Es herrscht in der EKHN große Unsicherheit, ob die “Kirchlichen Arbeitsgemeinschaften” (KAG) den Dekanatsfusionen kirchenrechtlich gleichgestellt sind. Dazu beigetragen haben z.B. die Aufforderungen der KL auch an die DSV’s von KAG’s, sich zu den sog. “Runden Tischen” zusammenzusetzen sowie die “Informations”-Arbeit von Abgesandten der KL in Dekanatssynoden und Pfarrkonferenzen, die ausschließlich die Vereinigung in Form der Fusion propagiert und die schon seit Jahren arbeitenden KAG’s allenfalls – und nur auf Nachfrage! – als Zwischenstufe auf dem Weg in die (Zwangs-)Fusion gesehen und bezeichnet haben. (Nur so sind auch geradezu martialische Überschriften von Zeitungsberichten über Verhandlungen von Dekanatssynoden mit dem Thema: “Vereinigung mit dem Nachbardekanat” erklärbar, wie wir sie in “Echo Online” nachlesen können: “Fusion oder Zerstückelung”. – Ich halte schon diese Terminologie in der Medienöffentlichkeit für unhaltbar und für eine Beschädigung des Ansehens der EKHN und ihrer Leitung!) Dass die Dekanats-AG’s den Dekanatsfusionen rechtlich gleichgestellt sind und bleiben, dass es also keinen Grund für vereinigungswillige Dekanate gibt, eine Fusion der KAG vorzuziehen, dass schließlich die KL nicht gewillt ist, KAG’s zur Fusion zu zwingen oder sie schlechter zu behandeln, können wir einem Auszug aus dem Synodenprotokoll der EKHN entnehmen. Weiß Gott, nicht die “Zerstückelung” ist die Alternative zur Fusion, eine gute, erprobte und rechtlich der Fusion gleichgestellte Vereinigung von Dekanaten kann vielmehr die KAG sein! Nähere Informationen über Kirchliche Arbeitsgemeinschaften kann man dem Einblick vom Juni 2000 (auf der Zeitfragenseite hier rechts nebenan) entnehmen. Hier ist nun der Auszug aus: "Verhandlungen der Kirchensynode", 2. Tagung, Zehnte Synode, November 2004, Seite 349 und 350: Kinzer-Altenstadt: Herr Präses, liebe Synode. Was mich stört an dieser Geschichte ist eben genau dieses Detail. Ich habe jetzt auch schon wieder im Grunde genommen zwei verschiedene Dinge gehört. Von Ihnen, in Ordnung, wie wir besprochen haben auf der Präsides-Tagung. Von Herrn Steinacker habe ich etwas anderes gehört. Der Herr Kirchenpräsident sagte: Lassen wir doch denjenigen, die noch Zeit brauchen, die Zeit dazu. Zeit für was? Zeit zu entscheiden, dass wir fusionieren? Das ist das Problem. Da habe ich so diesen Eindruck, das ist das, was bei uns ankommt. Wir sind eine AG, und in der AG fühlen wir uns eigentlich wohl, machen die zweiten Schritte - die ersten haben wir schon lange gemacht -, wir haben aber das Gefühl und bekommen, dass von der Verwaltung auch ständig gesagt, wir haben das wirklich auch schon wörtlich gesagt bekommen: Wenn ihr fusioniert, könnt ihr das haben. So geht es aber jetzt nicht. Und das sind Dinge, die uns jetzt sehr stören, so dass wir immer das Gefühl haben - auch von mir aus, das muss ich ehrlich sagen nach Ihrer Rede -, dass ich oft das Gefühl hatte, Sie haben schon ein Ziel formuliert, nämlich das Ziel: Fusionen der Dekanate. Ganz genau. Da stimmen wir alle zu. Und wir sagen: Wir haben hier in der Synode von zwei verschiedenen Formen gesprochen, einmal fusionierte Dekanate und einmal AGs. Und die stehen gleichwertig nebeneinander. Und das ist so im Moment. Und ich möchte noch zu einem Punkt etwas sagen. Auch bei der Zahl von 40 000 muss ich Ihnen widersprechen. Lesen Sie im Protokoll nach, da stehen 30 000 drin. Wie die Zahl zustande gekommen war, das ist wieder eine andere Sache. Aber auch diese 40 000 höre ich als Präses erst seit etwa einem Jahr. Davor habe ich es nicht geglaubt. Präses Schäfer: Kleinen Moment. Ich will noch etwas zur Klarstellung beitragen in Ergänzung und im Sinne von Herrn Kinzer gerade noch einmal etwas betonen. Es geht tatsächlich um die Verwendung der Terminologie, denn die Synode hat sich über Vereinigungen im Dekanat unterhalten und hat gesagt: Da, tut was. Wir haben damals schon gestritten und in dem Sinne für die Oberhessen erfolgreich gestritten, dass Arbeitsgemeinschaften ebenfalls als Vereinigungen gelten. Das ist geltende Rechtslage. Das will ich nur noch einmal betonen. Das heißt also, wenn einseitig von Fusionierungen gesprochen wird, mag das ein Ziel der Kirchenleitung sein, ist aber keine Beschlusslage. Natürlich kann die Kirchenleitung dieser Meinung sein und kann es hier auch äußern, das ist ihr gutes Recht. Nur Beschlusslage ist, wie gesagt, Vereinigung und nicht Fusionierung. Und den Hinweis von Herrn Kinzer nehme ich allerdings sehr ernst und gebe ihn auch offiziell weiter. Es darf nicht in der Praxis - bei aller Zielverfolgung, die ich für zulässig halte - der Eindruck entstehen, es würde unter Zwang etwas bewirkt werden wollen. Das darf nicht sein. Kirchenpräsident Steinacker: Herr Präses, liebe Synode. Ich muss wirklich sagen: Sie klatschen gegen Ihre eigenen Beschlüsse. Vereinigungen haben wir beschlossen mit den zwei Zielrichtungen: Fusionen und Arbeitsgemeinschaften. Der Präses hat das sehr korrekt gesagt. Auch die Arbeitsgemeinschaften sind Vereinigungen, und wir sehen, dass viele Arbeitsgemeinschaften zufrieden sind und gut miteinander arbeiten. Gar kein Problem. Von Zwang kann gar keine Rede sein. Die Kirchenleitung verfolgt nur das, was Sie als das maßgebende Organ unserer Kirche sich selber und uns hier aufgetragen haben. In der Synode, nicht mehr in der Kirchenleitung, kam in den Beratungen der Gedanke eines Schlussgesetzes auf. Das war, soweit ich mich erinnere, nicht die Erfindung der Kirchenleitung. Sie verlangen von der Kirchenleitung immer deutliche Ziele. Und das Ziel der Kirchenleitung ist deutlich benannt: Verringerung der Zahl der Dekanate durch Fusionen. Das bedeutet keinen Zwang, aber wir müssen ein Ziel benennen, auch damit wir uns auseinandersetzen können, wie wir zielorientiert miteinander unsere Kirche dahin bringen, wo wir sie haben wollen. Deshalb noch einmal, Herr Kinzer, zur Deutlichkeit: Auch die Kirchenleitung betrachtet die Arbeitsgemeinschaften als Vereinigungen und behandelt sie genauso fair und nicht anders als die Fusionen. Dort, wo Dekanate auf dem Weg sind zu Fusionen - ich erwähne noch einmal Bad Homburg und Usingen - behandelt die Kirchenleitung diese Dekanate, die auf dem Weg zueinander sind, genauso fair und hilfreich wie alle anderen auch. Ich sehe deutlich, dass wir in der Projektsteuerung, bei der Frage, wie es weitergehen soll, klarer sein müssen. Das haben wir von den DSV-Vorsitzenden deutlich gehört, dass wir da die Dekanate in die Projektsteuerung mehr einbinden müssen. Das wird auch in jedem Fall geschehen. Ich möchte nur noch einmal sagen: Ich spüre auch sehr viel Ängste, dass Sie von der Kirchenleitung gezwungen werden könnten zu irgendetwas im Blick auf die Fusionen. Das kann die Kirchenleitung gar nicht. Sondern wir ermuntern Sie, dieses zu tun, weil wir bisher aus der Synode wahrgenommen haben, dass Sie die Zahl der Dekanate verkleinern wollen. Ich glaube auch nicht, dass sich da bisher die Beschlusslage geändert hat. Natürlich gibt es regionale Besonderheiten, und die sind bisher noch nicht hinlänglich beachtet worden. Aber dazu sind wir ja im Gespräch, so dass wir das besser machen können, als es vielleicht in der Vergangenheit gewesen ist. Aber ich bitte auch die Synode, die Dekanate, die sich aufeinander zu bewegen und darin einen Sinn sehen, in ihrem sinnvollen Streben nicht zu behindern.