Ansprache und Aktion zu Heiligabend/Christnacht - 24.12.2018 ___________________________________________ (Mit leichten Veränderungen auch für den Jahreswechsel geeignet!) Dies ist die Ansprache zu einem besonderen Gottesdienst an Heiligabend - besonders in der Christmette. Sie wird vom Pfarrer, der Pfarrerin und drei Gemeindegliedern gehalten. Erläuterung: Auf einem Tisch vor dem Altar liegt eine besondere Uhr, eine Wanduhr... (Die Uhr kann etwa vom Bastelkreis der Gemeinde angefertigt werden. Gipsformen für das Zifferblatt und Uhrwerke für die Uhr gibt es in Bastelläden und Kaufhäusern. Die Uhr wird mit 12 Beschriftungen von ihrem Mittelpunkt aus versehen - siehe Anhang. Zugrunde liegt die Geschichte: Die Weihnachtsuhr des Baltus Kern, deren Verfasser ich nicht mehr weiß. - (Die Groß-Eichener Uhr hing lange beim Bäcker des Ortes bis zur Geschäftsaufgabe und erinnerte täglich an den besonderen Gottesdienst zu Heiligabend und seine Botschaft.) Nur zur Einstimmung: Textlesung: Joh. 7, 28 - 29 Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin. Aber nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich aber kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt. Ansprache: 1. Stimme: Ist das eins ihrer Geschenke zu Weihnachten, das sie da mitgebracht haben? Pfarrer: Ja, es ist ein Weihnachtsgeschenk. Aber nicht ich habe es bekommen. Wir alle sind die Beschenkten! Und es ist ein besonderes Geschenk! 2. Stimme: Eine Uhr. Was ist an ihr besonderes? Zwei Zeiger. 12 Ziffern... Pfarrer: Man muss genauer hinschauen. 3. Stimme: (nimmt die Uhr in die Hand) Es stehen Wörter darauf, von der Mitte zu jeder Ziffer, immer zwei Wörter... 1. Stimme: Das sind Sprüche, Ratschläge. Was steht hier bei der Eins? „Freundlich grüßen!“ 2. Stimme: Und hier bei der Zwei: „Frieden halten!“ Was bedeutet das und was heißt: „Wir sind die Beschenkten?“ Pfarrer: Die Uhr ist ein Weihnachtsgeschenk an diese Gemeinde, an uns alle. Und wir sind gemeint mit diesen Worten: „Freundlich grüßen“, „Frieden halten“... 3. Stimme: Und von wem ist die Uhr? Von Ihnen? Pfarrer: Ich habe Sie nur überbracht. Ich bin nur der Bote sozusagen. Man muss das tiefer sehen... 1. Stimme: Aber da ist doch nur eine Uhr... Pfarrer: Hinter der Uhr ist die Zeit! 2. Stimme: Sie meinen, die Zeit ist das eigentliche Geschenk? Pfarrer: Ist es nicht so? - Aber es kommt noch etwas hinzu...jetzt in der Christnacht: Die geschenkte Zeit ist auch gesegnete Zeit! Weil Gott selbst in dieser Nacht in die Welt und in diese Zeit gekommen ist! 3. Stimme: Als Kind in der Krippe von Bethlehem. 1. Stimme: Als Heiland der Menschen damals... Pfarrer: Aber genauso als unser Retter und das Heil der Welt heute! 2. Stimme: Dann würden aber doch auf diese Uhr besser Sprüche passen wie „Jesus ist geboren“ oder vielleicht „Gott liebt dich!“ oder auch: „Du bist nie allein!