Predigt zum Ewigkeitssonntag - 22.11.2009 Textlesung: Mt. 25, 1 - 13 Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hi- naus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst. Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Später kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde. Liebe Gemeinde am Ewigkeitssonntag! Wer bei dieser Geschichte aufmerksam zugehört hat, gerät wie von selbst ins Nachdenken: Wer sind diese 10 Jungfrauen? Wer ist töricht, wer klug? Was ist mit dem Licht, mit den Lampen ge- meint? Was bedeutet die Hochzeit? Wer ist der Bräutigam? - Das letzte Rätsel löst sich am schnellsten: Jesus selbst, der Menschensohn macht hier Hochzeit. Aber mit wem? Mit denen, die klug waren, denen der Vorrat an Öl nicht ausging. Die bereit sind, wenn er kommt ... wenn er kommt ... Vielleicht fällt uns da ja unser Glaubensbekenntnis ein: „... von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“. Die Hochzeit muss also seine Wiederkunft sein, das Gericht, die Scheidung der Böcke von den Schafen, wie wir auch sagen. Mit dem Herrn die Hochzeit feiern werden die, deren Lampen dann brennen, noch nicht ausgegan- gen sind, in denen noch Öl ist. - Ob hier nicht das Licht des Glaubens gemeint ist? Die Törichten haben den Glauben fahren lassen. Es hat ihnen zu lange gedauert. Ihre Vorräte gingen zur Neige. Sie haben sie nicht ergänzt. Die Klugen aber sind jederzeit fertig für die Hochzeit. Ihre Lampen strahlen hell. Das Fest mag jeden Tag beginnen. Ja, oft sehnen sie es sogar herbei. Ich glaube, dass wir dieses Gleichnis Jesu so verstehen sollen. Aber „es verstehen“ heißt auch, sich darauf einlassen, was es sagt! Wer das begriffen hat, der kann nicht mehr tatenlos abwarten. Diese Frage wird mich antreiben: Gehöre ich etwa zu den törichten, dummen Menschen, die ohne rechte Vorbereitung auf den letzten Tag ihr Leben vergeuden? Oder bin ich klug, wird mein Ölvorrat hal- ten, bis der Bräutigam kommt? Sind die Reserve-Gefäße noch gut gefüllt? Wer weiß denn, wie lan- ge es noch dauert? Wem das alles noch zu sehr in Bildern und Rätseln gesprochen ist, dem will ich’s deutlicher sagen. Frage sich ein jeder selbst: Ist bei mir dieser Gedanke wirklich noch wach: „... von dort wird er kommen, zu richten ...“? Wir bekräftigen diesen Gedanken ja auch heute im gemeinsamen Glau- bensbekenntnis! Aber gehen wir wirklich noch davon aus? Und ich frage jetzt bewusst nicht: Glau- ben wir noch daran, weil - da liegt ja gerade das Problem - mit dem Mund können wir das alle sa- gen und bekennen. Auch die törichten Jungfrauen hätten mit felsenfester Gewissheit so geantwor- tet: Selbstverständlich wird die Hochzeit gehalten! Ganz gewiss wird der Bräutigam einmal er- scheinen! Nur: Ihre Lampen waren längst ausgegangen. Und Öl nachgefüllt, hatten sie auch nicht. Im entscheidenden Augenblick waren sie nicht bereit. So bleibt die Tür zum Fest verschlossen. Wir sehen: Der „Glaube“ an die Hochzeit, das Bekenntnis zum Bräutigam mit den Lippen genügt nicht. Das Licht des rechten Glaubens muss auch schon den Weg zum Hochzeitssaal beleuchten. Die Lampe soll brennen, auch wenn und solange der Herr auf sich warten lässt. Nun sind das schon wieder Bilder. Dasselbe anders ausgedrückt: Hört man meinen Glauben an die Wiederkunft des Herrn an der Art wie ich rede? Sieht man das an meinen Taten, an der Hilfe, die ich jedem gerne leiste, an meinem Teilen und Geben? Erkennt man an mir, wie durchdrungen ich von dieser Erwartung bin? Lebe ich wie ein Mensch auf der Durchreise, immer fertig für das Kommen Christi? Wird in meinem Leben sichtbar, was das heißt: „Wir haben hier keine bleibende Stadt ...“? Wenn wir auf das alles ein ehrliches Ja sagen können, dann brennt die Lampe unseres Glaubens an den letzten Tag! Dann ist noch Öl in unseren Gefäßen. Dann sind wir klug! Oder sprechen wir nur von Auferstehung und ewigem Leben wie über einen Gegenstand aus dem Märchen? Und bringen wir es nur zum Bekennen mit dem Mund, ohne dass dieser Glaube weitere Folgen hätte? Haben wir uns in dieser vergänglichen Welt fest eingerichtet, „weil man von einer zukünftigen ja nichts Genaues weiß“? Treibt uns nicht oft die Angst, wir könnten etwas versäumen, „solange noch das Lämpchen glüht“? Können wir deshalb die Hände nicht öffnen? Ist darum unser Herz so hart? Wenn wir hier ehrlicherweise Ja antworten müssen, dann ist das Licht unseres Glau- bens längst erloschen. Wir werden ohne Öl dastehen, wenn der Herr erscheint. Wir sind töricht! Ja, liebe