Predigt am 2. Sonntag nach Trinitatis - 25.6.2017 Liebe Gemeinde! Sicher geben Sie mir recht: Eine Feier, eine Hochzeit, zu der wir eingeladen sind, ist eine feine Sache. Lange vorher freut man sich schon darauf. Wenn wir das Hochzeitsgeschenk besorgen, lassen wir uns etwas besonders Schönes einfallen, denn so sagen wir dem Brautpaar Dank für die Einladung. Am Festtag selbst herrscht allgemeine Freude, alle sollen am Glück des jungen Paares teilhaben. Die Tafel ist reich gedeckt, das Familiensilber und das beste Geschirr sind aufgelegt, alles ist festlich dekoriert. Wenn dann das Essen aufgetragen wird, läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Was gibt's da nicht alles zu kosten: Verschiedene Braten, zartes Gemüse, herrliche Beilagen... Auch für den Durst ist gesorgt, Sekt und Wein fließen in Strömen, der Vorrat ist reichlich. Ja, so ein Fest ist herrlich und schön. Ein Höhepunkt im Leben - für die Gastgeber und die Gäste. Man kann sich unbeschwertem Genuss hingeben, mit freundlichen Menschen nette Gespräche führen. Selbst wenn man neben jemandem sitzt, den man nie zuvor gesehen hat, kommt man sich doch nach und nach näher. Schließlich kennen sich alle im Festsaal. Aus der großen, bunt zusammengewürfelten Tischgesellschaft, ist eine Gemeinschaft geworden. Man kennt einander, spricht und lacht und isst gemeinsam an einem Tisch. Solche Feiern dürften nie vergehen. Jesus hat einmal das Reich Gottes mit einem solchen Fest verglichen. Wir lesen davon im Matthäusevangelium im 22. Kapitel: Textlesung: Mt. 22, 1 - 14 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll. Bis hierher das Gleichnis Jesu. Man kann's kaum glauben, wie sich die Hochzeitsgäste in dieser Geschichte benehmen. Sie schlagen nicht nur die freundliche Einladung aus, nein, sie zeigen auch noch, wie völlig gleichgültig ihnen die Hochzeit des Königsohns ist: Sie gehen auf den Acker oder an ihr Geschäft. Sie haben Wichtigeres zu tun, als Feste zu feiern. Einige vergreifen sich gar an den Knechten, misshandeln die Boten des Königs und töten sie. Um das Bild, das uns von diesem Gleichnis vor Augen geführt wird, recht zu begreifen, müssen wir fragen, mit wem es Jesus hier zu tun hat. Wem erzählt er diese Geschichte? Wie so oft waren hier fromme Juden angesprochen, jedenfalls solche, die sich für sehr fromm hielten und sich auf ihre tadellose Haltung vor Gott und den Menschen eine Menge einbildeten. Denen hielt Jesus hier einen Spiegel vor. Und sie werden erschrocken gewesen sein, über das, was sie da sahen: Bas Bild vom Hochzeitsmahl, das Jesus ihnen ausmalte, war ihnen gut bekannt. So stellten sie sich die Ankunft des Messias auf Erden vor. So, wie ein ewiges Fest würde das Leben sein, wenn Gott in der Welt seine Herrschaft antritt. Und jeder rechte Jude hoffte, einmal mit an dieser Hochzeitstafel sitzen zu dürfen. Aber sie werden nicht schlecht gestaunt haben, was Jesus ihnen jetzt sagt: Was wartet ihr denn noch auf den Beginn des Festes? Die Abgesandten Gottes waren doch längst bei euch! Die Propheten, auf die ihr nicht hören wolltet, waren die Boten. Ihr habt sie einen nach dem anderen misshandelt und umgebracht. Ihr hattet anderes zu tun, als dem Rufe des Königs zu folgen. Jetzt ist's zu spät für euch. Die Plätze am Tisch Gottes sind besetzt. Andere haben sich nicht so lange bitten lassen. Sie waren sich nicht zu fein und sind gern gekommen. Wir wissen, die Pharisäer, denen Jesus das Gleichnis erzählte, nahmen's wirklich sehr genau mit dem Willen Gottes. Sie fasteten mehr, als es im Gesetz vorgeschrieben war und erfüllten peinlich genau alle Gebote. Aber in einem wichtigen Punkt irrten sie. Sie meinten, sie könnten sich mit ihrem Tun den Himmel verdienen. Sie waren sicher, ohne sie könnte das Freudenfest in Gottes neuer Welt nicht beginnen. Sie glaubten, sie hätten die Platzkarte für die himmlische Festtafel schon in der Tasche. Jesus sagt ihnen nun: Ihr täuscht euch. Bei Gott geht es anders zu. Es gibt keinen Anspruch darauf, dass man an seinem Fest teilnehmen darf. Wenn er euch aus Gnade einlädt, dann müsst ihr bereit sein. Diesem Ruf der Güte Gottes wollten die Frommen nicht folgen. Das hatten sie nicht nötig - meinten