“ 3. Stimme: Aber das wäre doch zu lang! Da würde der Platz auf dem Zifferblatt nicht reichen. Pfarrer: Das ist es nicht! Aber die Worte, die auf dieser Uhr stehen, gehen einen Schritt weiter. Dass Jesus geboren ist, wissen wir. Dass Gott uns liebt, wissen wir auch. Und auch, dass wir nie allein sind... 1. Stimme: Aber, dass wir Frieden halten sollen, wissen wir doch genau so! 2. Stimme: Aber wer lebt wirklich danach? Es ist doch so viel Unfrieden in der Welt und auch persönlich... Ich glaube, ich verstehe, was diese Uhr will! 3. Stimme: So soll diese Uhr also zu jeder Stunde des Tages eine andere Botschaft ausrichten, einen Denkanstoß geben und einen zum Handeln...? Pfarrer: Und an diese Nacht heute soll sie uns auch immer wieder erinnern! Ohne diese Geburt im Stall von Bethlehem könnten wir keiner ihrer Botschaften folgen! Die Geschichte dieser Nacht ist wie die Wurzel all dieser Denkanstöße, wie der Hintergrund unserer Taten, wenn wir die Worte auf dem Zifferblatt beherzigen wollen. 1. Stimme: Jeder gute Rat, den die Uhr gibt, hat seine Ursache also in der Weihnachtsgeschichte? 2. Stimme: Wir können ja einmal schauen... Um 1 Uhr heißt es: „Freundlich grüßen!“ Pfarrer: Das könnte uns, immer wenn unser Blick darauf fällt, in Erinnerung rufen, wie freundlich es Gott mit uns meint, wenn er selbst in diesem Kind in unsere oft so kalte und dunkle Welt hinuntersteigt! 3. Stimme: Weil also Gott unser Freund ist, sollen wir auch der Freund unserer Mitmenschen sein? Pfarrer: Oder werden! Wir sind es oft nicht. Einmal am Tag daran erinnert werden, ist sicher hilfreich! 1. Stimme: Um Zwei steht da: „Frieden halten!“ - Das ist manchmal wirklich gar nicht so leicht, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt... Pfarrer: Gott jedenfalls gefällt es, in dieser Nacht mit uns Frieden zu machen, uns seine Hand hinzuhalten, dass wir einschlagen... 2. Stimme: Das hört sich ja an, als würden wir ihn bekämpfen! 3. Stimme: Wenn du einmal davon ausgehst, dass Gott uns gemacht hat, dass wir seine Geschöpfe sind... Was bieten wir ihm doch manchmal. Oder wie wenig fragen wir nach ihm! Wieviel Grund hätte er doch, beleidigt zu sein und in seiner Ehre gekränkt, uns zu verdammen, zu vernichten, jedenfalls unser Feind zu sein! Pfarrer: Heiligabend bietet uns dieser Gott noch einmal seinen Frieden an. Er diktiert ihn nicht, wie er das ja könnte. Er kommt ganz klein und schwach, als Kind... Dass wir endlich begreifen, dass er uns nichts Böses will, dass er uns nur sehr lieb hat. 1. Stimme: Und gerade so sollen wir es jetzt machen: „Frieden halten!“ - Ob wir das können? 2. Stimme: Um drei Uhr sollen wir ein „Geschenk machen!“ Das fällt sicher leichter. 3. Stimme: Wenn wir am Vorbild Gottes in dieser Nacht maßnehmen, wird eine kleine Gabe - wie etwa ein Weihnachtsgeschenk - wohl kaum genügen. Gott gibt uns ja auch nicht nur irgendetwas - er gibt sich selbst. 1. Stimme: Und ganz und gar! - Aber das ist auch wirklich das schönste Geschenk, das Menschen einander bereiten können, wenn sie sich selbst schenken! Pfarrer: Um vier sagt uns die Uhr „Freude teilen“! Eine Sache, die mir besonders wichtig ist. Wir können uns ja kaum noch selbst über etwas freuen. Mit anderen...das ist noch schwerer! 2. Stimme: Aber auch da hilft uns die Weihnachtsgeschichte: Die Hirten etwa, die Sterndeuter und die anderen armen Leute an der Krippe... Sie haben sich doch auch mit den Eltern an dem neugeborenen Kind gefreut! 3. Stimme: Aber noch viel mehr haben wir doch Grund, uns mit anderen zu freuen! Wir haben keine Not! Uns geht es gut. Wir wissen auch, wer dieser Jesus einmal geworden ist und was Gott für uns durch ihn getan hat... „Freude zu teilen“, war für die Armen und die Hirten eher schwieriger als für uns! 1. Stimme: „Sorgen mittragen“ wird uns um fünf Uhr aufgegeben! - Hat nicht jeder selbst Sorgen genug? Pfarrer: Aber es ist schon erstaunlich: Ich kenne viele Menschen, die ihre eigenen Sorgen bewältigen, indem sie an denen anderer mitschleppen. 