Predigt am 6. Sonntag n. Trinitatis - 18.07.2004 Textlesung: Röm. 6, 3 - 8 (9 - 11) Oder wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Wir wissen ja, daß unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so daß wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden und wissen, daß Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er Gott. So auch ihr, haltet dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. Liebe Gemeinde! Nein, schön sind sie nicht, diese Worte des Paulus. Sehr ernst sind sie, sehr tief und sie erinnern uns mehr an den Karfreitag als daran, dass es heute - an diesem 6. Sonntag nach Trinitatis - seit alters um das wunderbare Gottesgeschenk der Taufe geht. Nun ist ja aber auch die Taufe nicht nur der schöne Brauch unsere Kinder - manchmal auch Erwachsene - mit ein wenig Wassergießen, Zuspruch und Segen in unsere Gemeinde aufzunehmen. Hinter dem, was wir bei der Taufe sprechen, sehen und hören steht viel mehr - und eben genau das, was Paulus hier in ernsten Gedanken vorträgt. Vielleicht ist es ja einmal gut, wenn wir heute auch diesen ernsten Gedanken entlanggehen? Wie hat Martin Luther über die Taufe gesagt?: "Wasser macht's freilich nicht!" Darum fragen wir einmal nach den Worten, die hier über die Taufe gesprochen werden. Mag sein, dass uns diese Worte ein zwar ernsteres, aber auch tieferes Verständnis der Taufe eröffnet! Wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? Schwierig ist das ja nicht zusammenzubringen: Taufe und Tod... In der ersten Zeit der Christenheit und in manchen Gemeinden noch heute werden die Täuflinge ja richtig unter Wasser getaucht, also dorthin, wo wir nicht mehr atmen können und wo wir - blieben wir zu lange dort - sterben müssten. So ist also auch noch das wenige Wasser, das wir heute den Täuflingen über den Kopf gießen, ein Zeichen für das Sterben des alten Menschen durch die Taufe. - Aber dabei bleiben wir nicht stehen: So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Wie das Untertauchen im Wasser für das Sterben mit Christus steht, so bedeutet das Wiederauftauchen die Auferstehung und das neue Leben. Und gerade weil bei uns heute meist nur noch ein bisschen Wasser fließt, wollen wir uns hier daran erinnern lassen, wie es ursprünglich bei der Christentaufe war. Denn wenn wir mit Christus verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Liebe Gemeinde, diese Worte stehen da so wie nebenbei gesagt ... Sie sind aber doch das Gewaltigste, Größte und Schönste, was uns im Evangelium nahegebracht und unserem Glauben vorgelegt wird. Hier steht die Mitte des Wortes Gottes an uns - seit Jesus Christus in dieser Welt war: Sind wir in der Taufe mit Christus gestorben, so kommen wir aus der Taufe als Lebendige, als Menschen, die für immer mit ihrem Herrn leben werden - ohne Ende, in Herrlichkeit, in der Nähe Gottes. Wie gesagt: Das wird unserem Glauben vorgelegt. Das müssen wir begreifen, oder besser: in unser Herz aufnehmen und darauf vertrauen. Dieser Glaube wird uns nicht so lassen, wie wir zuvor waren. Aus diesem Glauben werden neue Menschen - anders kann es gar nicht sein. Warum? Das schreibt Paulus auch: Wir wissen ja, daß unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so daß wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Nun steht das hier als wirklich sehr tiefe theologische Gedanken. Man kann sie aber auch einfach und für jeden und jede verständlich ausdrücken: Wenn wir in der Taufe mit Christus gestorben, also so wie er gekreuzigt sind, dann hängt auch unsere Sünde am Kreuz. Denn Christus hat unsere Sünde ja auf sich genommen. Gott hat ihn für uns und unsere Sünde sterben lassen. Wie ein Opferlamm hat Christus unsere Schuld getragen und abgetragen. Wenn