sie. Andere waren gern gekommen. Von der Straße weg hatte der König sie rufen lassen. Sie hatten nicht mit der Einladung gerechnet und hätten sich die hohe Ehre nie träumen lassen. Böse und Gute waren darunter, wie wir hören, aber allemal Leute, die begreifen, dass die Einladung Gottes eine einmalige Chance für sie ist. Liebe Gemeinde, wir Christen glauben, dass mit Jesus die Herrschaft Gottes auf Erden begonnen hat, denn Jesus ist der Bräutigam, für den der König im Gleichnis die Hochzeit ausrichtet. Und an uns, an die Menschen aller Zeiten, wie schon damals an die Juden, geht die Frage, die von der Geschichte gestellt wird: Hört ihr den Ruf Gottes? Kommt ihr zum Fest, oder habt ihr mit euren Angelegenheiten und Geschäften zu tun? Alle sind eingeladen, aber es gibt keine reservierten Plätze. Wer sich rechtzeitig aufmacht kann mitfeiern. Keiner wird ausgeschlossen, es sei denn, er schließt sich selber aus. Jesus wurde nicht müde, die Menschen wieder und wieder zu Gottes Reich zu rufen. Die Geschichten, die er erzählt hat, die Gleichnisse handelten immer wieder davon: Einmal geht es um die Verantwortung der Gärtner im Weinberg Gottes, ein andermal um die Arbeiter, die für Gottes Reich gebraucht werden und den Lohn, den sie erhalten. Heute ist die Freude dran. Denn, wie zu unserem Leben nicht nur Mühe und Plage gehört, sondern auch das unbeschwerte Feiern, so gehört auch zum Reich Gottes das Fest, die sorgenfreien, fröhlichen Stunden. Liebe Gemeinde, Gott lädt auch uns ein. Es soll in unserem Leben schon hier und heute zugehen, wie bei einer Hochzeit - nicht immer, aber doch immer wieder einmal. Er selbst will der Gastgeber sein. Er will, dass wir bei ihm alle unsere Sorgen vergessen. An seinem Tisch vergeht unsere Angst. Er gibt uns zu essen, er hat für uns alle genug. Seine Vorräte sind unerschöpflich. An seiner Tafel lernen wir das Lachen und vergessen die Mühe und die Hetze des Alltags. Zu seinem Fest können wir getrost mit leeren Händen kommen, wir müssen keine Geschenke mitbringen. Er ist's ja, der uns beschenken will! Bei ihm geraten wir in gute Gesellschaft. Wir lernen Leute kennen, die wie wir alles von Gott erwarten, die es sich heiter und unbeschwert auf Gottes Kosten wohl sein lassen. Aber wo geschieht das? Wie sieht das ganz konkret aus in unserem Leben? Ich musste an unsere Kirchengemeinde(n) denken. Da gibt es so viele Angebote, die uns die Freude an Gottes Sache in dieser Welt erfahren lassen! Ich denke an den Gottesdienst, in dem wir immer wieder zusammen feiern und die beste Botschaft der Welt hören können. Und auch das Abendmahl, das wir von Zeit zu Zeit genießen, kann uns Gott und untereinander näher bringen. Aber in manchem anderen Kreis unserer Gemeinde geht es oft auch anders zu als sonst im Alltag: Wir beten zusammen, wir singen miteinander, wir sitzen an einem großen Tisch und lassen uns wohl sein bei Kaffee und Kuchen – und in solchen Stunden, in denen wir zusammen essen und trinken sind wir vielleicht ja dem Reich Gottes besonders nah! Denn Jesus spricht in seinem Gleichnis nicht umsonst vom Gottesreich wie von einem üppigen Hochzeitsmahl. Selbst so handfeste Gaumenfreuden wie Ochsen und Mastvieh fehlen nicht. Sicher geht es ihm nicht nur um Essen und Trinken, aber wie ließe sich sonst die Freude der Gottesherrschaft beschreiben, zu der er uns rufen will? Denn das haben wir alle schon erlebt, wie schön das gemeinsame Feiern und Speisen ist! Besonders wenn wir miteinander am selben Tisch sitzen, wächst die Gemeinschaft zwischen uns. Wir stehen uns anders gegenüber als zuvor. Wir überwinden die Fremdheit, Steifheit und die Hemmungen, die uns sonst trennen. Und Gott will, dass die Fremdheit zwischen uns verschwindet. Wir sollen uns bei ihm wie zu Hause fühlen, wie seine Kinder und untereinander wie Geschwister. Wir beginnen uns kennenzulernen, zu verstehen, zu tragen und zu lieben. Wir erleben sein Reich - mitten in dieser Welt. Lasst uns auch in unserer Kirchengemeinde immer wieder das suchen und fröhlich genießen, was Gott seinen Menschen zuallererst schenken will: Gemeinschaft mit ihm und untereinander und die herrliche, unbeschwerte Freude daran, dass in allem für uns gesorgt ist! AMEN