Predigt zum Palmsonntag - 24.3.2013 Textlesung: Jh. 17,1. (2 - 5). 6 - 8 So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: ver- herrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; denn du hast ihm Macht gegeben über al- le Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir geg- eben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast. Liebe Gemeinde! Immer wieder sind die Worte der Heiligen Schrift schwer zu verstehen. Das ist sicher besonders beim Johannesevangelium so, aus dem ich eben gelesen habe. Vielleicht denken wir dann: Es ist doch das Wort Gottes, das uns in der Bibel vermittelt werden soll, müsste dieses Wort darum nicht leichter verständlich sein? Es ist doch immerhin das Evangelium, die „Gute Nachricht“ und damit die wichtigste Botschaft für uns Menschen überhaupt. Andererseits, wie geht es uns denn mit leichter Lektüre? Können Sie sich auch nur nach drei Tagen noch an die Schlagzeilen einer Boule- vard-Zeitung erinnern? Ich denke, das können sie nicht, wenn es sich nicht gerade um eine so verrückte, aber irgendwie originelle Zeile handelt wie die in der Bildzeitung nach der Papstwahl im Jahr 2005: „Wir sind Papst!“ Ich glaube darum, es ist dem Wort Gottes in der Heiligen Schrift angemessen, wenn es nicht so leicht und eingängig daher kommt. Es ist zu wertvoll dazu, zu kost- bar. Es kostet Mühe - und umgekehrt wissen wir doch: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Und noch etwas: Es hat unseren Herrn auch viel gekostet: Leiden und Sterben am Kreuz! Warum ich gerade heute anspreche, dass wir Bibeltexte oft nur schwer verstehen können? Weil in den Versen, die wir aus dem Johannesevangelium gehört haben, ein paar Begriffe zu erklären sind, die wir erst verstanden haben müssen, ehe die Worte zu uns sprechen können. Dadurch wird eine Predigt nicht gerade locker und gefällig, aber es ist unerlässlich, wenn wir die Botschaft der Verse wirklich mitkriegen und in unseren Alltag mitnehmen wollen. - Aber genug der Vorrede. Fangen wir mit dem Erklären an: „So redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: ver- herrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche.“ - Was heißt das: Verherrlichen? Dass Jesus die Augen „zum Himmel“ hebt, weist uns den Weg zur Antwort. Dort oben lag damals und liegt ja auch bis heute für uns die Welt Gottes. Zwar wissen wir, dass Gott überall ist, aber wir sprechen doch - sogar in unserem wichtigsten Gebet - vom „Vater im Himmel“. „Verherrlichen“ hat also etwas mit den unterschiedlichen Welten zu tun, in denen wir leben und in der Gott wohnt. Vi- elleicht stellen wir uns die „Verherrlichung“ Jesu so vor: Zuerst hat er als Sohn Gottes auf das Leb- en in der Gotteswelt verzichtet, ist in unsere Welt hinabgestiegen, um uns mit seinem Leben als ein Mensch und mit seinem Reden vom Vater Gott nahzubringen und uns schließlich mit seinem Lei- den und Sterben von Sünde und Tod zu erlösen. Jetzt aber bittet er Gott, ihn, nachdem er seinen Auftrag in unserer Welt erfüllt hat, wieder in seine ewige Welt aufzunehmen. Das wird in seiner Auferstehung geschehen. Und seine Auferstehung wird ihm die Macht geben, auch den Menschen, die ihm anvertraut sind und die an ihn glauben, Auferstehung und ewiges Leben zu schenken. Das nächste, was wir erklären müssen, steht in diesem Vers: „Ich habe deinen Namen den Mensch- en offenbart.“ - Was ist dieser Name, den Jesus hier meint? Wir wissen, dass der Name Gottes bei den Juden „Jahwe“ war. Aber diesen Namen kannten die Juden schon seit der Zeit des Mose, der sie im Auftrag dieses Gottes aus der Sklaverei in Ägypten geführt hat. Ist vielleicht der Name „Vater“ gemeint, den Jesus ja oft - und auch am Anfang dieser Verse - gebraucht? Ich glaube, wenn hier an die „Offenbarung“ des Namens Gottes gedacht wäre, dann wäre es zu wenig! Gott ist ja viel mehr als das! Vater zu sein, ist nur eine seiner Eigenschaf- ten. Nein, es geht um das Wesen Gottes: Dass er die Welt und uns Menschen geschaffen hat. Was er für uns bedeutet. Was sein Plan mit uns ist. Warum er uns