wir aus der Taufe kommen, gilt also unsere Sünde nicht mehr. Gewiss werden wir immer wieder sündigen, aber die Schuld dafür und die Strafe deshalb, die haben wir ein für allemal im Wasser der Taufe zurückgelassen. Wir sind also frei - unser ganzes Leben lang - frei von Sünde und Schuld. Darum heißt es auch bei Paulus: Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden und wissen, daß Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen. Und auch über uns wird der Tod nicht herrschen können! Wir sind schon hindurch! Das ewige Leben hat schon begonnen. - Aber auch das ist sehr viel Theologie und wenig anschaulich und verständlich. Vielleicht sagen wir es so: Das kann, das soll der Grundakkord unseres Lebens nach der Taufe sein, dass wir auf eine Ewigkeit in der Nähe Gottes zugehen. Was immer uns unterwegs noch begegnet, es kann nur eine Zeitlang unser Leben bestimmen, behindern, beschweren oder uns zu einem Umweg veranlassen. Das Ziel aber ist klar und steht uns immer vor Augen: Das neue Leben aus der Auferstehung, das Leben, das ewig dauern wird! Deshalb wollen wir die Schwere einer Krankheit, die uns vielleicht lange quält, nicht verharmlosen. Und wir wollen auch nicht so tun, als machten wir uns gar keine Sorgen mehr um unsere Zukunft in dieser Welt - bis wir endgültig hinübergehen zu Gott. Und schon gar nicht wollen wir nun erwarten, wir müssten als Getaufte doch immer an allem Dunkel und aller Bedrängnis vorbei geführt werden. Im Gegenteil, so ist es die Erfahrung gerade der gläubigen Menschen: Es gibt viel Schweres zu bestehen. Behinderung und Beschwerde wollen uns oft das Leben vergällen und die Hoffnung nehmen. Manchmal scheint es, als würden den Menschen mit dem stärksten Glauben auch die härtesten Prüfungen auferlegt. - Warum das so ist? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist dies: Auch in solchen Prüfungszeiten lässt Gott uns nicht allein. Manchmal dauert es sehr lange, bis wir wieder ein Licht in der Ferne sehen. Aber dieser Tag kommt. Und dann wissen wir manchmal auch, warum für uns ganz persönlich auch die schwere Zeit segensreich war. Denn was Christus gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er Gott. So auch ihr, haltet dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christus Jesus. Sagen wir auch das noch einmal mit einfachen Worten: Jesus Christus ist darum in die Welt gekommen, weil es in ihr die Sünde gibt, die uns von Gott trennt und die nicht einfach so abgetan werden kann, wie man vielleicht "Fünfe gerade sein lässt". Nein, die Sünde ist schwer und blutrot! Aber Christus ist um ihretwillen gestorben. Selbst ohne Sünde, hat er für sie als ein Opfer bezahlt. Gott hat ihn auferweckt und jetzt lebt er bei Gott in Ewigkeit. - Und weil er eben für unsere Sünde gestorben ist, sind wir von unserer Sünde frei - und sollen leben: in dieser Welt und einmal ewig! Wahrhaftig: Da verbirgt sich doch in der Taufe, in diesem Brauch, mit dem wir mit ein wenig Wassergießen die Menschen in unsere Gemeinde aufnehmen, eigentlich die ganze frohe Botschaft! Die Gefahr ist nur, dass wir das im Laufe der Zeit und durch die doch meist wenig ernste und wenig tiefe Praxis unserer Taufe aus den Augen verlieren. Vielleicht war es darum ja wirklich einmal gut und nötig, dass wir uns heute auf den Hintergrund unseres Taufens besonnen haben? Schön wäre es, wenn wir bei allem Ernst der heute gehörten Gedanken zur Taufe, wie sie uns Paulus gesagt hat, doch nachher mit dem guten Gefühl und der ehrlichen Freude darüber nach Hause gehen, dass auch wir getauft sind, dass wir in Christus der Sünde gestorben und mit ihm zum Leben auferstanden sind. Das nämlich macht die Taufe zum Gottesgeschenk und zum tragenden Grund unseres Lebens.