Predigt zum Ostersonntag - 8.4.2012 Textlesung: 1. Sam. 2, 1 - 2. 6 - 8a Der Lobgesang der Hanna Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt. Liebe Gemeinde! Sie haben sicher - wie ich auch - Ostern in diesen Versen vermisst. Aber auf das erste Hören ist die Osterbotschaft hier schwer zu finden. Lassen Sie uns darum noch einmal zusammen die Verse aus dem 1. Samuelbuch durchgehen und Satz für Satz nach den Spuren von Ostern darin suchen, viel- leicht entdecken wir dann doch mehr österliche Freude, als beim ersten Hören. Ach, bevor ich es vergesse, wir müssen noch wissen, warum Hanna überhaupt diesen Lobgesang anstimmt: Sie war gerade Mutter geworden und das in einem Alter, in dem das eigentlich gar nicht mehr möglich ist. Sie hatte zuvor lange unter ihrer Kinderlosigkeit gelitten und viel geweint des- halb. (Das war bei ihr ganz ähnlich wie bei der Frau von Abraham, Sarah, der Stammmutter Isra- els!) Ich denke, wir verstehen jetzt, dass Hanna so glücklich ist, dass sie einfach ein Loblied Gottes anstimmen muss! Hannas Kind war Samuel, der später ein berühmter Prophet Gottes wurde. Nach ihm heißt auch das Buch, aus dem der heutige Predigttext stammt. - Aber suchen wir jetzt in Han- nas Lobgesang nach österlichen Spuren: Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Wie sagen wir gern, wenn wir uns an den Ostertagen begegnen: „Frohe“ oder manchmal auch „fröhliche Ostern!“ Und wenn wir über diesen Wunsch noch ein wenig nachdenken, dann könnten wir sicher auch als Grund unserer Fröhlichkeit und Freude hinzufügen: „Frohe Ostern...in dem Herrn!“ Denn unsere Freude hat ja ihren Grund in der Auferstehung Jesu, des Herrn, der den Tod besiegt hat. Und genau wie Hanna ist davon auch unser „Haupt erhöht“, das heißt, wir müssen un- seren Kopf nicht mehr traurig hängen lassen wie Menschen, die den Tod vor Augen haben, sondern können den Kopf heben und hoch auf unsern Schultern tragen und dürfen nach vorn schauen in das Leben und in die Zukunft: Unser Herr hat den Tod besiegt! Wir dürfen uns freuen über das Leben, das uns blüht - hier und in Ewigkeit! Und weiter singt Hanna: Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. Hannas Feinde waren zum Beispiel die Frauen in ihrer Umgebung, die auf sie herabsahen, weil sie unfruchtbar war - und das galt als Makel und Schande und auch als Strafe Gottes. Aber jetzt hat sie ein Kind! Das Unglaubliche war geschehen! Nun kann sie „den Mund weit auftun“ und über die la- chen, die über sie gelästert und gespottet haben. - Haben wir auch Feinde? Wir müssen dabei nicht an solche aus Fleisch und Blut denken. Manches Wort, das andere über uns sprechen, kann auch wie ein Feind sein: Es verletzt, tut uns weh, verursacht uns Leid und Traurigkeit. Und gerade, wenn wir Christen sein wollen, treffen uns solche Worte, die wie Feinde sind, besonders hart. So hören sie sich an, diese Worte: „Was, du glaubst an die Auferstehung! Das ist doch Humbug! Wenn einer auf dem Friedhof liegt, dann ist Ende!“ Oder so: „Wenn dich doch Jesus so liebt, warum schickt er dir dann soviel Unglück und so viele schwere Stunden? Ich verstehe wirklich nicht, wie du noch glauben kannst!“ Manchmal haben unsere Feinde auch gar keine Worte - da genügen Gesten und Mienen: Wie sie manchmal die Augenbrauen heben, wenn wir davon reden, dass uns der Gottes- dienst wichtig ist! Und wie mancher mitleidig mit dem Kopf schüttelt, wenn wir sagen, dass uns auch Krankheit und Behinderung nicht vom Glauben abbringen kann! Aber wir haben Grund, unseren „Mund weit aufzutun“ und über diese Angriffe zu lachen oder de- nen, die uns angreifen, mutig entgegenzutreten und ein deutliches Wort entgegenzuhalten, viel- leicht so eines: Ich weiß, dass zuletzt nur der Glaube trägt und mich dann halten kann, wenn mir alles andere zwischen den Fingern zerronnen und kaputtgegangen ist. Und du - du tust mir leid, dass du diesen Halt nicht hast!