2. Stimme: Geteilte Sorgen sind halbe Sorgen... Pfarrer: Eigentlich noch mehr: Die Sorgen der anderen werden kleiner und meine eigenen auch! 3. Stimme: Und die ganze Geschichte dieser Nacht und die Erlösung, die Gott uns schenkt, entspringt ja eigentlich den „Sorgen“, die er sich um seine Menschen macht! 1. Stimme: Sechs Uhr - „Liebe üben!“ Das klingt ja wie in einem kitschigen Roman! 2. Stimme: Nur dass da die Liebe selten das Leben kostet! Das aber gibt der für die Liebe hin, der in dieser Nacht anfängt! Pfarrer: Das Leben müssen wir auch nicht einsetzen für die Liebe. Aber nie vergessen sollen wir, dass einer sein Leben für sie gegeben hat! 3. Stimme: Das könnte uns immer gegenwärtig halten, wie wertvoll sie eigentlich ist: die Liebe! 1. Stimme: Und wen wir kränken, wenn wir lieblos handeln oder immer nur an uns denken! 2. Stimme: Die siebte Stunde ruft uns zu: „Barmherzig sein!“ - Mir kommen da Bilder vor die Augen! Ich sehe den Mann, der aus dem Krippenkind geworden ist, wie er sich den Kranken, den Leidenden, den Zu-kurz-Gekommenen zuwendet. Pfarrer: Aber sicher nicht nur als Bilder, die unser Staunen erregen sollen! Tun wir's ihm gleich! Auch wir können heil machen, gesund und froh, wo Menschen belastet, krank oder traurig sind. 3. Stimme: Und das ist wohl nicht einmal weniger wunder-bar, wenn wir das fertigbringen. „Barmherzig sein“, da braucht man ein Herz für andere, da muss man sich selbst vergessen können und sich anderen zuwenden... 1. Stimme: Wie Jesus das konnte! 2. Stimme: Und wie wir das jetzt auch können - durch ihn! Pfarrer: „Vergebung gewähren“ ist in der achten Stunde dran! Ich glaube fest, dass die Schuld, die Menschen haben und empfinden, die Ursache für viele Krankheiten des Leibes und der Seele ist. 3. Stimme: Auch wenn keiner darüber redet und die „Sünde“ in unseren Tagen ja fast ein Fremdwort ist!? 1. Stimme: Nicht „auch“, wohl gerade deswegen! Wo kannst du denn noch von deiner Schuld sprechen? Wie kannst du sie loswerden? 2. Stimme: Der sich heute in die Krippe legt, sagt uns wie: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ - „Geh hin, sündige hinfort nicht mehr!“ 3. Stimme: Aber das können wir doch nicht nachahmen! Stellt euch nur vor, ich sage meinem Nachbarn, den etwas sehr bedrückt: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ 1. Stimme: Aber warum soll man immer darum herum reden? Warum sagen wir immer so schnell: „Ach, das ist doch nicht so schlimm! Das war doch nicht deine Schuld! Da kannst du doch nichts dafür!“ Warum sagen wir nicht auch einmal: „Das war wirklich böse, wirklich schlecht gehandelt! Aber wenn es dir leid tut, dann vergibt dir Gott gewiss!“ Pfarrer: Das genau ist es wohl, was die achte Stunde meint! 2. Stimme: Neben der neunten heißt es: „Güte schenken“. Da geht man in Gedanken ja wieder zurück in den Stall, an die Krippe von Bethlehem. Da ist Gottes Güte doch Fleisch geworden. 3. Stimme: Aber Güte ist auch in unserer Zeit bitter nötig! Wie gehen wir doch manchmal mit einander um! Wir werden laut beim kleinsten Anlass... 