Predigt zum 2. Sonntag nach Trinitatis - 3.7.2011 Textlesung: Mt. 22, 1 - 10 (11 - 14) Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und schick- te seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. (Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.) Liebe Gemeinde! Wenn Sie dieses Gleichnis aufmerksam gehört haben, dann haben Sie gewiss gemerkt, dass es sich klar an die Juden wendet. Von den Propheten des Alten Testaments kannten sie das Bild der Hochzeit - es stand für den Beginn der Heilszeit. Der König ist dabei Gott, der Bräutigam Jesus Christus. Die ersten „Knechte“, die der König aussendet, sind gewiss die Jünger Jesu. Mit den „anderen Knechten“, die später die Einladung erneuern, dürften die zahlreichen Christen gemeint sein, die nach Pfingsten die erste Gemeinde bildeten und unter den Juden Palästinas missioniert haben. Schließlich hören wir noch von der Aussendung eines Heeres, um die Verfolger und Mörder der Knechte zu vernichten - hier ist die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus angesprochen. Noch einmal: Das war ein Gleichnis für die Juden. Was also sollen wir mit diesen Versen? Legen wir es beiseite als: nicht passend für uns? - - - Ich finde das immer wieder erstaunlich und wunderbar, dass die uralten Texte der Bibel meist, ja, fast immer auch für uns und unsere Zeit etwas zu sagen haben. Man muss sie nur ein wenig zeitgemäß umschreiben, wohlgemerkt nicht umdeuten oder gar in ihrer Aussage verbiegen, sondern so sagen, dass sie in unsere ganz andere Zeit hinein sprechen und unsere Herzen und hoffentlich unsere Seele als Christinnen und Christen erreichen. Und das will ich jetzt einmal versuchen und will dabei unsere Vorstellungen benutzen, die wir von Gott, von Jesus Christus und vom Himmelreich haben. - So könnte sich das Gleichnis von der königlichen Hochzeit heu- te, für Christen unserer Tage erzählt, anhören: Das Himmelreich gleicht einem großen Fest, das Gott für seinen Sohn Jesus Christus ausrichten wird. Immer wieder im Laufe unseres Lebens haben wir durch Menschen, durch Worte der Heiligen Schrift und durch Ereignisse, die schön oder schwer waren die Einladung zu diesem Fest ausgerichtet bekommen: Schon unsere Taufe war solch eine Einladung - auch wenn wir meist von ihr wenig mitbekommen haben. Später aber haben uns die Eltern und Paten sicher davon erzählt! In unserer Konfirmation konnten wir dann selbst ja zur Einladung Gottes zu einem Leben mit ihm sagen. Ein Ruf zu Gottes Fest war auch jeder Tag voller Glück, der uns daran erinnern sollte, wer hinter allem Guten und Schönen steht. Aber selbst die Wochen des Leids und der Trauer, die uns vielleicht zur Besinnung und zur Än- derung unseres Lebenswandels bringen wollten, sind eine Einladung zu Gott gewesen. Und wir wollen nicht die wiederhergestellte Gesundheit vergessen, die Gott uns nach der schweren Zeit der Krankheit vor Jahren geschenkt hat - auch sie war so eine Einladung! Und hatten wir nicht danach einen Neuanfang im Glauben, im Gottvertrauen und im Gehorsam vor? Am Ende jedenfalls haben wir die Einladung Gottes meist ausgeschlagen. Sehr oft in unserer Lebenszeit bis heute haben wir auch Gottes Stimme ganz deutlich vernommen - das klang vielleicht für uns so: Warum vertust du die Zeit, die ich dir gebe, mit solch nichtigen und unwichtigen Dingen? Du suchst dein Leben ganz woanders als da, wo du es finden würdest. Du gehst in die falsche Richtung. Dein Lebensziel, zu dem du unterwegs bist, ist nicht das, an das ich für dich gedacht habe. Ich hatte und habe eine Aufgabe für dich, die sich für dich lohnen und dich zufrieden und glücklich machen würde. Ich habe für dich eine Herrlichkeit bereitet! Ich hätte dich so gern beim großen Fest dabei! Du sollst mitfeiern und Freude bei mir haben in Ewigkeit! Kehre doch um zu mir! Immer wieder war uns das, was uns in dieser Welt bindet und