort ihre Aufwartung. Und Ostern? Ein wenig schwieriger ist das schon, aber da denken wir an die Wachen am Grab, das Erdbeben, das sie erschreckt hat, so dass sie wie gelähmt sind, an den Stein, der weggerollt ist und die Frauen, die den Herrn vergeblich salben wollen. Aber Himmelfahrt? Da ist irgendwie so wenig los und nichts zu sehen. Wie heißt es hier: Er "schied von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Das ist doch eher mager!

Andere werden so sprechen: Ganz gleich, was da an diesen Tagen geschieht, Es gibt einfach gewisse Traditionen, die sich herausgebildet haben. Und die sind schön und wir freuen uns an ihnen. Weihnachten mit Krippe, Baum und Geschenken. Ostern mit Osterfeuer, Osternacht und Eiersuchen. Himmelfahrt mit Ausflug - oft heute ja auch mit der ganzen Familie! - oder eben mit dem Gottesdienst in der freien Natur.

Gegen das alles ist nun gar nichts zu sagen. Trotzdem habe ich noch einen ganz anderen Gedanken zu den verschiedenen Festtagen, ihrer Tradition und Gestaltung: Nehmen wir Weihnachten - da wird Jesus für uns als Mensch in dieser Welt geboren. Nehmen wir Karfreitag - da stirbt unser Herr für uns, besiegt am Kreuz Tod und Teufel für alle, die an ihn glauben. Und noch Ostern - da steht unser Herr auf vom Tod und begründet unseren Glauben, dass auch wir einmal auferstehen und ihm folgen in die neue, herrliche Welt Gottes. - Und wie ist das an Himmelfahrt? Da tut Jesus Christus eigentlich gar nichts für uns. Im Gegenteil. Da verlangt er etwas, ja, wir könnten es salopp so ausdrücken: Er sagt uns, "jetzt habe ich genug für euch getan, jetzt seid ihr dran!"

Ich glaube schon, dass hier mindestens auch ein Grund dafür liegt, warum uns der Sinn und Anlass des Feiertags heute nicht genügt: Weil wir heute gefordert sind! Weil wir jetzt unsere Aufgabe bekommen und die heißt: Sorgt dafür, "... dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, und seid dafür Zeugen." Und wenn wir jetzt denken: Das war doch der Auftrag an die Jünger damals und nicht an uns! Das sieht man doch schon an der Nennung dieser Stadt "Jerusalem" ... Wenn wir so denken, dann müssten wir auch alle anderen Anlässe zum Feiern an den Festtagen fallen lassen: Jesus wird schließlich als Jude in Bethlehem geboren. Und er stirbt am Kreuz in Jerusalem, der Hauptstadt der Juden und das Grab, aus dem er aufersteht liegt auch in dieser Stadt und die ersten am leeren Grab sind jüdische Frauen ... Und überhaupt hat Jesus sein Erdenleben in Palästina verbracht und alle seine Worte, Gleichnisse und Geschichten an die damaligen Menschen gerichtet, meistens Juden!

Wir können also einfach auch nicht so denken und reden, als ginge uns der Auftrag dieses Tages, des Himmelfahrttages nichts an: "... dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, und seid dafür Zeugen." Vielleicht setzen wir den Namen unseres Ortes hier ein: Fangt an in ..............., und seid dafür Zeugen. Und vielleicht wenden wir uns dann nicht gleich an die "Völker". Unserer Familie zu predigen, unseren Angehörigen, unseren Freunden, Kollegen und Nachbarn wird im Sinne unseres Herrn ganz gewiss ein guter Anfang sein! Und die "Buße zur Vergebung der Sünden" muss vielleicht auch nicht immer der Gegenstand unserer "Predigt" werden. Und selbst das "Predigen" kennt noch ganz andere Formen der Verkündigung als die an einem Pult oder auf einer Kanzel und sie muss auch durchaus nicht immer mit dem Mund geschehen!

