"Wer von uns soll sich erschießen?" Kleine Zwischenbilanz der neuen Pfarrstellenbemessung – Teil 1 Die Dekanatskonferenz tagt. Der DSV hat ein Modell zur Verteilung der im Jahr 2003 zur Verfügung stehenden Pfarrstellen im Dekanat ausgearbeitet. Power Point Präsentation des Internet-Beauftragten. Schöne, bunte Balkengrafik für eine grausame Wahrheit: 19,5 Stellen sind im Augenblick im Dekanat besetzt. Bis zum 1.10.2003 müssen 1,5 Stellen abgebaut werden. Der Sollstellenplan muss bis zum selben Datum stehen, sonst gibt es keine Wiederbesetzung vakant werdender Pfarrstellen. (Bis 2006 muss eine weitere volle Stelle fallen. Dann werden es für die selben Gemeindegliederzahlen statt 19,5 noch 17 Pfarrer sein.) "Das packen wir! Lasst uns kreativ herangehen." So tönt es hoffnungsfroh aus der Runde. "Wir wollen kollegial und menschlich bleiben und die gewachsenen Beziehungen und Strukturen achten!" Gute Vorsätze. Wenn es denn darum ginge, die Arbeit von 19,5 Stellen von 18 PfarrerInnen erledigen zu lassen. Ja, das wäre zu schaffen. Aber es ist umgekehrt: 19,5 PfarrerInnen sitzen auf nur noch 18 zugebilligten Stellen. Welche Möglichkeiten gibt es da? "Wer kann vorzeitig in den Ruhestand gehen?" - "Wolltest Du nicht in ein anderes Dekanat wechseln?" - "Außer Gottesdienst und Beerdigungen ist bei Dir doch eh nichts los! Dazu braucht es keine volle Stelle." Langsam begreifen alle: Das geht an die Existenz! 1,5 Stellen weniger. Drei müssten auf eine halbe Stelle gehen oder einer auf halb und eine hört ganz auf.... Wer aber kann sich das existentiell leisten? Da spricht einer aus, was allen dämmert: "Das ist nicht kollegial und menschlich zu lösen, nur mit Gift." - "Und ein anderer sagt's nicht weniger drastisch: "Wer von uns soll sich erschießen?" Und alle werden still, denken in ihrem Herzen an das Wort Jesu: "Unter euch soll es nicht so sein!" und fragen sich, was eigentlich noch ihre Kirche von einem Unternehmen der freien Wirtschaft unterscheidet, das gerade dabei ist, sich "gesund" zu schrumpfen und "personelle Überhänge" abzubauen. Und manchen dämmert es jetzt, dass nach dem entwürdigenden Kampf, der zwangsläufig in der Pfarrkonferenz ausbrechen wird, nichts mehr so sein kann, wie es vorher war: Dann werden die Kollegialität, die Solidarität und die Menschlichkeit im Dekanat irreparablen Schaden gelitten haben. N.N.