beschäftigt wichtiger. Wir haben hier nicht nach dem gelebt, wozu Gott uns eingeladen hat. Wir kamen einfach nicht los von dem, was unser Herz und unsere Seele betört und gefangen hält. Ja, manche von uns haben sich dazu hinreißen lassen, die Boten Gottes, die uns immer wieder gemahnt und gerufen haben, mit Worten oder gar Taten anzugreifen und zu beleidigen. Und vielleicht mussten wir dann auch den Zorn Gottes erleben und leidvoll spüren, dass Gott uns so, wie wir sind, nicht haben will. Und noch eines haben wir erfahren müssen: Gott ist auf uns als Gäste seines Festes nicht an- gewiesen! Wo wir nicht mit ihm leben und arbeiten wollten, da hat er andere gefunden, die sehr gern mit ihm und vor ihm gelebt haben und die heute mit großer Freude auf das ewige Fest Gottes zugehen. Wir dürfen sicher sein: Gottes Fest wird viele Gäste haben! Sein ewiges Haus wird voll werden! Liebe Gemeinde, so etwa könnte sich die alte Geschichte im neuen Gewand dieser Zeit anhören. Und dabei wird sie auf einmal ganz persönlich. Ich würde ihr jetzt am liebsten noch einen Gedanken, eine Frage anhängen, nämlich diese: Wollen wir wirklich nicht bei Gottes Fest dabeisein? - Ich will damit nicht irgendwelchen Druck ausüben, ich will niemandem auf der Seele knien, wie wir das vielleicht von einer Zeltmission oder der fragwürdigen „Seelsorge“ mancher kirchlicher und außerkirchlicher Prediger her kennen. Die Frage ist eher mit einem gewissen staunenden Unterton gestellt. Vielleicht müsste ich sie so formulieren, damit das deut- lich wird: Wollen wir nicht bei Gottes Fest dabeisein ... wenn das doch gar nicht so viel von uns verlangt, vielmehr ganz einfach ist, weil Gott uns so weit entgegenkommt? Und beim „Entgegenkommen“ Gottes sind wir nun auch noch einmal bei dem Sohn, für den Gott sein ewiges Fest ausrichtet: Jesus Christus. In ihm und durch ihn ist Gott selbst in diese Welt gekommen und hat alles, was zum menschlichen Leben gehört, erfahren und durchschrit- ten. Aber das ist eigentlich viel zu wenig gesagt. Er hat das Leben ertragen und erlitten, das ist schon besser und trifft die Sache. All unsere Schuld, unsere Strafe, unser Leid und unseren Tod hat er auf sich genommen. Wir sind frei - und wir werden einmal aus diesem Leben hinübergehen in das Ewige Leben. Das zu wissen, macht es uns schon heute leicht, alles zu be- stehen, was unsere Tage und Jahre in dieser Welt beschwert und verdunkelt. Einmal wird es ewig hell werden und wir werden in Gottes Herrlichkeit und Freude eingehen. Liebe Gemeinde, wenn der Hintergrund unseres Lebens so hell ist, wenn am Ziel unseres Weges solche Herrlichkeit wartet, dann wird es uns auch nicht mehr schwer fallen, die Botschaft des Gleichnis’ zu hören und zu verwirklichen: Dass wir unsere Zeit nicht mit nichtigen Dingen vergeuden, indem wir dem billigen Vergnügen, der seichten Zerstreuung und der Kurzweil na- chjagen. Wir werden in die Richtung gehen, die uns Gottes Gebot und sein Wille vorgeben. Wir werden neu nach der Aufgabe und dem Auftrag fragen, die Gott für uns hat. So werden wir los- kommen von dem, was uns in dieser Welt bindet, beschäftigt und unser Handeln im Sinne Gottes lähmt. Unser Herz und unsere Seele werden freikommen von dem, was uns an und in der Welt betört und gefangen nimmt. Und wir werden neu und aufmerksam auf das hören, was uns Gottes Boten, die er uns immer wieder sendet, zu sagen haben. Wir werden auf die Ereignisse, die schönen und schweren Erlebnisse unseres Lebens und was uns Gott mit ihnen nahe bringen will, achten und dem Ruf Gottes, den sie enthalten, folgen. Und wir werden spüren, dass sich unser Leben schon hier und heute lohnt, dass es uns - auch wo es einmal zur Last wird - zufrieden und glücklich macht. Bei allem werden wir immer vor Augen haben, dass wir auf dem Weg zu Gottes großem Fest sind, bei dem wir Zukunft und Freude in Ewigkeit haben werden. AMEN