KOMMENTAR Verpasst VON PETER HANACK Die Kirche verabschiedet sich aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Kirche gibt ihren Führungskräften mehr Geld und spart beim Fußvolk. Das sind schlechte Nachrichten in diesen Tagen für jene, die "der Kirche" eine höhere moralische Autorität zubilligen und ihr damit eine höhere moralische Verantwortung abverlangen. Die Beschlüsse, die die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) in der vergangenen Woche getroffen hat, müssen irritierend wirken in einer Zeit, die von der Zunahme von Egoismen, sozialer Kälte und Entsolidarisierung geprägt ist. Sie schwächen die in letzter Zeit häufig und lautstark erhobene Stimme der Kirche im Protest gegen den Sozialabbau, den die hessische Landesregierung unter Ministerpräsident Roland Koch (CDU) mit Macht betreibt. Sie nehmen den Argumenten der Kirchenvertreter für ein solidarisches Miteinander, in dem der Starke den Schwachen stützen soll, die Kraft. Die Synodalen hätten in Frankfurt ein Zeichen setzen können - gegen Entsolidarisierung, gegen das Sparen unten und das Austeilen von Wohltätigkeiten oben. Sie haben die Gelegenheit verpasst, es anders zu machen, besser.