Gemeinde, das sind harte Gedanken, die uns das Gleichnis vorlegt. Gewaltig ist aber auch, was auf dem Spiel steht: Die ewige Hochzeit mit dem Herrn, Gottes ewige Zukunft. Lohnt es sich denn nicht, dafür die Lampen fertig zu haben, bereit zu sein für das Kommen des Bräutigams? Die Gedanken vieler Menschen hier - heute Morgen - sind jetzt zu denen gegangen, die wir im letz- ten Kirchenjahr oder auch lange davor begraben mussten. Und da ist jetzt auch die Frage: Wie wer- den die, von denen wir schon Abschied nehmen mussten, das Kommen des Herrn erleben? Sind sie denn von der „Hochzeit“ ausgeschlossen? Für die Heilige Schrift ist das kein Problem: „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen ...“, heißt es bei Johannes (Jh.5,28). Und so sprechen wir im Glaubensbekenntnis: „... zu richten die Lebenden und die Toten!“ Und bei Martin Luther lesen wir: „Wir werden am jüngsten Tag aufstehen, als hätten wir nur eine Nacht geschlafen, werden frisch und stark sein, nur die Augen wischen.“ - Für alle wird der Bräutigam kommen. Für alle wird dann das Gericht sein. Für alle wird sich dann zeigen, ob sie zu den Klugen oder den Törichten gehörten. Eines aber unterscheidet uns, die Lebenden und die Toten vor der Zukunft des Herrn: Unsere Lie- ben ruhen aus von diesem Leben. Für sie ist jetzt die „Nacht, da keiner wirken kann“. Sie können ihren Taten zwischen Geburt und Tod nichts mehr hinzufügen und nichts davon abziehen. Sie ha- ben den Ertrag ihrer Erdentage gesammelt und er ist ihnen bewahrt auf die Stunde der Wiederkunft Christi. In den Bildern des Gleichnis’ ausgedrückt: Das Licht ihres Glaubens wird weiter brennen bis zum Tag des Herrn. Niemand wird ihren Vorrat an Öl mehren oder schmälern, bis der Bräuti- gam erscheint. Ein Bild, das trösten kann. Zugleich aber wird der ganze Ernst dieser Vorstellung deutlich: Für uns ist noch Tag! Aus Klugen können noch Törichte werden. Die Verlockungen von Geld, Macht und Besitz können unseren Blick vom ewigen Ziel ablenken. Und das geschieht nicht nur bei den Großen der Gesellschaft und den Mächtigen aus Wirtschaft und Politik, sondern in unseren kleinen Lebenskreisen genauso! Die Lampe unseres Glaubens kann niederbrennen und ganz verlöschen. Gefährlicher noch als die vielen Versuchungen der Welt ist die Dauer der Zeit, da der Herr aus- bleibt! Leicht werden wir schläfrig. Schnell rechnen wir gar nicht mehr richtig damit, dass uns die Hochzeit erwartet. Wir merken es oft gar nicht recht, dass wir die Worte „... von dort wird er kom- men“ nur noch mit den Lippen bekennen. Zu schnell finden wir uns dann mit den 70 oder 80 Jahren dieses Lebens ab. Wir erhoffen eigentlich nichts mehr. Wir versuchen in unsere Lebensjahre hineinzupacken, was nur hinein geht. - Die Flamme unserer Lampe flackert noch einmal - und ver- lischt dann für immer. Aber auch das andere ist möglich! Aus Törichten können noch Kluge werden. Und darin liegt der ganze Sinn der Gleichnisse Jesu und unseres Predigens heute, dass wir die Chance ergreifen, die uns gegeben ist. Wir können uns das heute wieder ins Gedächtnis rufen lassen: Der Herr wird wie- derkommen! Die Bibel ist voll von Worten mit diesem Zeugnis. Er will einmal Hochzeit halten mit denen, die das Licht ihres Glaubens hell bewahrt haben. Denen kann man abspüren, dass ihr Hoffen und Sehnen über diese armselige Welt hinausging. Sie haben das bezeugt und gelebt, dass vor der Zukunft Gottes unser irdischer Besitz wenig bedeutet. Sie haben sich nicht mit dem Sammeln in die Scheuern der Welt aufgehalten, sondern Schätze im Himmel angelegt. Die Flamme ihres tätigen Glaubens hat gestrahlt - es ging Licht und Wärme von ihnen aus. Sie sind bereit für die Hochzeit. Sie gleichen den klugen Jungfrauen der Geschichte Jesu. Sie sollen wir als Vorbild vor Augen be- halten - so sollen wir werden! Liebe Gemeinde, viele von uns haben in den vergangenen 12 Monaten einen geliebten Menschen verloren. Bei vielen ist die Trauer noch frisch - heute Morgen schmerzen die Gedanken an die Ver- storbenen besonders. Lassen wir uns doch von unseren Toten heute Morgen diesen Dienst tun: Las- sen wir uns erinnern und mahnen. Es wird auch für uns einmal die Nacht kommen, in der wir nicht mehr wirken können. Dann muss das Licht unseres Glaubens an den Herrn leuchten und unsere Öl- vorräte reichlich sein. Es geht um die ewige Hochzeit, zu der wir unser Leben lang schon eingela- den sind! Wo wir bis heute töricht waren, können wir noch klug werden. AMEN