Wichtig ist allein, dass alles so geschieht, dass wir "Zeugen" der Sache Jesu werden. Dass wir Zeugnis ablegen für ihn und was er uns bedeutet. Dass wir bezeugen, was wir mit ihm erlebt haben, wo er uns geholfen und beigestanden hat und dass und warum wir an ihn glauben! Dieses Zeugnis braucht die Welt und zuallererst die Menschen in unserer Nähe, die wir täglich sehen, treffen und erreichen können.

Vielleicht wird dieses Zeugnis bei dem einen so aussehen, dass er endlich einmal mit seinem Ehepartner oder dem Menschen, mit dem er zusammenlebt über seinen Glauben spricht. Dass er schafft, was ihm sonst immer ein wenig peinlich war: Über das reden, was er sonst in der Tiefe seiner Seele verborgen hält, über sein Verhältnis zu Gott, ob er betet, über seine Hoffnung und seine Erwartung nach der Zeit in dieser Welt. - Und das wird gut sein. Es wird die Beziehung zwischen den Partnern vertiefen und das Verständnis füreinander fördern. Es wird zwei Menschen, die vielleicht schon lange Tisch und Bett teilen auch in den wichtigsten Dingen des Glaubens und des Lebens näher zusammenbringen. Und es wird die Liebe zwischen beiden wesentlicher machen, intensiver und schöner ...

Oder das Zeugnis für Jesu Sache sieht so aus, dass eine Mutter abends beginnt, mit ihrem Kind, ihren Kindern ein Gebet zu sprechen. Und wo sie das schon tut, geht es bald vielleicht über das "Ich bin klein, mein Herz ist rein ..." hinaus und formuliert auch eigene Bitten, die dem Kind zeigen, dass Beten eine wunderbare und ganz persönliche Sache ist und dass Gott wirklich auch für seine Wünsche und Klagen ein Ohr hat. - Das wird ein Kind im Laufe der Zeit zu einem eigenen Gebetsleben führen und zu einer festen Verbindung mit Gott, dem Geber aller Gaben und der besten Adresse für unsere Sorgen, unsere Nöte, unsere Klagen, aber auch für unseren Dank!

Schließlich gibt es für jede und jeden von uns, gleich wie alt wir sind und gleich in welchen familiären Bezügen wir leben und leben müssen, täglich viele Möglichkeiten, mit Worten und Taten zu bezeugen, dass wir zu Jesus Christus gehören: Sei es, dass wir, wenn wir auf dem Friedhof die Ruhestätte unserer Lieben besuchen, dem Menschen am frischen Grab in der Nähe nicht nur ein herzliches Beileid zurufen, sondern zu ihm hingehen, mit ihm reden und ihn teilhaben lassen daran, wie wir mit Gottes Hilfe und unserer Hoffnung die schweren Wochen am Anfang bestanden haben.

Sei es, dass wenn wir beim Einkaufen im Supermarkt einen Bekannten treffen, nicht nur über's Wetter oder die Wirtschaftskrise sprechen, sondern uns auch danach erkundigen, wie es dem anderen geht. Und wenn er uns dann sein Herz öffnet und auch von seinem Leid und seinen täglichen Sorgen und Befürchtungen spricht, können wir auch ihm unser Herz auftun. Und es ist vielleicht bald gar nicht mehr fremd oder aufgesetzt, ihm auch anzuvertrauen, woran und an wen wir glauben.

"... dass gepredigt wird in seinem Namen ... Fangt an in ................, und seid dafür Zeugen."

Liebe Gemeinde, die Jünger damals haben damit angefangen. Und sie haben es, wie wir hören, mit "großer Freude" und beständigem "Lobpreis Gottes" getan. So haben sie dafür gesorgt, dass aus der kleinen versprengten Herde Jesu Christi eine Weltreligion mit über einer Milliarde Anhängern geworden ist. Lasst uns auch an unserem Platz in der Welt auf unsere Weise Jesus Christus "predigen" und Zeugen dafür sein und werden, dass er unser Herr ist, an den wir glauben und dessen Zukunft wir erwarten.

Dabei wird uns helfen, was schon den Jüngern verheißen war und was auch uns heute versprochen ist: "Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat."

Wir wissen, was hier gemeint ist: Gottes Heiliger Geist, dessen segensreiche Kraft an und für uns wir an Pfingsten feiern. AMEN