1. Stimme: Wir sind gereizt und entnervt, wenn nicht alles immer ganz schnell geht. Die Fehler anderer werden angeprangert... Pfarrer: ...über unsere eigenen wollen wir nichts hören. Dabei wäre Güte so geboten, wenn wir an die Güte Gottes in dieser freundlichen Nacht denken! 2. Stimme: Wir sind bei der zehnten Stunde: „Trost geben!“ Ist das nicht doch sehr verbreitet in unserer Zeit, in unseren Dörfern, in unseren Beziehungen: das Trösten? Pfarrer: Ich will nicht gering achten, wenn Menschen, denen die traurig sind, sagen: „Mein Mitgefühl! Herzliches Beileid! Aber ich glaube, Trost müsste doch noch mehr sein! 3. Stimme: Auch Taten. Auch echte Hilfe. All die Worte gehen einem ja leicht von den Lippen. Aber wenn es dann darauf ankommt, dass wir wirklich etwas tun... Da wird's trostlos! 1. Stimme: Jesus hat ja nie bloß Worte gemacht. Sein Trösten wird zu Taten! 2. Stimme: Wir sind fast am Ende des Zifferblatts: Elfte Stunde - „Hoffnung zeigen!“ 3. Stimme: Ich habe einmal gelesen, dass jedes neugeborene Kind uns zeigt, dass Gott seine Hoffnung in uns noch nicht aufgegeben hat. Wieviel mehr zeigt uns das dieses Kind! 1. Stimme: Wie macht sich doch gerade in unseren Tagen die Resignation breit. Wie hoffnungslos sind schon die ganz jungen Leute. Wie wenig Zuversicht bringen die Erwachsenen auf, selbst die Christen! 2. Stimme: Dabei fängt Gott mit diesem Kind heute noch einmal ganz neu mit uns an! Und mit ihm vollendet er doch auch, was uns ewige Hoffnung gibt! Pfarrer: Wenn wir das mehr in unserem Gesicht geschrieben hätten, wenn man diese Zuversicht in unseren Zügen lesen könnte - das würde strahlen. Und das würde auch andere zur Hoffnung einladen und die düsteren Gedanken vertreiben! Der Grund zur Hoffnung liegt heute in der Krippe! 3. Stimme: Die letzte Stunde ist erreicht: „Licht anzünden!“, heißt es da. 1. Stimme: „Licht anzünden“, hell machen, die Dunkelheit des Lebens und unserer Herzen vertreiben will diese seltsame Uhr ja wohl überhaupt! 2. Stimme: Und uns dazu bewegen, dass wir auch bei den Mitmenschen Lichter entzünden, wie er das zuerst für uns und bei uns getan hat. Pfarrer: So kann uns diese Uhr, immer wenn wir auf ihr Zifferblatt sehen, die Heilige Nacht in die Erinnerung zurückrufen. Wir werden dann wieder wissen, dass heute einer in die Welt kam, der selbst das Licht war, ist und bleibt, solange wir über diese Erde gehen - und dann in Ewigkeit. 3. Stimme: Ein Geschenk an uns alle ist diese Uhr? - Wir müssten sie irgendwo aufhängen, wo unser Blick immer wieder einmal darauf fällt. Pfarrer: Das wird geschehen. Lassen wir uns überraschen. - Wir wollen hier und jetzt tun, was uns die letzte Aufschrift zuruft: „Licht anzünden!“ Hier in der Kirche buchstäblich. Und draußen - morgen und in der kommenden Zeit - bei denen, die im Dunkel leben. (Das Licht wird von den vier SprecherInnen in die Reihen gegeben. Die Orgel intoniert: Ich steh an deiner Krippen hier... (EKG 28) und spielt dann so viele Strophen, wie nötig sind, alle Kerzen zu entzünden.) Hier sind die 12 Texte für die Beschriftung der Uhr: Freundlich grüßen! Frieden halten! Geschenk machen! Freude teilen! Sorgen mittragen! Liebe üben! Barmherzig sein! Vergebung gewähren! Güte schenken Trost geben! Hoffnung zeigen! Licht anzünden! Hier ist das Bild der Uhr: