AUS: FRANKFURTER RUNDSCHAU VOM 29. NOV. 2003 KOMMENTAR Solidarisch VON PETER HANACK Es macht das Wesen eines solidarischen Systems aus, dass der eine für den anderen eintritt, der Starke den Schwachen stützt, dauerhaft und verlässlich. Wer sich aus diesem System verabschiedet, verabschiedet sich aus der Verantwortung für jene, die zurück bleiben. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat entschieden, die Pensionen ihrer Beamten nicht mehr über die Not leidende gesetzliche Rentenversicherung finanzieren zu lassen. 6,6 Millionen Euro kann sie damit jährlich sparen, 100 Arbeitsplätze in der Kirche erhalten, soziale und kirchliche Dienste weiterführen, die sie sonst womöglich hätte einschränken müssen. Das sind gute Gründe fürs Sparen. Der Entschluss der Synode hat aber noch eine andere als bloß pragmatische Qualität. Die EKHN hat den Kreis der Solidarität enger gezogen und neu beschrieben: als eine Solidarität mit sich selbst, ihren Mitarbeitern und den Menschen, denen deren Arbeit zugute kommt. Die guten Gründe, die die Mehrheit der Synodalen dazu bewegt haben mögen, dem Austritt aus der gesetzlichen Rentenversicherung zuzustimmen, machen diese Entscheidung rational nachvollziehbar. Den von den Kritikern so verstandenen symbolhaften Akt der Entsolidarisierung können aber die besten Gründe nicht aufheben.