Kommentar zur Sparsynode im Februar 2004

von Dr. Christoph Bergner (Bensheim)

Länger amtierende Synodale – so viele gibt es davon nicht mehr – werden sich erinnern: Schon einmal tagte diese Synode im Februar. Das war im Jahr 2001. Ein Studientag sollte damals neue Perspektiven „zur Präzisierung von Prioritäten“ eröffnen. Man traf sich, um Investitionen auf den Weg zu bringen, denn kurz zuvor hatte man das Dekanatsstrukturgesetz verabschiedet. Nun galt es, die Strukturen mit Leben zu füllen. Nach Jahren strenger Haushaltsdisziplin und wirksamer Sparmaßnahmen sollte nun wieder Geld verteilt werden. Man kalkulierte nicht zu knapp. 100 Millionen DM hatte der Kirchenpräsident in den Raum gestellt: 50 Mio für die notwendigen Bauunterhaltungsmaßnahmen in den Kirchengemeinden und 50 Mio für Häuser der Kirche und Regionalverwaltungen. Es kam noch das eine oder andere hinzu, schließlich leiden Synodale nicht unter Einfallslosigkeit. Die Liste der Notwendigkeiten wurde lang. Als das Rechnungsprüfungsamt die Bauprojekte, die in den letzten Jahren auf den Weg gebracht wurden, der Synode im Dezember 2003 in seinen Bericht vorlegte waren es schon weit über 50 Mio €. Die wurden aber für anderes gebraucht als jene 100 Mio DM, von denen der Kirchenpräsident einst sprach. Die Kosten für Personal und Ausstattung und Unterhaltung der Mittleren Ebene sind in beiden Beträgen ohnehin nicht enthalten.

Jener Studientag im Februar 2001 hat viele Folgen gehabt. Eben auch die Sondersynode am 27. und 28.2.2004. Nicht jeder Synode ist es vergönnt, die Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Und manche Früchte sind bitter. Doch das merkte man am letzten Wochenende nicht. Insgesamt war die Synode mit sich und ihrer Arbeit zufrieden. Schließlich hatte man in einem großangelegten Konsultationsprozess ein Sparpaket von über 34 Mio € auf die Tische gebracht. Dass die leeren Kassen einer eigentlich reichen Kirche etwas mit deren Finanzgebaren zu tun hat, ist niemandem weiter aufgefallen.

Im Vorfeld der Synode war es hier und da zu Unruhe gekommen. Hatte sich doch auch bei diesem Sparpaket – wie Mitte der 90er Jahre – die Basis der Kirche als Verliererin fühlen müssen. Immerhin 21,2 Mio € sollen aus den Ausgleichstöcken, das sind die Zuweisungen für Gemeinden und Dekanate, herausgestrichen werden. Ursprünglich waren 21,6 Mio Euro vorgesehen. Ein Antrag, die sechs neuen Referentenstellen für die Pröpstinnen und Pröpste zugunsten der Gemeinden zu streichen, fand überraschend eine Mehrheit. Das Präsidium war so verblüfft, dass es danach viel Zeit und Überzeugungskraft darauf verwendete, weitere solche Umgestaltungen des vorgelegten Sparpakets zu verhindern.

Denn es gab noch ein paar andere Vorschläge, die den Gemeinden Entlastung verschaffen sollten: Das Mitgliedermagazin Echt, der bunte Gruß der EKHN, so hatte der Starkenburger Konvent vorgeschlagen, sollte ganz aufgegeben werden. Der Präses konnte den Antrag auf schriftliche Abstimmung rückgängig machen und bei der dann nötigen Auszählung ergab sich eine knappe Mehrheit von 83 : 79 Stimmen für die Beibehaltung des Magazins. Der Alterspräsident verließ danach grußlos das Plenum und die Synode. Ihm war das Prozedere nun doch zu bunt geworden.

Glücklich konnte das Präsidium auch andere Störungen vermeiden, die den Gemeinden irgendwelche „Vorteile“ verschafft hätten. So dürfen auch die Häuser der Kirche in der geplanten Größe – und das ist bisher im kirchlichen Bauen immer mehr, als man geplant hat – entstehen, während der Gebäudebestand der Kirchengemeinden noch mal genauer unter die Lupe genommen werden muss. Neuerdings hat man da die Pfarrhäuser entdeckt. Wozu braucht man die eigentlich? „Von der Gemeinde zum pastoralen Raum“ heißt die Devise, die im Dominikanerkloster schon einmal vorsorglich verkündet wurde.

Und dort – in den pastoralen Räumen – sind auch neue Projekte geplant. Insgesamt – nur ein synodaler Laie kann sich da wundern – sind schon wieder über 30 Mio vorgesehen.

So könnte es wohl wieder einmal eine Synode im Februar geben.

Ein Synodaler hat schon gewettet: Die nächste Synode muss novellieren, was die letzte beschlossen hat. Denn dass man bei Leuten spart, die ihre Arbeit kaum bewältigen können, um Arbeitsplätze dort zu schaffen, wo die Leute ihre Arbeit suchen müssen, ist auch in der Kirche nicht jedem klarzumachen. Für dieses Mal ist es noch gelungen.

Das kleine Aufbegehren gegen die neuen Referentenstellen der Pröpste wurde aus dem Leitenden Geistlichen Amt mit den Worten „Vom Aufstand der Zwerge“ kommentiert. Auch wenn man solch unfreundliche Beschreibungen synodaler Abstimmungen nicht teilen mag: Ein großer Wurf ist das Sparpaket nicht geworden.