"Licht im Pfarrhaus darf nicht ausgehen"

Vom 14.10.2004
 
rr. Bei einer Tagung der Evangelischen Dekanatssynode Wiesbaden hat sich der Herborner Theologie-Professor Dr. Peter Scherle zur Missionsaufgabe der Kirche bekannt und dazu aufgefordert, die heutigen Lebensformen der Menschen ernst zu nehmen. Missionarisch leistungsfähig sei die Kirche da, wo sie ihre vorhandenen Stärken selbst wertschätze und pflege.

Zur positiven Ausstrahlung der Kirche zählen nach Einschätzung des Theologen vor allem die Kirchengebäude und die Pfarrer. Sie wirkten auf die Menschen oft lebenslang prägend. Noch immer spielten die Pfarrhäuser als Orte der Kirche eine nicht zu unterschätzende Rolle. Im Stadtteil und im Dorf zeigten sie die Präsenz der Kirche, seien für Notfälle offen und zählten zu den geistlichen Zentren christlichen Lebens. "Wenn das Licht im Pfarrhaus ausgeht, hat die Kirche die Menschen verlassen", prophezeite der Referent: Die Kirche könne es sich deshalb nicht leisten, keine Anlaufstelle für die Menschen zu sein. "Wo wir dieses Moment nicht stark machen, da verlieren wir unser Profil." 

Scherle, der bis zum Jahr 2000 Pfarrer der Wiesbadener Lutherkirche war und heute im Theologischen Seminar Herborn angehende Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ausbildet, forderte die über 60 Synodalen auf, eine "gottoffene und menschenfreundliche Organisation" mitzugestalten und appellierte an die Zuhörer, den Glauben in den Familien wieder stärker zu leben. Wo das Religiöse nicht verankert sei, entstehe keine Identifikation. Eltern hätten hier eine große Verantwortung.

aus: Wiesbadener Tagblatt