“ Und auch der Grund, dass wir über alle Feinde lachen können, ist ähnlich wie bei Hanna, wenn sie singt: „...denn ich freue mich deines Heils.“ Unser Heil ist das leere Grab, der Sieg unseres Herrn über den Tod und dass er das Ewige Leben gewonnen hat und uns daran teilhaben lässt! Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. Gott - unser Fels! Damals wie heute ein wunderbares Bild, das klar und deutlich zu uns spricht: Auf einem Felsen steht man fest. Auf einem Felsen kann man ein Haus bauen - auch das Haus eines Lebens. Dort sind wir sicher, dort kann uns nichts geschehen, wenn auch Unwetter, Sturm oder Hagel kommen. Unser Fels ist der Herr, der an Ostern auferstanden ist von den Toten, als der Erste, aber wir sollen ihm folgen! Unser Fels hat Bestand, mag auch alles sonst zerfallen und vergehen, sei es unsere Pläne, unsere Gesundheit und zuletzt unser Leben - wir gehen hinüber in die Ewigkeit, die uns schon bereitet ist. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Der HERR tötet und macht le- bendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Hier erkennen wir gewiss die meisten österlichen Spuren im Gesang der Hanna: Es ist doch als würde hier in kurzen Worten die ganze Geschichte Jesu zusammengefasst - vom Anfang bis zum Ende, der dann ein neuer Anfang geworden ist: „Der Herr macht arm...“ Arm war auch die Geburt unseres Herrn und arm war er sein kurzes Erdenleben lang. Aber er war doch reich: An Liebe zu Gott und den Menschen, an Vertrauen zu seinem himmlischen Vater, an Gehorsam zu dem Weg, den ihn Gott gehen geheißen hat und an Treue, diesen Weg bis zum bitteren Tod am Kreuz durch- zuhalten. Und nicht um seiner selbst willen, nein, für uns, für dich und mich! Und „niedrig“ war er, immer hat er sich zu den Geringen, Armen und Außenseitern gehalten. Den Schwachen sagt er zu, dass sie die eigentlich Starken sind, den Kranken gibt er Hoffnung und macht sie gesund, denen, die ganz unten sind, spricht er eine herrliche Zukunft zu. Die, um die an- dere einen Bogen machen, besucht er und holt sie damit in die menschliche Gesellschaft zurück. Schließlich wurde er „getötet“ und „hinabgeführt zu den Toten“, wie wir es in unserem Glaubens- bekenntnis sprechen. Aber er ist nicht dort geblieben! Gott führt ihn „wieder herauf“ und holt ihn in seine Herrlichkeit, dorthin, wo auch wir einmal ewig sein werden. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. An Ostern ist Jesu Lebensgeschichte auch unsere geworden oder besser, an uns tut Gott genauso wie an unserem Herrn: Wie Gott ihn damals aus der Armut des Stalls von Bethlehem, aus der Härte einer Futterkrippe bis zur Rechten seines Throns geführt hat, so holt er auch uns aus all unseren be- lastenden Bezügen und Beziehungen, in denen wir stehen, aus den engen und vielleicht ärmlichen Verhältnissen und aus der Härte unseres Lebens. Er führt uns heraus aus allem, was uns bedrückt und uns schwer auf den Schultern liegt zur Freiheit und zum aufrechten Gang von begnadeten Menschen, die durch Christi Kreuz und Tod gerecht geworden sind vor ihm und geehrt, seine Kin- der zu heißen. Liebe Gemeinde, in jedem Satz dieses Lobgesangs der Hanna haben wir jetzt doch mindestens ei- nen Gedanken gefunden, der mit Ostern zu tun hat. Und wir finden ein Stück Ostern auch in dem Bekenntnis zur Größe des ewigen Gottes, mit dem das Lied der Hanna ausklingt: Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt. Die Vorstellung, die ihrem Bekenntnis zugrunde liegt, als stünde die Erdscheibe auf einem Funda- ment, auf das Gott sie gelegt hat, ist nicht die unsere. In das Lob Gottes aber, der die Welt gemacht und uns das Leben geschenkt hat, können wir gewiss einstimmen! Umso mehr am Osterfest, wenn uns durch Jesu Tod uns Auferstehung für uns das Leben bis in Gottes ewige Herrlichkeit hinein weitet. Ihm, unserem Gott sei Lob und Dank. Ich wünsche uns allen ein gesegnetes Osterfest und dass wir Hannas Freude nachempfinden können: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN! AMEN