Jesus Christus gesandt hat. Wie er uns durch ihn erlösen will. Welche Zukunft wir durch ihn haben sollen. Dass er den Glauben in uns wecken will. Dass wir ihm vertrauen sollen. Das alles und noch viel mehr ist der „Name“ Gottes. Wir sagen ja zum Beispiel von einem Künstler auch, dass er ein „namhafter“ Musiker oder Maler ist und meinen damit viel mehr als die Tatsache, dass dieser Künstler Lang Lang oder Picasso mit Namen heißt. - Der Name Gottes ist also sein Wesen und seine Bedeutung. Ein drittes, das einer Erklärung bedarf, ist in diesen Sätzen enthalten: „Die Menschen, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.“ - Wem gehören wir denn nun: Gott dem Vater oder Jesus Christus? Hier ist der entscheidende Hinweis: ...die du mir aus der Welt gegeben hast. Die Welt aber ist die Schöpfung Gottes, des Vaters. Wir Menschen sind allesamt sein Eigentum. Aber Gott hat uns seinem Sohn gegeben. Er hatte einen Auftrag an uns. Er sollte uns zum Glauben rufen und zum Vertrauen in die Liebe des Vaters. Es ist ein bisschen so, wie wenn unsere Kinder von uns einer Er- zieherin im Kindergarten oder einem Lehrer in der Schule anvertraut werden. Sie „gehören“ weiter uns. Wir sind verantwortlich und haben bis zu einem bestimmten Alter auch das Erziehungsrecht an ihnen. Aber die Erzieherin und der Lehrer sollen ihnen Wissen vermitteln, sie bestimmte Verhaltensweisen lehren und ihnen so helfen, dass sie gute, gemeinschaftsfähige Glieder der Ge- sellschaft werden können. Ja, ich weiß, der Vergleich hinkt etwas! Wenn Gott uns seinem Sohn anvertraut, geht es um weit mehr als dass wir gute Glieder der Gesellschaft werden. Er soll uns auch weniger Wissen und Verhaltensweisen vermitteln als Glauben an ihn und festes Vertrauen zu Gott. Aber wichtig ist, dass wir in der Erziehung weiter unseren Eltern, wie wir im Glauben an Jesus Christus weiter Gott „gehören“. Er ist der Herr der Welt, der Schöpfer, der sie gemacht hat und auch die Menschen, er ist der Vater, unser Vater und der Jesu Christi, er schenkt die Auferstehung von den Toten, zuerst Jesus und dann uns, die wir an ihn glauben, er setzt der Welt das Ziel und das Ende. Jesus Christus aber hat er uns für die Zeit dieser Welt „gegeben“, dass wir erkennen, dass der Vater ihn gesandt hat, dass wir auf ihn hören, uns von ihm zum Glauben rufen lassen, uns mit unserem Denken, Re- den und Handeln zu ihm bekennen, mit unserem Leben in seiner Spur bleiben und uns von ihm zum Ziel des Lebens führen lassen: Der Auferstehung und dem Ewigen Leben in der Herrlichkeit der neuen Welt Gottes. Liebe Gemeinde, jetzt ist wohl das wichtigste, das erklärt werden musste, erklärt und wir könnten mit der Predigt beginnen. - - - Aber ich merke jetzt, dass ja schon diese Erklärungen fast eine ganze Predigt waren und es wird Zeit, dass wir langsam zum Ende kommen. Wenn wir dazu noch einmal die letzten Worte der Verse hören, die wir heute bedenken sollten, dann bekommt diese Predigt noch einen sehr verheißungsvollen Abschluss. Jesus sagt von denen, die er damals angesprochen hat und von uns, die wir ihn heute hören und zu ihm gehören: „Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen geg- eben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.“ Jesus sagt von uns, dass wir an ihn glauben. Das klingt zunächst nicht besonders wichtig oder so, dass wir darüber ins Staunen kommen oder in Begeisterung ausbrechen könnten. Aber denken Sie doch nur an die vielen, die nicht glauben, die Jesus Christus nicht kennen, die nichts davon wissen, dass er sie erlöst hat von Sünde, Tod und Teufel, die keine Hoffnung haben und kein ewiges Ziel vor Augen... Wir aber dürfen glauben - und es könnte doch auch anders sein. Wir haben Jesus Christus als unseren Herrn angenommen - und wir haben es doch weder verdient noch gemacht. Wir haben ihn erkannt als den Sohn des Vaters, des lebendigen Gottes, der ihn gesandt hat - und wir sind doch eigentlich nur mit dieser Erkenntnis beschenkt worden. Wie wunderbar ist das doch! Wie begnadet sind wir. Wie dankbar müssen wir sein. AMEN